Studie zeigt bedrohliche Folgen von Tattoos: Krebs-Risiko um bis zu 21 Prozent erhöht
Tätowierte Menschen haben ein höheres Risiko, an Lymphomen zu erkranken. Experten fordern nun weitere Untersuchungen zur Langzeitwirkung von Tattoos.
Lund – Tätowierungen sind längst Teil der Mainstream-Kultur und erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit. Ob farbenfrohe Kunstwerke oder minimalistische Designs – Tattoos betonen die Individualität und persönliche Ästhetik vieler Menschen. Mindestens zwölf Prozent der Menschen in Europa tragen ein Tattoo und in der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen liegt dieser Anteil, laut EU, sogar bei rund 24 Prozent.
Doch neben der kreativen Ausdruckskraft rücken mögliche gesundheitliche Risiken vermehrt in den Fokus der Forschung. Eine aktuelle schwedische Studie legt nahe, dass Tätowierungen das Risiko erhöhen könnten, an malignen Lymphomen zu erkranken.
Gefährlicher Körperkult? Tätowierfarben und ihre chemischen Inhaltsstoffe
Tätowierfarben enthalten eine Mischung aus verschiedenen chemischen Substanzen, darunter Metalle wie Chrom, Nickel und Blei sowie aromatische Amine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Viele dieser Stoffe sind als krebserregend bekannt. Beim Tätowieren wird die Farbe durch Nadeln tief in die Haut eingebracht, was eine Immunreaktion auslöst. Die Farbe gelangt dabei nicht nur in die Haut, sondern wandert auch in die Lymphknoten, wo sich Pigmente und andere chemische Stoffe ablagern können.
Studien zeigen, dass diese chemischen Stoffe in den Lymphknoten möglicherweise Entzündungen hervorrufen, die wiederum zur Entstehung von Krebs beitragen könnten. Besonders kritisch ist, dass die gesundheitlichen Langzeitfolgen dieser Ablagerungen bislang kaum erforscht sind. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Tätowierfarben im Zusammenhang mit dem Auftreten von malignen Lymphomen stehen könnten.
Erhöhtes Krebsrisiko durch Tattoos: Schwedische Studie gibt neue Einblicke
Eine schwedische Studie hat nun erstmals den Zusammenhang zwischen Tattoos und einem erhöhten Lymphomrisiko untersucht. Dabei wurden Daten von 11.905 Personen analysiert, von denen insgesamt 2938 an einem Lymphom erkrankten. Die Studie fand heraus, dass der Anteil der tätowierten Personen in der Gruppe der Lymphom-Patienten bei 21 Prozent lag, in der gesunden Kontrollgruppe waren es 18 Prozent.
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Besonders auffällig war, dass das Risiko in den ersten zwei Jahren nach dem Stechen eines Tattoos am höchsten war und nach etwa elf Jahren erneut anstieg. Interessanterweise war die Größe des Tattoos irrelevant– ob kleines Motiv oder großflächige Tätowierung – für den Einfluss auf das Krebsrisiko.
Die genaue Ursache, warum Tattoos das Risiko für Lymphome erhöhen könnten, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass die Chemikalien in den Tätowierfarben durch ihre Ablagerung im Lymphsystem langfristige immunologische Veränderungen auslösen können. Diese Veränderungen könnten das Krebsrisiko erhöhen, da das Immunsystem möglicherweise geschwächt wird und krebserregende Stoffe weniger effektiv bekämpfen kann. Insbesondere das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom und das follikuläre Lymphom scheinen mit Tätowierungen in Zusammenhang zu stehen.
EU-Regulierung: REACH-Verordnung für sicherere Tätowierfarben?
„Die Ergebnisse müssen nun in anderen Studien verifiziert und weiter untersucht werden. Vor allem auch, weil Lymphome eine seltene Krankheit sind und unsere Ergebnisse auf eine einzige retrospektive Fall-Kontroll-Studie beruhen“, erklärte Christel Nielsen, Hauptautorin der Studie und Professorin in der Abteilung für Arbeits- und Umweltmedizin der Universität Lund.
Die Europäische Union hat bereits auf die chemischen Gefahren von Tätowierfarben reagiert. Mit der REACH-Verordnung von 2023 wurden Pigmente und Chemikalien, die als besonders gefährlich gelten, wie Blau 15:3 und Grün 7, in Tätowierfarben verboten. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Verwendung von krebserregenden und giftigen Substanzen zu verringern und die Sicherheit der Kunden zu gewährleisten. Zwar minimieren diese Regulierungen das Risiko, jedoch bleibt die Frage nach den Langzeitfolgen von bereits abgelagerten Pigmenten im Körper.
Trotz dieser Unsicherheiten sollten tätowierte Personen nicht in Panik geraten. Wer sich für eine Tätowierung entscheidet, kann sich bewusst für professionelle Studios mit zertifizierten Farben entscheiden, die keine bekannten krebserregenden Stoffe enthalten. Auch beim Haarefärben ist Vorsicht geboten. Eine im September 2024 veröffentlichte Studie zeigt auf, dass auch häufiges Haare färben das Krebsrisiko erhöhen kann. (ls)