Nach Hagel-Flug: Kachelmann nimmt Erklärung der Airline auseinander – „Sehr, sehr, sehr rätselhaft“

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Ein Flugzeug fliegt direkt durch ein Unwetter und erleidet starken Hagelschaden. Das hätte nicht passieren müssen, meint Meteorologe Jörg Kachelmann.

München – Grundsätzlich werden „Gewitter und Hagel (…) umflogen“, informiert der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) bei reisereporter.de. Zumindest, sofern dies möglich ist. Im Fall einer Maschine der Austrian Airlines (AUA) war dies angeblich keine Option. Sie flog direkt durch eine Gewitterfront mit Hagel. Die Maschine wurde dadurch stark beschädigt und es wurde sogar ein „Mayday“-Funkspruch abgesetzt. Laut den Piloten sei das Unwetter nicht auf dem Wetterradar aufgetaucht. Meteorologe Jörg Kachelmann findet diese Erklärung nicht überzeugend.

Flugzeug durch Hagel beschädigt: Unwetter laut Kachelmann „weder überraschend noch plötzlich“

„Irgendjemand erzählt Räuberg‘schichtln“, äußerte er im Interview mit Puls 24. Seiner Meinung nach war die Unwetterfront auf dem Wetterradar deutlich zu erkennen. „Die Zelle war im Bezirk Weiz zu sehen. (...) Sie zog langsam Richtung Osten in die Gegend von Hartberg“, so Kachelmann. Er ist der Ansicht, dass das Unwetter problemlos hätte umflogen werden können, da es „weder überraschend noch plötzlich“ war.

Kachelmann ist überzeugt, dass die Piloten die drohende Wetterlage hätten erkennen müssen, sofern das Bugradar funktionsfähig war. Dennoch zeigen Wetter- und Flugkarten, dass das Flugzeug direkt durch das Unwetter flog. Dass hier keine Reaktion erfolgte, findet der Wetterexperte „sehr, sehr, sehr rätselhaft“.

Ein Passagierflugzeug der Austrian Airline wurde in einem Hagelsturm schwer beschädigt.
Ein Passagierflugzeug der Austrian Airline wurde in einem Hagelsturm schwer beschädigt. © Screenshot/X

Radar erkennt Wettergeschehen „in einem Bereich von 50 bis 300 Kilometer“ – Kachelmann übt Kritik

Dem Luftfahrt-Nachrichtenportal Aero International zufolge, ermöglicht das Wetterradar an Bord des Flugzeugs den Piloten, „in einem Bereich von 50 bis 300 Kilometer (…) das aktuelle Wettergeschehen auf ihrem Flugweg vorauszusehen.“ Allerdings hängt dies auch vom Verständnis des Piloten für die wetterphysikalischen Zusammenhänge ab. Könnte es sein, dass die Piloten des AUA-Flugs die Radardaten falsch interpretiert haben? Kachelmann vermutet dies ebenfalls. Er sagt im Gespräch mit Puls 24, dass die Piloten möglicherweise „nicht geschaut oder es nicht verstanden“ hätten.

Die Fluggesellschaft ist ebenfalls bestrebt, den genauen Hergang zu ermitteln. Daher wurde unmittelbar nach der Landung eine Untersuchung durch die Austria Airlines Technik eingeleitet. An einem US-Flughafen konnte ein anderes Flugzeug erst gar nicht starten – weil der Pilot betrunken war. Verletzte gab es bei einem weiteren Flug, ausgelöst durch den Piloten-Sitz. (sp)

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