Stellenabbau bei Großkonzernen: „Volkswirtschaftlich ist das eine Katastrophe“
Continental, Bosch und SAP teilen ein paar Gemeinsamkeiten: Sie sind wichtige Produzenten und wollen nun aber viele Mitarbeiter loswerden. Wieso das fatal für die deutsche Volkswirtschaft ist.
Frankfurt – Mehrere Großkonzerne planen, Tausende Mitarbeiter zu entlassen, um Platz für dringend benötigte Fachkräfte zu schaffen. Solche, die sich stärker auf Künstliche Intelligenz (KI) oder Elektromobilität konzentrieren – die Jobs der Zukunft.
Stellenabbau bei Continental: 7000 Mitarbeiter betroffen
Continental, einer der größten Autozulieferer, wird mehrere Werke schließen. Darunter auch den Standort in Gifhorn. Das Werk wurde 1951 gegründet und sei heute nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Löhne seien zu hoch, die Energie zu teuer, heißt es laut Spiegel. Für 900 Mitarbeiter soll die Beschäftigung nicht mehr weitergehen. Auch die Werke in Wetzlar und Schwalbach müssen schließen. Dort seien 1.200 Mitarbeiter betroffen, teilte das Unternehmen mit.
Insgesamt sollen mehr als 7000 Jobs weltweit wegfallen. Vor allem die Sparten Verwaltung und Forschung sind betroffen. 40 Prozent der Stellen sind in Deutschland angesiedelt, berichtet ntv.

Bei Bosch sollen 15.000 Stellen gestrichen werden
Weitere Konzerne überraschten mit Ankündigungen über Massenentlassungen. Beim weltweit größten Autozulieferer Bosch wurde aufgrund des Überganges von klassischen Verbrennermotoren hin zu Elektromobilität ein großer Stellenabbau angekündigt. In Deutschland könnten bis zu 15.000 Stellen gestrichen werden, heißt es bei der Tagesschau.
Demnach beschäftigt der Konzern weltweit rund 1.200 Mitarbeiter im Geschäftsbereich für Elektronik und Software des automatisierten Fahrens, davon bis zu 950 in Deutschland. Zusätzlich könnten bis zu 500 Stellen in der Steuergeräte-Sparte global abgebaut werden. Und das betreffe nur den Automobil-Bereich.
Rekord-Stellenabbau bei SAP: 10.000 Jobs sollen gestrichen werden
Eine rekordverdächtige Anzahl an Jobs soll zudem beim Softwarehersteller SAP gestrichen werden. Der Tagesschau zufolge plant das Unternehmen bis zu 10.000 Jobs zu streichen. In Deutschland sollen um die 2.600 Beschäftige betroffen sein.
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Offenbar sollen die betroffenen Mitarbeiter die Abfindungen und Frühverrentungen gut annehmen, sodass SAP beim Stellenabbau schneller voranschreitet als erwartet. In der Regel sollen diese Maßnahmen für ältere Beschäftigte gedacht sein, die tendenziell höhere Gehälter beziehen.
SAP hatte im Januar den Stellenabbau angekündigt und diesen vor allem mit der Notwendigkeit begründet, neue Arbeitsplätze im Unternehmen zu schaffen, die sich insbesondere auf Künstliche Intelligenz (KI) konzentrieren sollen. Ab 2025 rechnet SAP mit etwa 200 Millionen Euro weniger Kosten als zuvor geplant. Zuvor hatte der Konzern den Kosteneffekt des Stellenabbaus auf rund 500 Millionen Euro pro Jahr geschätzt.
Abfindung in Höhe von bis zu 450.000 Euro bei VW
Im Gegensatz zu anderen Unternehmen plant Continental wohl, einige der betroffenen Mitarbeiter umzuschulen und in anderen Bereichen weiterzubeschäftigen. Der Großteil der Konzerne hingegen wolle die Mitarbeitenden einfach „loswerden“, berichtet der Spiegel.
Um den Stellenabbau zu erleichtern, werden großzügige Abfindungen angeboten. In der Regel entspricht diese einem halben Monatsgehalt pro Dienstjahr, wie mehrere Kündigungsanwälte erklären. Unternehmen können jedoch von dieser Faustregel abweichen. Bei VW gibt es zum Teil Abfindungen in Höhe von 450.000 Euro, heißt es in dem Bericht.
Kalkulierter Schaden in Höhe von 49 Milliarden Euro: „Volkswirtschaftlich ist das eine Katastrophe“
Mit den Abfindungen sind die Mitarbeiter offiziell entlassen. „Unternehmen und Beschäftigte handeln individuell schlicht rational“, sagt der Arbeitsökonom Ulrich Walwei, „aber volkswirtschaftlich ist das eine Katastrophe.“ Er ist Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Verständnis für das Vorgehen der Konzerne hat er nicht. Insgesamt seien nämlich 1,6 Millionen Stellen in Deutschland unbesetzt und jedes dritte Unternehmen würde sich darüber beschweren, dass Fachkräfte fehlen. Ohne genügend Fachkräfte kann das Geschäft nicht richtig ausgeführt werden. Daraus ergebe sich für die Volkswirtschaft ein Schaden in Höhe von 49 Milliarden Euro - allein in 2024.