Kampf gegen Demenz - Experten optimistisch: Neue Alzheimer-Medikamente könnten Millionen helfen

Weltweit leiden etwa 55 Millionen Menschen an Demenz. Medizin-Experten sehen nun eine neue Hoffnung im Kampf gegen die Krankheit. Innovative Pillen könnten bald dazu beitragen, Alzheimer aufzuhalten oder zu verlangsamen, wie „The Guardian" berichtet.

Experten loben neue Ära im Kampf gegen Alzheimer

Jeff Cummings, Professor für Hirnforschung an der Universität von Nevada, sieht die Medizin an einem Wendepunkt: „Wir befinden uns wirklich in einer neuen Ära. Wir haben die Tür geöffnet, um die Biologie der Alzheimer-Krankheit zum Wohle unserer Patienten zu verstehen und zu beeinflussen“, betont er gegenüber der Zeitung.

Die zwei neuen Medikamente, Lecanemab und Donanemab, von Eisai und Biogen sowie Eli Lilly, wurden erst kürzlich in westlichen Ländern zugelassen, darunter im Vereinigten Königreich und in den USA. Lecanemab und Donanemab, die die Entfernung von Amyloid-Plaque im Gehirn fördern, könnten den Krankheitsverlauf um etwa 30 Prozent verlangsamen.

Hohe Kosten und technische Hürden

Die hohen Kosten und komplexe Anwendung erschweren jedoch den weltweiten Zugang zu dem neuen Medikament. Beide Medikamente sind in Großbritannien noch nicht über das öffentliche Gesundheitssystem NHS („National Health Service“) verfügbar, da die Behandlung pro Patient zwischen 20.000 und 25.000 Pfund (etwa knapp 30.000 Euro) im Jahr kosten könnte. Außerdem benötigen die neuen Medikamente zusätzliche Tests und Scans, die den Preis verdoppeln könnten. 

Der Professor für Hirnforschung, Cummings, betonte jedoch, dass die Erkenntnisse über Alzheimer grundlegende Wege zu neuen Therapien öffnen könnten. Barbara Barbarino, Geschäftsführerin von Alzheimer's Disease International (ADI), verweist auf notwendige Preisreduktionen und Veränderungen in der Wahrnehmung von Demenz, damit auch ärmere Länder, die am meisten von der Krankheit betroffen sind, profitieren können.

Zulassung von Alzheimer-Medikament in Deutschland steht noch aus

Bereits im Jahr 2023 wurde in den USA ein Alzheimer-Medikament zugelassen. Leqembi gilt als erstes erforschtes Mittel, das nachweislich den fortschreitenden Abbau kognitiver Fähigkeiten bremst. Experten warnen jedoch vor Nebenwirkungen. Bei klinischen Tests war es vereinzelt zu Hirnschwellungen und Blutungen gekommen.

Bis der Wirkstoff in Deutschland erhältlich ist, könnte noch ein wenig dauern, da die Zulassung durch die EU-Kommission noch aussteht. Zudem ist der Hersteller unter anderem dazu verpflichtet worden, ausführliche Handreichungen und Schulungen unter anderem für Ärzte auszuarbeiten und ein Beobachtungsregister anzulegen.

6 Maßnahmen reduzieren das Risiko für neurologische Krankheiten

Knapp 3,4 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt leiden an Erkrankungen des zentralen Nervensystems, zu welchen auch die Alzheimer-Demenz zählt. Die Zahl der Betroffenen soll nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) weiter steigen. Zudem wird es Schätzungen zufolge zukünftig mehr Schlaganfall- und Demenzpatienten geben. 

Um das Risiko einer solchen Erkrankung zu reduzieren, sollen laut Angaben der Institution bereits sechs Maßnahmen helfen:

  • Viel körperliche Aktivität
  • Gesund ernähren
  • Ausreichend schlafen
  • Sozialkontakte pflegen und soziale Isolation vermeiden
  • Schädigende Stoffe, (bspw. Alkohol, Drogen und Tabak) vermeiden
  • Volkskrankheiten gut kontrollieren (bspw. Bluthochdruck, Diabetes)

Herz- und Gefäßerkrankungen erhöhen Demenzrisiko

Kardiologen warnen zudem vor drei häufigen Herzerkrankungen, die das Demenzrisiko deutlich erhöhen. Die American Heart Association (AHA) hat in einer wissenschaftlichen Erklärung den Zusammenhang zwischen Herz-Erkrankungen und der Gehirngesundheit hervorgehoben. 

Laut AHA leiden 50 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz an kognitiven Beeinträchtigungen. Auch Vorhofflimmern erhöht das Risiko für kognitive Probleme um 39 Prozent. Menschen mit Koronarer Herzkrankheit haben ein um 27 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken.