Die einzige Molkerei eines Bundeslandes ist insolvent – Steuern von 80.000 Euro treiben Betrieb in den Ruin
Die einzige noch verbliebene Molkerei eines deutschen Bundeslandes hat die Insolvenz angemeldet. Grund sind hohe Steuerforderungen.
Ommersheim – Die einzige Molkerei im Saarland, die Bliesgau-Molkerei in Ommersheim, hat die Insolvenz angemeldet. Das berichten mehrere Medien am Mittwoch, 11. Dezember, übereinstimmend. Gegenüber dem Saarländischen Rundfunk (SR) bestätigte die Insolvenzverwalterin Virginia Thom den Vorgang. Die Molkerei existiert bereits seit 20 Jahren und war einer der ersten Bio-Betriebe in der Region.
Bio-Molkerei aus dem Saarland ist insolvent: Hohe Steuern machen der Firma zu schaffen
Als Hauptgrund für die Insolvenz der Bliesgau-Molkerei nennt Thom gegenüber dem SR eine Steuerforderung in Höhe von 80.000 Euro, die den Betrieb überfordert hätten. Allerdings habe auch die Preisstruktur die Firma in Schwierigkeiten gebracht: Die Preise für die Bio-Milch müssten eigentlich erhöht werden. Bisher hatte der Betrieb aber Sorge, dass dadurch die Verbraucher und Verbraucherinnen abspringen würden, wenn die Milch zu teuer wird.

Die Milch der Bio-Molkerei wird nach Angaben des Unternehmens in vielen Supermarktketten angeboten: Bei einigen Filialen von Rewe und Edeka, in den meisten Naturkost- und Bio-Läden gebe es sie und bei der Lebensmittelkette Wasgau unter dem Namen „Wasgau-Natur“. Als regionalen Versorger ist es das Bestreben der Molkerei, ihre Kunden auf möglichst kurzen Wegen zu versorgen.
Für die zwölf Mitarbeiter der Bliesgau-Molkerei ist es ein Rückschlag. Doch der Betrieb soll nicht vorbei sein: Am Mittwoch soll sogar nach Angaben der SR ein Gespräch mit einem potenziellen Investor stattfinden, der den Betrieb übernehmen könnte.
Insolvenz der Bliesgau-Molkerei kein Einzelfall: 2024 steuert auf 20.000 Insolvenzen hin
Die Bliesgau-Molkerei ist leider kein Einzelfall. Die Wirtschaftskrise trifft zahlreiche Betriebe, die hohen Preise durch die Energiekrise im Jahr 2022 machen dem Land noch immer zu schaffen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für 2024 mit über 20.000 Firmenpleiten. Erst vor wenigen Tagen musste daher auch ein deutschlandweit bekannter Lieferdienst in die Insolvenz gehen.
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Auch die Zahlen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) deuten auf einen allgemeinen Insolvenztrend hin. Für den Oktober notiert das IWH insgesamt 1530 Insolvenzen, also rund 17 Prozent zum Vormonat und 48 Prozent zum Vorjahr. Dieser Wert liege zudem laut der Analyse 66 Prozent über den durchschnittlichen Oktoberwerten in den Jahren 2016 bis 2019 – also vor der Corona-Pandemie. Insgesamt liege der Wert laut IWH über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre.