Neues Alzheimer-Medikament bremst Krankheit aus: Für diese Patienten ist es geeignet
Hoffnung bei Demenz: Die Therapie mit dem Antikörper Lecanemab wird in der EU zugelassen. Sie könnte die Behandlung von Patienten revolutionieren.
Für viele Demenz-Erkrankte und ihre Angehörige gibt es neue Hoffnung in der Therapie von Alzheimer: Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat sich Informationen von Tagesschau Online zufolge erstmals für die Zulassung einer bestimmten Alzheimer-Behandlung für die EU ausgesprochen. Im Juli hatte die EMA eine Zulassung noch abgelehnt.
EMA spricht sich nun doch für Zulassung von Alzheimer-Medikament aus – mit einer Einschränkung

Bisherige Alzheimer-Therapien behandelten nicht die ursächlichen Prozesse im Gehirn, sondern nur die Symptome der Erkrankung. Die Behandlung mit dem Antikörper Lecanemab zielt nun auf zugrundeliegende Krankheitsprozesse ab und könnte dadurch die Therapie von Alzheimer revolutionieren. Die EMA empfiehlt die Zulassung von Lecanemab zur Behandlung von leichten kognitiven Beeinträchtigungen (z. B. Gedächtnis- und Denkstörungen) sowie für eine leichte Demenz in einem Frühstadium der neurodegenerativen Erkrankung. Das Medikament soll jedoch nicht für alle Patienten eingesetzt werden.
Wie funktioniert die Therapie mit Lecanemab?
Der Antikörper Lecanemab verbessert nicht die Symptomatik bei Alzheimer. Stattdessen bremst er das Fortschreiten der Krankheit, indem er das Proteinfragment beta-Amyloid (Aß) aus dem Gehirn entfernt. Es wird angenommen, dass Amyloid ß am Beginn einer Kaskade der neuronalen pathologischen Veränderungen im Gehirn steht.
Alzheimer behandeln: Für wen Lecanemab geeignet ist
Laut der Empfehlung der EMA soll das Mittel nur bei Patienten mit Alzheimer verwendet werden, die lediglich eine oder keine Kopie von ApoE4 haben. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Form des Gens für das Protein Apolipoprotein E. Bei dieser Patientengruppe ist die Wahrscheinlichkeit für bestimmte schwerwiegende Nebenwirkungen, wie etwa Schwellungen und Blutungen im Gehirn, geringer als bei Personen mit zwei Kopien von ApoE4. Als die Zulassung im Juli abgelehnt wurde, hieß es, dass das Risiko schwerer Nebenwirkungen des Antikörpers höher zu bewerten sei als die erwartete positive Wirkung. Daraufhin hatten die Hersteller des Präparats eine zweite Prüfung beantragt.
Nachdem bei der erneuten Prüfung auch Untergruppen von Patienten analysiert wurden, spricht sich die EMA nun für eine Zulassung aus. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass in der begrenzten Population der Nutzen von Lecanemab bei der Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheitssymptome größer ist als die Risiken. Allerdings müsse es zwingend Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken geben. Sie raten dazu, regelmäßig MRT-Scans bei Patienten und zusätzliche Scans bei Symptomen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel durchzuführen
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Wann wird das Arzneimittel in Deutschland verfügbar sein?
Experten wie Frank Jessen vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Köln gehen laut Tagesschau Online davon aus, dass das Medikament in Deutschland relativ schnell verfügbar sein wird. Bis es an den Fachzentren eine abgestimmte und verantwortungsbewusste Einführung der Therapie gibt, dürfte es jedoch noch ein wenig dauern. Laut Jessen könnte es jedoch sein, dass Ärzte es bereits vorher abgeben, wenn Patienten bereit sind, es selbst zu bezahlen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.