Zulassung für neues Alzheimer-Medikament noch in diesem Jahr? „Besorgniserregende“ Nebenwirkungen möglich

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Ein neues Alzheimer-Medikament könnte schon bald zugelassen werden. Das Präparat verspricht große Erfolge für Betroffene, aber birgt auch mögliche Nebenwirkungen.

Kassel – Weltweit erkranken jedes Jahr Millionen Menschen an einer Demenz. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren Alzheimer und andere Demenz-Erkrankungen vor der Corona-Pandemie sogar die siebthäufigste Todesursache. Doch es gibt Hoffnung: Ein neues Medikament befindet sich in den USA derzeit auf dem Weg der Zulassung.

Weg frei für neues Alzheimer-Medikament: Gremium stimmt für Wirksamkeit von Donanemab

Im vergangenen Jahr hat der Pharmakonzern Eli Lilly einen Antrag zur Zulassung eines neuen Alzheimer-Medikaments bei der Food and Drug Administration (FDA), der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde, eingereicht. Ein externes Gremium aus Fachleuten hat am Montag (10. Juni) einstimmig für die Wirksamkeit des Präparats Donanemab gestimmt, berichtet das Time-Magazin. Somit würden die Vorteile gegenüber den Risiken überwiegen.

Ende des Jahres könnte ein neues Alzheimer-Medikament auf den Markt kommen.
Ende des Jahres könnte ein neues Alzheimer-Medikament auf den Markt kommen. © Jakub Porzycki/imago

Damit wurde eine wichtige Hürde zur Zulassung genommen. Die FDA wird das Votum des Gremiums in ihre Entscheidung einfließen lassen, die Ende des Jahres erwartet wird. Zwar muss die Behörde der Empfehlung nicht nachgehen, dies ist in der Vergangenheit aber oft der Fall gewesen. Es seien laut Gremium vorher allerdings noch weitere Studien notwendig, insbesondere mit Personen, die eine höhere genetische Veranlagung für Alzheimer haben.

Neues Alzheimer-Medikament mit vielversprechenden Ergebnissen

Donanemab soll vor allem im frühen Stadium von Alzheimer helfen, indem es den Krankheitsverlauf bremst. Das Präparat „ist ein Antikörper, der auf schädliche Proteinablagerungen im Gehirn abzielt, die sogenannten Amyloid-Plaques“, informiert die Alzheimer Forschung Initiative. Da es nur im frühen Stadium hilft, ist es wichtig, die Demenz-Erkrankung früh zu erkennen.

Bisherige Ergebnisse zeigten: 47 Prozent der Studienteilnehmenden wiesen nach Einnahme des Medikaments ein Jahr lang keine klinischen Verschlechterungen auf. Auch nach Absetzen des Präparats profitierten sie davon. Obwohl der Wirkstoff die Ursachen der Erkrankung angeht, kann er den geistigen Verfall aber nicht aufhalten oder rückgängig machen.

Vier Stadien von Alzheimer (Quelle: Alzheimer Forschung Initiative):

  • Leichte kognitive Störung (verminderte Leistungsfähigkeit)
  • Frühes Stadium (Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Orientierung, Stimmungsschwankungen, Depression)
  • Mittleres Stadium (Störung des Langzeitgedächtnisses, Verhaltensänderungen, zunehmend auf Unterstützung angewiesen)
  • Spätes Stadium (Beweglichkeit und Sprechvermögen nimmt ab, Immunsystem geschwächt, dauerhaft auf Pflege angewiesen)

„Nicht auf die leichte Schulter nehmen“: Diese Nebenwirkungen sind möglich

Ohne Nebenwirkungen kommt das Alzheimer-Medikament aber nicht aus. Bei 24 Prozent der Teilnehmenden traten der Initiative zufolge „besorgniserregende“ Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen auf. Bisher sind drei Menschen infolge von Hirnschwellungen oder -blutungen nach der Einnahme gestorben.

„Diese Nebenwirkungen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, sagte Studienleiterin Liana Apostolova, Professorin für Alzheimerforschung an der Indiana University School of Medicine, gegenüber Reuters im vergangenen Jahr. Diese könnten aber durch Überwachung mit Magnetresonanztomografie (MRT) oder Absetzen des Medikaments minimiert werden.

Neues Alzheimer-Medikament auf dem Weg: Zulassung auch in Europa?

In Europa wurde für Donanemab noch keine Zulassung beantragt. Ein ähnliches Medikament wurde aber bereits im vergangenen Juni in den USA zugelassen. Eine Zulassung von Leqembi für Europa wird derzeit noch geprüft. Die bisher zugelassenen Medikamente gegen Alzheimer zielen hauptsächlich auf die Linderung der Symptome ab.

Eine Heilung für Alzheimer ist derzeit noch nicht absehbar. „Wir arbeiten seit 38 Jahren auf diesem Gebiet und haben 8 Milliarden Dollar investiert, und bis heute stehen wir mit leeren Händen da“, sagte Dave Ricks, Vorstandschef von Eli Lilly, der FAZ. Einen Durchbruch in der Forschung gab es auch bei einem Nasenspray gegen Alzheimer. Dabei kann ein neuer Test helfen, Alzheimer fünf Jahre früher zu erkennen. (kas)

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