Insolvenzen auf Rekordhoch: Deutschland erwartet 2024 mehr Firmenpleiten
Die Insolvenzen in Deutschland sollen in diesem Jahr noch auf Rekordniveau steigen. Mit einer Entspannung rechnen Experten erst in 2026.
Berlin – Die anhaltende wirtschaftliche Flaute hinterlässt tiefe Spuren in Deutschland: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt unaufhaltsam. Die Folgen sind weitreichend – und betreffen nicht nur die Firmen. Für die Arbeitnehmer bedeutet jede Schließung oft nicht nur den Verlust ihres Arbeitsplatzes, sondern auch langfristige finanzielle Einschnitte. Einkommens- und Gehaltseinbußen sind die bittere Realität für viele, die unverschuldet in eine unsichere Zukunft blicken müssen.
Deutlicher Anstieg der Insolvenzen erwartet
Eine aktuelle Studie des Kreditversicherers Allianz Trade, die der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag, prognostiziert für dieses Jahr einen Anstieg der Insolvenzen um 25 Prozent auf etwa 22.200 Fälle. Im September war Allianz Trade noch von einem Anstieg um 21 Prozent auf rund 21.500 Fälle ausgegangen.
Erhöht wurde auch die Prognose für 2025: nun wird ein Anstieg um vier (bisher: zwei) Prozent auf 23.000 Insolvenzen vorhergesagt. „Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in Europa, insbesondere in Deutschland, macht den hiesigen Unternehmen zu schaffen“, sagte Milo Bogaerts, Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Leichte Verbesserung erst ab 2026
„Durch eine stärkere Orientierung auf Wachstumsmärkte außerhalb Europas, sind sie Exportrisiken im Ausland ausgesetzt“, erklärte der Manager. Erst 2026 zeichne sich mit einem Rückgang um vier Prozent auf 22.100 Firmenpleiten wohl eine leichte Entspannung ab. Viele Unternehmen kämpften mit einem Mix aus schleppender Nachfrage, höheren Löhnen, sinkender Wettbewerbsfähigkeit und fälligen Krediten, etwa aus der Corona-Zeit. Zudem sei die Refinanzierung oft teurer bei gleichzeitig schlechterer Zahlungsmoral und höheren Ausfallrisiken.

Insolvenzen auf Rekordhoch: Wie sah es in den letzten Monaten aus?
Eine aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt ebenfalls beunruhigende Zahlen: Im dritten Quartal 2024 wurden insgesamt 3.991 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften registriert. Damit erreichte die Zahl der Unternehmenspleiten den höchsten Stand seit 14 Jahren, wie das Institut mitteilte.
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Besonders auffällig sind die Zahlen im September. Die IWH-Forscher meldeten im letzten Monat 1.303 Unternehmen Insolvenz an. Das entspricht einem Anstieg von 2 Prozent gegenüber dem Vormonat und einem Zuwachs von 28 Prozent im Vergleich zum September 2023.
Der Analyse zufolge trafen die Insolvenzen im September vor allem größere Unternehmen hart: In den größten zehn Prozent der betroffenen Firmen standen fast 23.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Damit stieg die Zahl der bedrohten Jobs um mehr als die Hälfte gegenüber dem Vormonat und lag 75 Prozent über dem Wert vom September 2023. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen September in den Jahren vor der Corona-Pandemie (2016-2019) war sogar ein Anstieg um 350 Prozent zu verzeichnen.
Die Herausforderung schwacher Finanzierung
„Schwach finanzierte Unternehmen stehen auf Messers Schneide, und es dürfte eine deutliche Marktbereinigung stattfinden“, sagte Bogaerts von Allianz Trade. Dennoch seien viele deutsche Unternehmen weiter finanziell robust und hätten vor allem im Mittelstand gezeigt, „dass sie jedem Sturm trotzen“. Sie sollten jetzt den Mut finden, trotz Unsicherheiten in eine grüne Zukunft zu investieren, um bei der Erholung vorn mit dabei zu sein. Mit Material von Reuters.