Neue Studie verspricht Durchbruch bei Alzheimer-Behandlung: Substanz könnte Symptom erheblich lindern
Die Alzheimer-Erkrankung ist für Betroffene eine große Belastung. Eine Tablette könnte ein Symptom nun aber um 30 Prozent lindern.
Frankfurt – Eine Studie aus den USA liefert neue Erkenntnisse zur Behandlung von Alzheimer-Patienten. Im Fokus steht besonders ein Symptom. Es nennt sich Agitation. Die Studienautoren beschreiben es als „eines der belastenden Symptome der Alzheimer-Demenz“. Eine Schlüsselrolle zur Behandlung spielt Cannabis, das 2024 hierzulande legalisiert wurde.
Was ist unter „Agitation“ zu verstehen?
„Agitation in der Medizin ist ein Symptomkomplex, der um eine Unruhe und eine innere Anspannung kreist“, informieren die Oberbergkliniken auf ihrer Website. „Dieser Komplex umfasst die Psychomotorik, also den Einfluss der Psyche auf Bewegungen des Körpers. Bei Agitation können spontane Bewegungen wie Zittern, Ticks und Zuckungen auftreten. Diese Symptome für Unruhe und innere Anspannung und sind nicht beherrschbar für Betroffene.“ Impulsives Handeln sei bei Betroffenen von Agitation häufig zu beobachten.
Studie aus den USA: Acht Jahre Alzheimer-Forschung – Dronabinol-Tabletten im Fokus
Starke Unruhe, so informiert das Bundesgesundheitsministerium (BGM), trete im mittleren Stadium der Demenz auf – einhergehend mit einem „ausgeprägten Bewegungsdrang“. „Mögliche Ursachen sind innere Anspannung und Nervosität, die oftmals durch krankhafte Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden.“
„Es ist die Agitation, nicht der Gedächtnisverlust, der Menschen mit Demenz häufig in die Notaufnahme und in Langzeitpflegeeinrichtungen treibt“, sagt Brent Forester, einer der Studienautoren in einer Mitteilung. Der Unruhe entgegenwirken, soll der Studie der Johns Hopkins Universität in den USA zufolge eine Pillenform von Dronabinol.
Die Studie im Überblick:
- Studienzeitraum: Acht Jahre in einem Zeitraum von März 2017 bis Mai 2024
- Studienteilnehmer: 75 Patienten mit schwerer Alzheimer-Agitation
- Studiendesign: Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. So erhielt ein Teil drei Wochen lang zweimal pro Tag Dronabinol oder ein Placebo. Die Teilnehmenden wurden zuvor und danach Tests unterzogen. Weitere Details können der Studie entnommen werden.
Ergebnisse der Alzheimer-Studie lassen hoffen – Symptom um 30 Prozent reduziert
Das Dronabinol führt laut den Studienergebnissen dazu, dass sich „die Unruhe bei Patienten mit Alzheimer um durchschnittlich 30 Prozent reduziert“. Im Vergleich zu aktuell üblichen Behandlungsformen für Unruhezustände (etwa durch Antipsychotika) habe Dronabinol eine ähnlich beruhigende Wirkung. Der große Vorteil: unerwünschte Nebenwirkungen wie Delirium oder Krampfanfälle würden nicht entstehen.
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Laut dem Deutschen Ärzteblatt handelt es sich bei Dronabinol um den „internationalen Namen für Delta-9-trans-Tetrahydrocannabinol (DELTA 9 THC), dem medizinisch wirksamen Bestandteil der Hanfpflanze“. Die Studienauoren beschreiben Dronabinol als „eine synthetische Form von THC, dem psychoaktiven Hauptinhaltsstoff von Cannabis (Marihuana)“. Dieser sei 1985 von der FDA (Food and Drug Administration) in den USA zur Behandlung von Appetitlosigkeit bei HIV/AIDS-Patienten zugelassen worden und würde aktuell zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Krebs-Patienten verschrieben, die eine Chemotherapie machen.
Cannabis in Deutschland
Generell ist Kiffen für Volljährige seit 1. April 2024 mit Beschränkungen legal. Seitdem erlaubt ist der Anbau von bis zu drei Pflanzen gleichzeitig in Privatwohnungen, aufbewahren darf man bis zu 50 Gramm Cannabis. Seit 1. Juli können nicht-kommerzielle „Anbauvereinigungen“ mit bis zu 500 Mitgliedern an den Start gehen, aber müssen dafür zuerst einmal eine Erlaubnis beantragen.
Die Studienautoren beschreiben die Ergebnisse als „ermutigend“. Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung in Deutschland schreibt, dürfen in Deutschland Arzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabilon sowie getrocknete Cannabisblüten und -extrakte verordnet werden. Zuletzt sorgte auch ein anderes Medikament für neue Hoffnung für Alzheimer-Patienten. (mbr)