Bosch-Mitarbeiter fürchten um Arbeitsplätze: Kann ein massiver Stellenabbau ein deutsches Werk retten?

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Bosch will mit einem Stellenabbau einen deutschen Standort vor der Schließung bewahren. Die Mitarbeiter müssen aber bereits jetzt Einbußen hinnehmen.

Hildesheim - Nachdem der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch bereits zu Jahresbeginn personelle Sparmaßnahmen in mehreren Geschäftssparten angekündigt hatte, gab es für die Mitarbeiter jüngst die nächste Hiobsbotschaft. Bosch will demnach im Fahrzeugsoftware-Bereich bis 2027 rund 3.500 Stellen abbauen, die Hälfte davon in Deutschland. An einem Werk, das nach Angaben des Betriebsrats bereits seit langem auf der Kippe steht, soll der Abbau von hunderten Arbeitsplätzen zwar eine Schließung verhindern, die Mitarbeiter müssen aber bereits jetzt deutliche Einbußen hinnehmen.

Bereits seit Monaten geht am Bosch-Standort Hildesheim (Niedersachsen) die Sorge vor einer baldigen Schließung um, die insgesamt rund 1.600 Mitarbeiter betreffen würde. Der Betriebsrat sieht für diese Annahme eine ganze Reihe von Indizien, der Konzern selbst revidierte Ende August nur zu Teilen. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) aktuell berichtet, hält Bosch auch nach einer Betriebsversammlung am Montag (25. November) an den Abbauplänen in Hildesheim fest und will zudem die Arbeitszeiten der Belegschaft kürzen.

Bosch will für Rettung eines deutschen Standorts rund die Hälfte der Arbeitsplätze streichen

Hildesheim ist nach Angaben von Bosch ein zentraler Technologiestandort, an dem mehrere Unternehmensbereiche Lösungen für die „Mobilität der Zukunft“ entwickeln. Eben diese Mobilität, die Elektromobilität, strauchelt aktuell aber gewaltig, was dem großen Autozulieferer zu schaffen macht. Die Sorge, dass der Standort vor einem endgültigen Aus stehen könnte, hatte der Hildesheimer Betriebsratschef Stefan Strömer Ende August unter anderem damit begründet, dass Bosch deutlich weniger Auszubildende und Dual-Studierende einstellen wolle. Der Betriebsrat hatte Widerstand angekündigt, konnte sich bei der Betriebsversammlung am Montag aber offenbar nicht durchsetzen.

Name Robert Bosch GmbH
Gründungsjahr 1886
Gründer Robert Bosch
Hauptsitz Stuttgart, Baden-Württemberg
Branche Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte
Produkte (Auswahl) Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik
Mitarbeiter 429.400 (2023)
Umsatz 91,6 Milliarden Euro (2023)

Eine Schließung des Standorts kann zwar verhindert werden, dafür will Bosch dem NDR-Bericht zufolge aber in den kommenden Jahren 750 Stellen – und damit rund die Hälfte der Arbeitsplätze am Standort – streichen. Man müsse die Strukturen vor Ort anpassen, um den Bestand des Werkes zu sichern, hieß es demnach vom Stuttgarter Weltkonzern. Zudem sind die Arbeitszeitkürzungen in Konsequenz auch mit einer Kürzung der Gehälter der Mitarbeiter verbunden. Bosch hatte bereits vor wenigen Tagen angekündigt, an mehreren deutschen Standorten Arbeitszeit und Gehälter kürzen zu müssen.

Erneuter Stellenabbau bei Bosch trifft auf massive Kritik – „Beschäftigte verdienen eine echte Chance“

Das Ergebnis der Betriebsversammlung ist für die Bosch-Mitarbeiter in Hildesheim demnach ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann wie erwähnt durch den Stellenabbau möglicherweise eine Werkschließung 2027 verhindert werden, anderseits müssen die Angestellten in einer ohnehin schwierigen Wirtschaftslage Gehaltsverzichte hinnehmen. Im schlimmsten Fall könnten sie in den kommenden Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren. „Mit Personalabbau gestaltet man keine Zukunft. Hierfür sind weitsichtige Ideen nötig“, hatte Stefan Strömer bereits im Vorfeld der Betriebsversammlung am Montag kritisiert.

Der Technologiestandort der Robert Bosch GmbH in Hildesheim, Niedersachsen.
Am Bosch-Standort Hildesheim soll ein Stellenabbau eine mögliche Schließung verhindern. Zunächst werden allerdings die Arbeitszeiten der Mitarbeiter gekürzt. © Robert Bosch GmbH

Die erneuten Ankündigungen eines massiven Stellenabbaus bei Bosch haben in ganz Deutschland für Bestürzung gesorgt. „Wir kritisieren die Pläne von Bosch, erneut massiv Stellen abzubauen, scharf“, betonte Baden-Württembergs IG Metall-Chefin Barbara Resch. „Der Standort Deutschland und die Beschäftigten verdienen eine echte Chance statt einem Manöver in die Sackgasse.“ Die Arbeitnehmervertreter erwarten tragfähige Lösungen von Bosch; diese konnten zumindest am Montag für Hildesheim nicht gefunden werden. Zuletzt hatte auch Bosch-Tochter BSH Maßnahmen ergriffen und rund 1.500 Mitarbeiter eines Standorts in Kurzarbeit geschickt.

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