„Reißt einem schier das Herz aus der Brust“: Bosch könnte ganze Standorte in Deutschland schließen
Es wäre das Worst-Case-Szenario und laut dem Personalchef auch nur das letzte Mittel. Die Schließung zweier deutscher Standorte von Bosch ist aber nicht ausgeschlossen.
Stuttgart/Gerlingen - Nachdem der Technologiekonzern Bosch bereits zu Jahresbeginn einen großen Stellenabbau in mehreren Geschäftssparten angekündigt hatte – der nach massiven Protesten zumindest abgemildert werden konnte – hat das Stuttgarter Weltunternehmen vor wenigen Wochen erneut einen drastischen Personalabbau verkündet. Konkret sollen allein in Deutschland rund 3.800 Stellen wegfallen. Besonders betroffen sind die Standorte Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) und Hildesheim (Niedersachsen), aber auch in einem Zukunftsbereich will Bosch massiv Arbeitsplätze streichen.
Die Ankündigung hat bei den Mitarbeitern des schwäbischen Weltkonzerns massive Unruhe ausgelöst; die Arbeitnehmervertreter – die Gewerkschaft IG Metall und die Betriebsräte der Standorte – haben erbitterten Widerstand angekündigt. „Es reißt einem schier das Herz aus der Brust“, erklärt Claudio Bellomo, der Betriebsratsvorsitzende am Standort Schwäbisch Gmünd, laut einer Mitteilung der IG Metall. Das Werk sowie den ohnehin bereits wackelnden Standort Hildesheim könnte es im schlimmsten Fall aber noch härter treffen.
Bosch-Arbeitsdirektor schließt Werk-Schließungen nicht aus – bezeichnet sie aber als „Ultima Ratio“
Von den angekündigten 3.800 Stellen, die an den deutschen Bosch-Standorten zur Disposition stehen, sollen allein 1.300 auf Schwäbisch Gmünd abfallen. „Es ist uns bewusst, dass wirtschaftliche und strategische Entscheidungen Teil der Unternehmensführung sind“, räumt Bellomo ein. „Transformation kann doch aber nicht nur Synonym für Personalabbau und Verlagerungen sein.“ Wie unter anderem die Rems-Zeitung berichtet, wurde bei einer Pressekonferenz aber sogar die Schließung der Werke Schwäbisch Gmünd und Hildesheim von Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch nicht ausgeschlossen. Er bezeichnete diesen Schritt aber als „Ultima Ratio“, also als letztes Mittel.
Name | Robert Bosch GmbH |
---|---|
Gründungsjahr | 1886 |
Gründer | Robert Bosch |
Hauptsitz | Stuttgart, Baden-Württemberg |
Branche | Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte |
Produkte (Auswahl) | Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik |
Mitarbeiter | 429.400 (2023) |
Umsatz | 91,6 Milliarden Euro (2023) |
Am Bosch-Standort Hildesheim herrscht bereits seit einiger Zeit Unruhe, da der Betriebsrat davon ausgeht, das Werk könne in den kommenden Jahren geschlossen werden. Diese Befürchtung könnte sich demnach im schlimmsten Fall bewahrheiten. „Der im Jahr 2023 abgeschlossene Zukunftstarifvertrag und die Gesamtbetriebsvereinbarung zur Ansiedlung von Produkten und Projekten finden im Werk Hildesheim de facto nicht statt“, kritisiert der Hildesheimer Betriebsratsvorsitzende Stefan Strömer laut der besagten Mitteilung der IG Metall. „Stattdessen will Bosch im Hildesheimer Werk der E-Mobilität mit einer angedrohten Standortschließung die halbe Belegschaft herausdrängen.“
Mobility-Betriebsratschef bezeichnet Situation für Bosch-Mitarbeiter als „absolut unerträglich“
Auch wenn eine Schließung der Bosch-Standorte Schwäbisch Gmünd und Hildesheim mit allen Mitteln verhindert werden soll, werden beide Werke dennoch massiv Federn lassen müssen. Arbeitnehmervertreter versuchen, selbst das zu verhindern oder zumindest abzuschwächen. „Wir fordern echte Zukunftsaussichten für die Menschen am Standort Schwäbisch Gmünd“, erklärt Bellomo. „Hier in der Region hängen nicht nur die Existenzen unserer, sondern auch vieler anderer Familien davon ab.“ So geht es derzeit nicht nur den beiden genannten Standorten, sondern nahezu allen Werken des Konzerns in Deutschland.
Meine news
In der besagten Mitteilung der IG Metall fordert Frank Sell, der Gesamtbetriebsratschef von Bosch Mobility, der Automotive-Sparte des Konzerns, die Geschäftsführung dazu auf, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern die Arbeitsbedingungen und die Chancen der Digitalisierung für die deutschen Standorte in Einklang zu bringen. „Die Situation für die Bosch-Mitarbeitenden ist absolut unerträglich“, macht er deutlich. „Die Geschäftsführung schafft eine Perspektivlosigkeit, die kaum mehr zu überbieten ist.“ Zuletzt hatte Bosch die Kürzung der Arbeitszeiten von Mitarbeitern an mehreren Standorten angekündigt.