Erstes Alzheimer-Medikament zeigt schwere Nebenwirkungen – wem es wirklich helfen kann

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In der EU ist erstmals ein Medikament zugelassen, dass die Ursache von Alzheimer bekämpft. Es klingt vielversprechend, hat aber einige Haken.

Frankfurt — In Deutschland leben rund 1,2 Millionen Menschen mit Alzheimer. Die neurodegenerative Krankheit führt schleichend zu einem Abbau kognitiver Fähigkeiten. Besonders das Gedächtnis, der Orientierungssinn und das Sprachvermögen sind betroffen. Meist sind ältere Menschen betroffen.

Nun hat die Europäische Union erstmals ein Medikament zugelassen, das nicht nur Symptome lindern, sondern direkt an einer der vermuteten Ursachen ansetzen soll.

Alzheimer-Medikament Leqembi: Neue Hoffnung für Betroffene

Das neue Medikament heißt Leqembi, enthält den Wirkstoff Lecanemab und richtet sich gezielt gegen sogenannte Amyloid-beta-Ablagerungen im Gehirn. Es handelt sich dabei um Eiweißansammlungen, die vermutlich zur Zerstörung von Nervenzellen beitragen. Leqembi wird alle zwei Wochen per Infusion verabreicht, wobei eine Sitzung etwa eine Stunde dauert.

Medikamente und Wasserglas
Erst im vergangenen Jahr wurde das Alzheimer-Medikament Leqembi abgelehnt. Nun ist es doch zugelassen, allerdings nur für besimmte Patienten. (Symbolbild) © NomadSoul/Imago

In einer groß angelegten klinischen Studie der Phase 3 konnte das Medikament das Fortschreiten der Krankheit über 18 Monate hinweg um etwa 27 Prozent verlangsamen, berichtet das Portal alzheimer-forschung.de. Es eröffnet damit eine neue Behandlungsoption.

Nicht für alle geeignet: Alzheimer Medikament ist nur eingeschränkt zugelassen

Eine vollständige Heilung bietet Leqembi allerdings nicht. Und es ist auch nicht für alle Betroffenen geeignet. Die europäische Zulassung ab dem 15. April 2025 wurde erst nach einer erneuten Bewertung im November 2024 erteilt, nachdem zunächst Sicherheitsbedenken bestanden hatten: Insbesondere das Risiko für Hirnschwellungen und Hirnblutungen galt als zu hoch.

Nun darf das Medikament unter strengen Auflagen verschrieben werden. Das heißt, es darf nur Patienten verabreicht werden, die keine oder eine Kopie des sogenannten ApoE4-Gens tragen. Denn Menschen mit zwei Kopien dieses Gens haben ein deutlich erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen.

Auch weitere Risikofaktoren müssen berücksichtigt werden. Die Neurologin Jasmin Kechvar warnt gegenüber oe24 vor der Anwendung bei Personen mit Blutgerinnungsstörungen oder Autoimmunerkrankungen. Zudem könne es schon während der Infusion selbst zu Nebenwirkungen kommen. Rund sechs Prozent der Studienteilnehmenden entwickelten Fieber, Schüttelfrost oder Hautausschläge.

Trotz EU-Zulassung von neuem Alzheimer Medikament: Verfügbarkeit noch offen

Ein weiteres Hindernis: Leqembi wirkt nur im frühen Krankheitsstadium. Alzheimer wird jedoch häufig erst diagnostiziert, wenn die Symptome bereits weit fortgeschritten sind. Eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung wird daher noch wichtiger. Es gibt eine Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer-Erkrankung erhöhen.

Ob und wann das Medikament tatsächlich in Deutschland und anderen EU-Staaten verfügbar ist, bleibt derzeit trotz der Zulassung noch unklar. Die Entscheidung hängt unter anderem davon ab, ob die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Außerdem muss der Hersteller laut Tagesschau Schulungsmaterial für medizinisches Fachpersonal bereitstellen und ein Register zur Beobachtung der Medikamentenwirkung einführen. Beides kann den Marktstart verzögern. (jus)

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