Acht-Stunden-Tag vor der Abschaffung: Merz-Regierung beginnt erste Verhandlung
Bundeskanzler Friedrich Merz hat eine Reform des Arbeitszeitgesetzes angekündigt. Dadurch soll der Acht-Stunden-Tag nicht mehr die Obergrenze sein.
Berlin – Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, den Acht-Stunden-Tag abzuschaffen und stattdessen eine Wochenhöchstarbeitszeit festzulegen. Dadurch sollen Arbeitnehmende mehr Flexibilität bekommen können und zum Beispiel an drei Tagen die Woche zwölf Stunden arbeiten und dann zwei Tage zusätzlich freihaben. Allerdings hat es vor allem von Gewerkschaften heftige Kritik gegeben, die den Plan der Regierung von Kanzler Friedrich Merz verhindern wollen.
Merz-Regierung beginnt Verhandlungen zum Acht-Stunden-Tag: DGB startet Kampagne
Das Vorhaben soll nun in einem Gespräch zwischen Sozialpartnern weiter erörtert werden. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) startet die Regierung an diesem Donnerstag (24. Juli) einen Sozialpartnerdialog zum Arbeitszeitgesetz. Dabei soll die genaue Ausgestaltung einer möglichen Reform – und mögliche Kompromisse – erörtert werden. Allerdings hat der DGB bereits angekündigt, sich gegen das Vorhaben der Merz-Regierung zu stemmen und den Dialog mit einer breiten Kampagne zu begleiten.
So hat der Gewerkschaftsbund auch fristgerecht die Ergebnisse einer neuen Umfrage unter Beschäftigten mitgeteilt. Könnten die Beschäftigten in Deutschland selbst über ihre Arbeitszeit bestimmen, würden rund drei von vier maximal acht Stunden am Tag arbeiten, ist das zentrale Ergebnis der DGB-Umfrage. Ein Viertel aller Befragten (26 Prozent) würde zwischen acht und zehn Stunden arbeiten. 98 Prozent wollen demnach nicht länger als zehn Stunden pro Tag arbeiten.

Fragt man die Beschäftigten danach, wann sie ihren Arbeitstag beginnen und beenden würden, wenn sie dies selbst bestimmen könnten, zeigt sich ein verbreiteter Wunsch nach gängigen Arbeitszeiten. Ihren Arbeitstag um 18 Uhr beenden möchten 95 Prozent der Beschäftigten.
Viele Menschen überschreiten schon jetzt den Acht-Stunden-Tag
Wenn Beschäftigte den Anfang ihres Arbeitstages selbst festlegen könnten, würde die große Mehrheit nach 6 Uhr mit der Arbeit beginnen. Für 73 Prozent passt demnach ein Arbeitsbeginn zwischen 6 und 9 Uhr. Knapp 60 Prozent würden einen Start zwischen 7 und 9 Uhr wählen. Einen Arbeitsbeginn ab 10 Uhr und später wünschen sich weniger als zehn Prozent.
Die Möglichkeit, den Arbeitstag aufzuteilen und am Abend nachzuarbeiten, scheint für die große Mehrheit der Beschäftigten unattraktiv. Beschäftigte mit Kindern arbeiten dabei häufiger mit einer solchen Unterbrechung (17 Prozent) als Beschäftigte ohne Kinder (9 Prozent).
43 Prozent der Befragten überschreiten den Acht-Stunden-Tag sehr häufig oder oft, wie aus dem DGB-Index hervorgeht. Bei weiteren 36 Prozent kommt dies selten vor. Rund eine oder einer von fünf Beschäftigten arbeitet nach eigenen Angaben nie länger als acht Stunden.
DGB-Chefin gegen Abschaffung des Acht-Stunden-Tags
DGB-Chefin Yasmin Fahimi warnte, nach Regierungsplänen könnten die Arbeitgeber die Arbeitszeiten künftig verstärkt vorgeben. „Für Beschäftigte ohne einen Schutz durch einen Tarifvertrag hieße das, den willkürlich angeordneten Arbeitszeitlängen schutzlos ausgesetzt zu sein“, sagte sie.
„Eine Abschaffung des regulären Achtstundentages geht an der Realität der Beschäftigten völlig vorbei“, so die DGB-Chefin. Schon heute leisteten die Menschen in Deutschland zahlreiche Überstunden. Sozialpartner vereinbarten zudem in Tarifverträgen flexible Arbeitszeiten. „Das Arbeitszeitgesetz in seiner derzeitigen Form bietet dafür ausreichend Spielraum.“
Plan der Merz-Regierung trifft auf gemischte Gefühle
Im April hatte eine YouGov-Umfrage etwas andere Tendenzen ergeben. Demnach stoßen die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer Wochenarbeitszeit bei vielen Menschen auf Zustimmung. 38 Prozent befürworteten den Vorstoß für eine wöchentliche statt einer täglichen Höchstarbeitszeit. Jeder Fünfte (20 Prozent) lehnt dagegen den Plan ab, 37 Prozent sehen das neutral.
Anhänger einer Wochenarbeitszeit begründen ihre Zustimmung in der YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur überwiegend damit, dass Arbeitnehmer so flexibler seien - etwa weil sie ein verlängertes Wochenende haben könnten (82 Prozent). Gut vier von zehn Befürwortern (44 Prozent) erwarten mehr Flexibilität auch für Arbeitgeber, damit diese nicht mehr an die gesetzliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden pro Tag gebunden seien. (wal mit Material von dpa)