Neue Studie zur Alzheimer-Diagnose: Hoffnung auf eine bessere Früherkennung
Hoffnung gegen Alzheimer: Eine Studie zeigt, dass veränderte Gehirndurchblutung ein Schlüssel zur Diagnose sein könnte. Forscher sehen großes Potenzial.
Lancaster – Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und betrifft weltweit Millionen Menschen. Laut World Health Organisation (WHO) leiden mehr als 55 Millionen Menschen weltweit an Demenz – eine Zahl, die bis 2030 voraussichtlich auf 78 Millionen steigen wird. Etwa 70 Prozent der Demenzerkrankungen werden durch die Alzheimer-Krankheit verursacht, wobei die vaskuläre Demenz, verursacht durch Schäden an den Blutgefäßen, 20 Prozent der Fälle ausmacht.
Trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Ursachen nicht vollständig geklärt. Eine neue Studie der Lancaster University, veröffentlicht in Brain Communications, untersucht nun einen innovativen Ansatz: Veränderungen der Gehirndurchblutung könnten eine zentrale Rolle spielen.

Neue Erkenntnisse in der Alzheimer-Forschung: Das Zusammenspiel von Blutgefäßen und Gehirn
Das Gehirn wird über ein komplexes System aus Blutgefäßen und Nervenzellen versorgt. Forscher der Lancaster University haben nun festgestellt, dass diese Kopplung bei Alzheimer-Patienten gestört ist. Dieses System sorgt für die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Energie. „Alzheimer könnte durch eine unzureichende Versorgung des Gehirns mit Nährstoffen über die Blutgefäße entstehen“, erklärte Professorin und Hauptautorin der Studie Aneta Stefanovska von der Lancaster University.
Für die Studie wurde eine innovative Technik genutzt, die elektrische Gehirnaktivität und Sauerstoffversorgung gleichzeitig misst. Dazu kamen Elektroenzephalografie (EEG), funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) und Herzfrequenzmessungen zum Einsatz. Ziel war es, die „neurovaskuläre Phase Coherence“ – also die Synchronisation zwischen neuronaler Aktivität und Blutfluss – zu analysieren.
Die Resultate zeigten deutliche Unterschiede: Die Alzheimer-Gruppe wies im Vergleich zur Kontrollgruppe eine erheblich verringerte Synchronisation zwischen Gehirnaktivität und Blutfluss auf. Auffällig war zudem eine erhöhte Atemfrequenz – im Schnitt 17 statt 13 Atemzüge pro Minute. Dieser bislang wenig beachtete Aspekt könnte auf eine gestörte Sauerstoffversorgung des Gehirns hinweisen, da Alzheimer offenbar die enge Verbindung zwischen Blutfluss und neuronaler Aktivität beeinträchtigt. Zudem sehen die Forscher entzündliche Prozesse im Gehirn als mögliche Ursache. „Dies ist eine interessante – meiner Meinung nach revolutionäre – Entdeckung, die eine völlig neue Welt in der Erforschung der Alzheimer-Krankheit eröffnen könnte“, betonte Professorin Stefanovska.
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Bedeutung für die Alzheimer-Diagnose: Neue Messmethode liefert vielversprechende Ergebnisse
Bisher konzentrierten sich viele Behandlungsansätze auf die Bekämpfung von Proteinablagerungen im Gehirn. Doch dieser Ansatz brachte bislang keine entscheidenden Fortschritte. Die neuen Erkenntnisse legen nahe, dass das Blutgefäßsystem eine größere Rolle spielt als bisher angenommen. Laut Dr. Bernard Meglič vom University Medical Centre Ljubljana könnte eine gestörte Gehirndurchblutung dazu führen, dass schädliche Eiweiße nicht richtig abgebaut werden. Dies könnte den Krankheitsverlauf beschleunigen, so die Forscher. Ein großer Vorteil der neuen Methode ist ihre Einfachheit und Kosteneffizienz. „Wir konnten zeigen, dass Alzheimer einfach, nicht-invasiv und kostengünstig diagnostiziert werden kann“, erklärte Stefanovska. Ihr Team erwägt nun die Gründung eines Start-ups, um die Technologie weiterzuentwickeln.
Die Forschung hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte in der Demenz- bzw. Alzheimer-Forschung gemacht. So haben Wissenschaftler der Universitäten Lund und Malmö bewiesen, dass ein Bluttest Alzheimer mit hoher Präzision erkennen kann. Dazu wurden in den USA die ersten Medikamente, Donanemab und Leqembi, zugelassen, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. Diese Medikamente sind jedoch mit schweren Nebenwirkungen in Verbindung gebracht worden. Weswegen sie auf dem europäischen Markt nicht zugelassen wurden, wie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft – ein Fachausschuss der Bundesärztekammer – Anfang Januar 2025 berichtete. (ls)