„Das ist Krieg!“ Wie der Norden Israels auf Hisbollah-Raketen reagiert

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Im Nahost-Konflikt ist keine Deeskalation in Sicht. Hisbollah und Israel beschießen sich mit Raketen. Ein Video in den sozialen Medien erregt jetzt Aufmerksamkeit.

Nazareth – Die Situation im Nahen Osten droht zu eskalieren. Seit Sonntagmorgen beschießt sich die Hisbollah und Israel gegenseitig mit Raketen, Marschflugkörper und Drohnen. Die israelische Regierung will ihre Bevölkerung vor den Angriffen der Hisbollah schützen und den Norden des Landes für die vertriebenen Israelis sichern. Dazu kündigte der Generalstabschef der israelischen Armee (IDF), Herzi Halevi, an, die Angriffe auf den Süden des Libanon zu intensivieren.

„Der Preis, den die Hisbollah zahlt, ist gestiegen, unsere Angriffe werden zunehmen“, zitiert die Times of Israel Halevi aus einer Videobotschaft. Während sich die internationale Gemeinschaft unsicher ist, ob ein offener Krieg zwischen Israel und der Hisbollah droht, gehen einige Menschen mit der tragischen Situation anders um.

Israel im Krieg mit Libanon: Kontroverses Video aus Nazareth

Im Internet kursiert ein Video aus Nazareth, die israelische Stadt mit der größten Zahl arabischer Israelis. Bewohner posieren lachend mit Teilen einer Rakete. Laut Bildunterschriften auf Instagram soll es sich bei den Protagonisten des Videos um israelische Staatsbürger arabisch-palästinensischer Herkunft handeln.

Das Video wurde in den sozialen Medien mehrfach geteilt und kommentiert. Für einen Vergleich wurde das Video mit einem weiteren zusammengeschnitten. Das zweite Video soll israelische Juden in einer nahegelegenen Stadt zeigen. In dem Video wird der Himmel gefilmt, der aufgrund von Raketen und dem Abwehrsystem Iron Dome hell aufleuchtet, im Hintergrund hört man eine Frau schreien und weinen. In der Beschreibung des Zusammenschnitts steht auf Englisch und Arabisch: „Palästinenser aus Nazareth machen Bilder mit einer libanesischen Rakete und Siedler schreien in einer nahegelegenen Siedlung.“

Die israelische Tageszeitung Haaretz schreibt zu den Videos: „Inmitten der Raketen, Marschflugkörper und Drohnen der Hisbollah parodieren viele palästinensische Bürger Israels den Angriff in den sozialen Medien“.

Die Reaktionen im Netz auf die Raketenangriffe von Israel und Hisbollah sind unterschiedlich

„Dies ist kein Heldentum, kein Scherz und kein Stoff für Aufnahmen“, schreibt Baker Zoubi, ein in Nazareth lebender Journalist als Beschreibung unter ein Bild auf der Social-Media-Plattform Instagram. Das Bild zeigt eine Gruppe an Männern, die sich entgegen der Richtlinien des Heimatfrontkommandos in offenen Gebieten aufhielten und Bilder der Raketensalven und Abfangjäger des Flugabwehrsystems Iron Dome machten.

In seinem Beitrag verurteilt Zoubi dieses Handeln und verweist in seinem Beitrag auf den Libanonkrieg 2006 - die damaligen Kämpfe zwischen Hisbollah und Israel. Der Konflikt kostete rund 1.500 Menschen das Leben, 19 von ihnen waren Araber. „Es ist auch unsere rücksichtslose Haltung. Wir gehen nach draußen, um die Raketen zu beobachten, sie zu fotografieren, und obwohl wir für diese Rücksichtslosigkeit mit unserem Blut bezahlt haben, bleiben viele von uns unverändert.“

Raketen werden von Iron Dome abgeschossen
Das israelische Abwehrsystem Iron Dome kann viele Raketen der Hisbollah abfangen. © IMAGO/Ismael Mohamad

Hisbollah-Angriffe: Arabische Einwohner Israels ohne ausreichenden Schutz vor Raketen

Laut dem nationalen Komitee der arabischen Kommunalbehörden sind arabische Einwohner in Israel besonders von den Angriffen der Hisbollah bedroht, wie die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet. Schätzungen zufolge haben etwa 40 bis 50 Prozent der arabischen Stadtbewohner keinen Zugang zu Notunterkünften oder sicheren Räumen.

Der Journalist Ali Al-Zibaq schilderte in einem Interview mit dem Radiosender Nas ein persönliches Erlebnis: Als er seinen Sohn in einen Bunker brachte, trafen Trümmer einer abgefangenen Rakete ihr Haus, durchschlugen das Dach und landeten auf dem leeren Bett seines Sohnes. „Wenn die Sirenen ertönen, dürfen wir die Gefahr nicht unterschätzen“, mahnte Al-Zibaq. „Es ist von größter Bedeutung, die Sicherheitsvorschriften zu befolgen.“

Angriffe im Libanon: Iran warnt Israel mit „gefährlichen Konsequenzen“

Nach intensiven Luftangriffen im Libanon hat die israelische Regierung angesichts erwarteter Vergeltungsaktionen den landesweiten Ausnahmezustand verhängt. Dennoch sprachen sich mehrere Minister im israelischen Sicherheitskabinett für eine Fortsetzung der Angriffe auf die Hisbollah aus, wie der israelische Sender Keshet 12 unter Berufung auf vertrauliche Quellen berichtete. Die Minister betonten offenbar, dass die aktuelle Situation genutzt werden müsse. Auch Premierminister Benjamin Netanjahu befürwortet diese Strategie und glaubt, dass der militärische Druck auf die Hisbollah die Verhandlungen über einen Geiselaustausch mit der Hamas beschleunigen könnte.


Der Iran reagierte auf die israelischen Angriffe auf Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon mit einer deutlichen Warnung vor „gefährlichen Konsequenzen“. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanani, bezeichnete die israelischen Luftschläge am Montag als „wahnsinnig“ und warnte vor einer „ernsthaften Bedrohung für den regionalen und internationalen Frieden“. Irans Präsident Massud Peseschkian warf Israel vor, auf einen „größeren Konflikt“ abzuzielen. (lw)

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