Bosch will in Zukunftsbereich massiv Stellen abbauen: Kritik vom Betriebsrat – „finde den Fehler“
Der massive Stellenabbau bei Bosch betrifft auch Zukunftsbereiche, in die der Technologiekonzern viel investiert hat. Der Betriebsrat eines Standorts kann das nicht nachvollziehen.
Stuttgart/Gerlingen - Nachdem die ursprünglich zum Jahresbeginn angekündigten Sparmaßnahmen beim Technologiekonzern Bosch durch massive Proteste abgemildert werden konnten, hat das Stuttgarter Großunternehmen jüngst den Abbau von weiteren tausenden Stellen im wichtigsten Geschäftsbereich angekündigt. Davon betroffen ist vor allem der Bereich der Fahrzeugsoftware und damit auch Software- und IT-Experten, die im Konzern angestellt sind. An einem deutschen Standort soll rund die Hälfte der Belegschaft wegfallen, der Betriebsrat kann die Entscheidung nicht nachvollziehen.
Bosch ist mit seinem Automotive-Bereich der größte Autozulieferer der Welt und investiert aufgrund der Transformation massiv in die Fahrzeugsoftware. Dass eben in diesem Bereich tausende Stellen entfallen sollen, obwohl der Technologiekonzern gezielt Software-Experten eingestellt hat, trifft beim Betriebsratschef des Standorts Leonberg auf Unverständnis. An dem Entwicklungsstandort in Baden-Württemberg soll rund die Hälfte der Arbeitsplätze entfallen.
Bosch-Betriebsrat kritisiert: Kostenreduzierung und Stellenabbau statt Investition in Zukunftsstandorte
Von dem angekündigten Stellenabbau bei Bosch sind hauptsächlich Werke in Baden-Württemberg betroffen, darunter eben auch der Entwicklungsstandort in Leonberg bei Stuttgart. Der Konzern bezeichnet den Standort auf seiner Seite als „eine Art Silicon Valley der Fahrerassistenz“, will nach Angaben des SWR aber dennoch 1.800 von 3.700 Arbeitsplätzen abbauen. „Wir haben so viele Menschen eingestellt, weil die digitale Zukunft darin liegt – und das Management hat das so entschieden“, erklärte Betriebsrat Dirk Taffe. „Und jetzt ist die Managemententscheidung genau umgekehrt: In derselben Geschwindigkeit wieder in dem Bereich in Deutschland die Stellen abzubauen – finde den Fehler!“
Name | Robert Bosch GmbH |
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Gründungsjahr | 1886 |
Gründer | Robert Bosch |
Hauptsitz | Stuttgart, Baden-Württemberg |
Branche | Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte |
Produkte (Auswahl) | Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik |
Mitarbeiter | 429.400 (2023) |
Umsatz | 91,6 Milliarden Euro (2023) |
Der Betriebsratschef von Bosch in Leonberg hatte bereits zuvor das Vorgehen des Konzerns in Bezug auf den Entwicklungsstandort deutlich kritisiert. „Man nimmt uns Stück für Stück unsere Arbeitsplätze und Zukunft weg“, wird er in einer Mitteilung der IG Metall Geschäftsstelle Stuttgart vom 24. November zitiert. „Statt in zukunftsfähige, innovative Entwicklungsstandorte zu investieren, begegnet das Management dem Wettbewerb mit Kostenreduzierung durch Personalabbau. Das ersetzt aber keine Strategie!“ In besagter Mitteilung heißt es auch, dass am Standort Leonberg unter anderem Baugruben für geplante Neubauten für viel Geld wieder zugeschüttet wurden.
Bosch setzt weiterhin auf deutsche Entwicklungsstandorte
Das legt nahe, dass Bosch möglicherweise ganze Standorte auf den Prüfstand stellt, doch dem widerspricht der Technologiekonzern. „Wenn der Markt hier kommen wird – und wir glauben da weiter dran, das verschiebt sich nur um einige Jahre – dann werden wir mit europäischen Ressourcen, mit unseren deutschen Entwicklungsstandorten die europäischen Kunden bedienen“, sagte Stephan Hölzl, Bereichsvorstand Computing Solutions bei Bosch, dem SWR. Die 1.800 Arbeitsplätze in Leonberg werden dann aber trotzdem Geschichte sein.
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Aufgrund der schwierigen Transformation zur Elektromobilität und weiteren wirtschaftlichen Herausforderungen hat der Bosch-Konzern in mehreren Geschäftssparten massiv zu kämpfen und muss auf die Kostenbremse drücken. An einem deutschen Standort soll der Stellenabbau die Schließung vermeiden, die Mitarbeiter müssen aber bereits jetzt Einbußen hinnehmen, da als erste Maßnahme die Arbeitszeit und damit die Gehälter gekürzt werden sollen.