„Neue Ära der Forschung“: Alzheimer-Medikament könnte Ausbruch massiv verzögern
Eine Studie macht Hoffnung: Der Ausbruch von Alzheimer könnte massiv hinausgezögert werden. Forscher warnen jedoch davor, diese wichtige Chance liegenzulassen.
Hamm/St. Louis – Alzheimer wird auch heute noch als erschütternde Diagnose wahrgenommen. Die Krankheit ist unheilbar, und trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Ursachen weiterhin unklar. Ein Team unter der Leitung von Experten der Washington University School of Medicine in St. Louis hat nun bedeutende Fortschritte bei der Erforschung neuer Behandlungsmethoden erzielt.
Im Fokus stand die Langzeitwirkung des Medikaments Gantenerumab bei genetisch bedingtem Alzheimer. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht.
Alzheimer-Medikament verzögert Auftreten von Symptomen erheblich
Die Studie untersuchte die langfristige Einnahme von Gantenerumab und deren potenziellen Effekt. Von den 73 Probanden erhielten nur 13 das Medikament über den gesamten Zeitraum von drei Jahren. Frühere Studien mit Gantenerumab, entwickelt von Roche, hatten enttäuscht, da es wie andere Medikamente gegen Amyloid-Ablagerungen bei Alzheimer wirken sollte. Doch wie schnitt es diesmal ab?

Die Forscher stellten fest: „Eine teilweise oder kurzfristige Amyloidentfernung zeigte keine signifikanten klinischen Auswirkungen.“ Bei den Teilnehmern, die das Medikament länger einnahmen, ergab sich jedoch ein anderes Bild: „Eine langfristige vollständige Amyloidentfernung verzögerte jedoch möglicherweise das Auftreten von Symptomen und das Fortschreiten der Demenz.“ Immerhin kann Demenz schon im jungen Alter anfangen.
Langzeitstudien müssen Erkenntnisse noch bestätigen – Forscher sprechen bereits von „neuen Ära“
Das bedeutet, dass eine langfristige Einnahme von Gantenerumab das Auftreten von Alzheimer-Symptomen verzögern oder den Krankheitsverlauf mildern könnte. Professor Randall Bateman, der 2023 für seine Verdienste in der Alzheimer-Forschung ausgezeichnet wurde, betont jedoch, dass Langzeitstudien diese Ergebnisse bestätigen müssen.
Symptome zu Beginn einer Alzheimer-Erkrankung:
- Vergesslichkeit (Gedächtnisprobleme)
- Schwierigkeiten beim Verarbeiten neuer Informationen
- Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit
- Sprachprobleme und Wortfindungsstörungen
- Orientierungsprobleme
- Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben
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Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V.
Bereits zuvor hatten frühere Studienergebnisse für Aufsehen gesorgt. Eine frühzeitige Behandlung mit Anti-Amyloid-Medikamenten kann das Alzheimer-Risiko bei Menschen in ihren 30ern bis 50ern senken. Unter den 73 Teilnehmern mit einer seltenen genetischen Mutation, die zu frühem Alzheimer führt, stachen 22 hervor, die besonders lange behandelt wurden. Sie begannen die Therapie, bevor Symptome auftraten, und nahmen das Medikament durchschnittlich acht Jahre ein, was das Risiko für Symptome halbierte. Dr. Howard Fillit von der Alzheimer’s Drug Discovery Foundation sprach von einer “neuen Ära der Alzheimer-Forschung“.
Studie bringt „ultimatives Ziel“ Alzheimer zu verhindern „einen Schritt näher“
Fillit betonte weiter: „Diese Studie zeigt zum ersten Mal, dass eine frühzeitige Behandlung zur Beseitigung der Ablagerungen vor dem Auftreten von Symptomen den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit verzögern kann, ähnlich wie wir andere chronische Krankheiten behandeln und verhindern.“ Dies bringe die Forschung „unserem ultimativen Ziel, die Krankheit zu verhindern, bevor sie beginnt, einen Schritt näher“.
David Gate von der Northwestern University lobte die Studie trotz der geringen Teilnehmerzahl als „unglaublich wichtig“, wie Associated Press (AP) berichtet. In der nächsten Phase sollen die Probanden mit Leqembi, einem weiteren Anti-Amyloid-Medikament, behandelt werden.
Staatliche Fördermittel lassen nach Finanzierungsbeschränkungen und Massenentlassungen auf sich warten
Bateman erklärte: „Wir wollen über die nächsten fünf Jahre feststellen, wie stark der Schutz ist. Werden sie jemals Alzheimer-Symptome entwickeln, wenn wir sie weiter behandeln?“ Ob die Forschung wie geplant fortgesetzt werden kann, bleibt ungewiss, da sich die politischen Machtverhältnisse in den USA verändert haben.
Fördermittel wurden bei den National Institutes of Health (NIH) beantragt, doch die Bewilligung verzögert sich. Staatliche Finanzierungsbeschränkungen und Massenentlassungen, seit Elon Musk als Berater von Trump agiert, drohen die Forschung zu beeinträchtigen. Es besteht die Sorge, dass sich der Fokus von der Amyloidentfernung abwenden könnte. Der neue NIH-Chef Jay Bhattacharya erklärte, dass „die NIH kein ausreichend breites Spektrum an Hypothesen unterstützt hat“, was den Fortschritt in der Alzheimer-Forschung behindert habe.
Bateman warnt, dass ohne finanzielle Unterstützung der Behörde, die dem Gesundheitsministerium untersteht, eine wichtige Chance vertan werden könnte. Die Frage, ob die Blockierung von Amyloid-Ablagerungen die Symptome tatsächlich verhindert, könnte unbeantwortet bleiben. (mg/bk)