Besonders Sportler betroffen: Neue Studie zeigt, was Alzheimer begünstigen kann
Gründe für Alzheimer spielen in der Demenz-Forschung eine tragende Rolle. Nun legt eine Studie aus Großbritannien einen neuen, überraschenden Zusammenhang nahe.
München – Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Demenz. Als Oberbegriff für rund 50 verschiedene Krankheitsbilder kann eine Demenz-Erkrankung viele Gesichter haben. Sie alle aber eint, dass Erkrankte eine stetige Verminderung ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit erleben, die bei schweren Verläufen gar zu einem vollständigen Verlust des Wahrnehmungsvermögens führen kann. In vielen Fällen geht das mit einem erhöhten Pflegegrad und Pflegebedürfnis von Erkrankten einher und stellt auch Angehörige vor große Herausforderungen.
Am häufigsten tritt eine Demenz in Form einer Alzheimer-Erkrankung (Morbus Alzheimer) zutage, insgesamt macht sie rund zwei Drittel aller Demenz-Fälle aus. Zwar können Bewegung, ausgewogene Ernährung und geistiges Training ihr vorbeugen, doch existieren auch eine Reihe von Risikofaktoren, die Alzheimer begünstigen können. Und für diese legt eine jüngst veröffentlichte britische Studie nun einen neuen, durchaus überraschenden Zusammenhang nahe.
Britische Studie legt Zusammenhang von Herpes-Viren, Kopfverletzungen und Alzheimer nahe
Die Entstehung von Alzheimer ist in der Demenz-Forschung eine wichtige Frage und Gegenstand zahlreicher Erhebungen, und doch sind ihre Ursachen noch nicht abschließend geklärt. Klar ist jedoch: Bei Betroffenen kommt es zu einem Abbau von Nervenzellen im Gehirn, die ihre geistige Leistungsfähigkeit und ihr Wahrnehmungsvermögen deutlich beeinträchtigen. Bei manchen Demenz-Arten schreitet dieser Prozess mit zunehmender Krankheit voran, wie etwa bei Alzheimer.

Aktuell geht die Alzheimer-Forschung davon aus, dass Ablagerungen von zwei schädlichen Proteinen maßgeblich für den Abbau von Nervenzellen im Gehirn Betroffener verantwortlich sind: und zwar Verklumpungen von Amyloid-beta und Tau-Fibrillen. Doch offenbar weisen auch Herpes-Viren und Kopfverletzungen wie insbesondere Gehirnerschütterungen ein Risiko auf, die Entstehung einer Alzheimer-Demenz unter bestimmten Umständen zu begünstigen.
Herpes-Viren können durch Stöße auf den Kopf reaktiviert werden – das kann Alzheimer begünstigen
Jene Vermutung zumindest konnten Forscher des Instituts für Bevölkerungsalterung der Universität Oxford gemeinsam mit Angehörigen der Universitäten Manchester und Tufts als zutreffend darstellen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Science Signaling. Wie die Forschenden herausfanden, können Herpes-Viren ein gesamtes Leben lang im menschlichen Körper überdauern und zu den gefürchteten Ablagerungen (englisch: „Plaques“) im Gehirn führen, wenn sie auf bestimmte Weise „geweckt“, also reaktiviert werden.
„Wecken“ lassen sich langfristig im Körper schlummernde Herpes-Viren etwa durch Erschütterungen und Verletzungen des Kopfes, wie die Wissenschaftler es als bedeutendes Ergebnis ihrer Studie in Science Signaling herausstellten. Zu ihm gelangten sie, indem sie ein biotechnologisch erzeugtes Modell menschlichen Gehirngewebes einer Reihe leichter Stöße aussetzten.
Sie beobachteten, wie leichte Stöße die ruhenden Herpes-Viren aktivierten. „Diese Reaktivierung löste Entzündungen, die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques und die Bildung schädlicher Tau-Proteine aus“, resümierte Leslie K. Ferrarelli, die als Forscherin an der Studie beteiligt war. Und weil jene Proteine dafür bekannt sind, neurodegenerative Prozesse im Gehirn und darunter auch eine Alzheimer-Demenz in Gang zu bringen, fügt Ferarelli an: „Die Ergebnisse stellen eine direkte Verbindung zwischen zwei Risikofaktoren in einem Mechanismus her, der zur Demenz-Erkrankung beitragen kann.“
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Schutz vor Alzheimer – Experten raten, Kopfverletzungen zu vermeiden
Während den Forschenden mit dem Zusammenhang von Kopfverletzungen und einer Reaktivierung von Herpes-Viren als Grund einer Alzheimer-Demenz nun eine neue wichtige Erkenntnis im Kampf gegen die bedrohliche Krankheit gelang, stehen Einwirkungen auf den Schädel schon lange als Risikofaktor für Demenz-Erkrankungen fest. Mit der chronisch-traumatischen Enzephalopathie (CTE) existiert sogar eine Demenz-Form, für deren Entstehung Kopfverletzungen eine besonders gewichtige Rolle spielen.
Erstmals beschrieben worden war es von US-Forschenden in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts als „Punch-Drunk-Syndrom“. Anlass für die damalige Untersuchung hatte eine mitunter auffällige Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit von Profiboxern gegeben, die im Training oder bei Wettkämpfen bekanntlich einer hohen Zahl von Schlägen auf den Kopf ausgesetzt sind.
Weil besonders Kontaktsportarten, und damit neben solchen aus dem Kampfsport auch zahlreiche Mannschaftssportarten wie Fußball oder Basketball ein erhöhtes Potenzial für Kopfverletzungen bieten, mahnt etwa der Verein Alzheimer Forschung Initiative e.V. auf ihrer Website davor, den Kopf beim Sport zu schützen und unnötige Erschütterungen zu vermeiden – selbst leichte. Und das nicht nur, weil es für CTE-Betroffene noch keine Therapie gibt, sondern weil Kopfverletzungen eben auch eine Alzheimer-Demenz begünstigen können. (fh)