Studie enthüllt neuen Indikator, der das Krebs-Risiko um 16 Prozent erhöht
Das biologische Alter könnte ein entscheidender Faktor für das Darmkrebsrisiko sein. Forschende empfehlen, früher mit der Krebsvorsorge zu beginnen.
Kassel – Jährlich werden in Deutschland hunderttausende Krebsdiagnosen gestellt, wobei Darmkrebs allein im Jahr 2020 über 50.000 Menschen betraf, wie aus den Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten hervorgeht. Und die WHO rechnet bis 2050 mit deutlich mehr Krebsfällen in Deutschland. Das Sylvester Comprehensive Cancer Center der University of Miami hat kürzlich eine Mitteilung veröffentlicht, die einen unerwarteten Risikofaktor aufdeckt. Besonders beunruhigend ist, dass immer mehr Menschen unter 50 Jahren betroffen sind.
Studie offenbart einen unerwarteten Risikofaktor für Darmkrebs
Das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren, sich einer Darmkrebsvorsorge zu unterziehen. Die Studie deutet jedoch darauf hin, dass das chronologische Alter möglicherweise nicht der entscheidende Faktor ist. Bereits jetzt erkranken immer mehr Jüngere an aggressivem Darmkrebs. Vielmehr scheint daher das biologische Alter eine Rolle bei der Entwicklung von Darmpolypen zu spielen, die als bekannter Risikofaktor für Darmkrebs gelten.
Was sind das biologische und chronologische Alter?
Neben dem chronologischen Alter, das die tatsächlichen Lebensjahre widerspiegelt, gibt es auch das biologische Alter, das den allgemeinen körperlichen Zustand einer Person beschreibt. Es ist durchaus denkbar, dass ältere Menschen biologisch jünger sein können und umgekehrt. Das biologische Alter wird durch genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und Lebensgewohnheiten beeinflusst.
Quelle: AOK
Das biologische Alter könnte ein entscheidender Faktor für das Darmkrebsrisiko sein
„Das biologische Alter ist ein interessantes Konzept und führt zu der Vorstellung eines beschleunigten Alterns, wenn das biologische Alter das chronologische Alter übersteigt“, erklärt Dr. Shria Kumar, Darmkrebsforscherin am Sylvester Comprehensive Cancer Center, das zur Miller School of Medicine der Universität Miami gehört. Sie fügt hinzu, dass beschleunigtes Altern sogar ein Indikator für verschiedene Krebsarten sein könnte. Erste Anzeichen für Darmkrebs können bereits zehn Jahre vor der Diagnose auftreten.

Die Bestimmung des biologischen Alters könnte dazu beitragen, das Risiko einer Krebserkrankung oder sogar einer Frühform von Krebs zu ermitteln. Dies würde die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessern. Andere Studien stellten bereits fest, dass immer mehr jüngere Menschen an Krebs erkranken. Auffällig ist, dass laut Daten der American Cancer Society immer mehr Menschen unter 50 Jahren an Darmkrebs erkranken. Seit 2011 steigt die Zahl jährlich um etwa zwei Prozent. Die Forscher schlagen daher vor, die Vorsorgeuntersuchungen fünf Jahre früher zu beginnen.
Darmkrebsvorsorge: Biologisches Alter könnte entscheidend sein
In der Studie wurden Personen unter 50 Jahren einer Darmspiegelung unterzogen. Das Forschungsteam bewertete anschließend das biologische Alter der Patienten und verglich es mit den Ergebnissen der Untersuchung. Die Forschenden stellten fest, dass das beschleunigte Altern das Risiko für Polypen um ganze 16 Prozent erhöhen kann.
„Das Altern hat viele Facetten, und wir brauchen größere Studien, um festzustellen, ob das biologische Alter der meisten Menschen mit ihrem chronologischen Alter übereinstimmt“, betont Dr. Kumar. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass das biologische Alter wertvolle Gesundheitsinformationen liefern kann.
Männer erkranken häufiger an Darmkrebs als Frauen – weitere Forschung notwendig
Es gibt einige Faktoren, die sowohl das Risiko für Darmkrebs im Frühstadium als auch das biologische Alter einer Person erhöhen. Dazu gehören Übergewicht, Alkoholkonsum und andere Lebensstilfaktoren. Männer sind generell häufiger von Darmkrebs betroffen als Frauen. „Während ich das biologische Alter für interessant und vielleicht sogar aufregend halte, war der stärkste Risikofaktor für einen präkanzerösen Polypen das männliche Geschlecht“, stellt Dr. Kumar fest.
Die häufigste Krebsart bei Männern ist jedoch Prostatakrebs, die am besten auch frühzeitig erkannt wird. Männer nehmen jedoch seltener an Vorsorgeuntersuchungen teil als Frauen, was die Situation zusätzlich erschwert. Nun gilt es herauszufinden, warum das Geschlecht ein so unterschiedliches Risiko darstellt. Dr. Kumar betont jedoch, dass weitere Forschung notwendig ist. (kiba)