Aufruhr an deutschem Bosch-Standort: Betriebsrat befürchtet zeitnahe Schließung
An einem deutschen Standort des Stuttgarter Technologiegiganten Bosch geht die Sorge um eine baldige Schließung um. Laut dem Betriebsrat gibt es mehrere Vorzeichen.
Stuttgart/Hildesheim - Obwohl der angekündigte drastische Stellenabbau bei Bosch durch massive Proteste zumindest abgemildert werden konnte, kehrt beim Technologiekonzern aus Stuttgart keine Ruhe ein. Einem aktuellen Medienbericht zufolge herrscht an einem zentralen Standort in Deutschland aktuell die Sorge vor einer baldigen Schließung der Produktion, was insgesamt rund 1.600 Mitarbeiter betreffen würde. Der Betriebsrat sieht für diese Befürchtung eine ganze Reihe an Indizien, der Konzern selbst revidiert nur in Teilen. Auch Autozulieferer ZF Friedrichshafen will einen traditionsreichen Standort Ende des Jahres schließen.
Bosch hatte im Frühjahr angekündigt, in den kommenden Jahren insgesamt rund vier Milliarden Euro in die deutschen Mobility-Standorte investieren zu wollen. Der Standort Hildesheim (Niedersachsen) wurde dabei als Leitwerk für die Produktion von Komponenten für Elektromotoren auserkoren; gerade auf dem Feld der E-Mobilität haben aktuell aber Zulieferer wie auch Hersteller aufgrund einer sinkenden Nachfrage zu kämpfen. Wie die Zeitungen der HAZ-Gruppe berichten, befürchtet der Betriebsrat deshalb, Bosch könne sein Elektromotorenwerk in drei oder vier Jahren vollständig schließen.
Bosch-Standort Hildesheim könnte laut Betriebsrat in drei oder vier Jahren geschlossen werden
Angesichts der aktuellen Sparmaßnahmen beim größten Autozulieferer der Welt und der sinkenden Nachfrage nach E-Autos auf dem europäischen Markt ist die Sorge der Belegschaft in Hildesheim sicherlich nicht unbegründet. Der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) zufolge hatte Standort-Betriebsratsvorsitzender Stefan Strömer am Montag, 26. August, bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung zum einen vor einer befürchteten Schließung des Standorts gewarnt und zum anderen auch angekündigt, um Werk und Arbeitsplätze kämpfen zu wollen. Für die Großstadt in Niedersachsen wäre die Schließung ein harter Schlag, da Bosch zu den größten dort ansässigen Arbeitgebern zählt.
Name | Robert Bosch GmbH |
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Gründungsjahr | 1886 |
Gründer | Robert Bosch |
Hauptsitz | Stuttgart, Baden-Württemberg |
Branche | Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte |
Produkte (Auswahl) | Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik |
Mitarbeiter | 429.400 (2023) |
Umsatz | 91,6 Milliarden Euro (2023) |
Dem Bericht zufolge gehört zu den Indizien, mit denen der Betriebsratsvorsitzende seine Befürchtung untermauert, dass Bosch statt wie bislang 40 neue Azubis und Dual-Studierende pro Jahr nur noch etwa zehn einstellen wolle. Zudem gebe es für das Werk – im Gegensatz zu anderen Mobility-Standorten – noch immer kein genau festgelegtes Zielbild. Bosch erklärte auf Nachfrage der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung (HAZ), dass sich die Zahl der Auszubildenden an der wirtschaftlichen Entwicklung orientiere und dass der Prozess der Zielfindung an den einzelnen Standorten unterschiedlich schnell erfolge.
Bosch plant laut Statement „aktuell“ weiter mit Elektromotorenfertigung in Hildesheim
Wie auch die ZF Friedrichshafen muss Bosch aber in der schwierigen und kostenintensiven Transformation auch die einzelnen Standorte auf den Prüfstand stellen. Nach langen Verhandlungen hatten sich Konzern und IG Metall im vergangenen Jahr zwar auf den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen an den deutschen Mobility-Standorten bis 2027 geeinigt, die potenzielle Schließung eines Standorts ist damit aber nicht ausgeschlossen. In dem Statement erklärte der Stuttgarter Weltkonzern dem Bericht zufolge lediglich, dass man „aktuell“ weiterhin mit der Fertigung von Elektromotoren in Hildesheim plane.
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Offenbar wird in Hildesheim nun befürchtet, dass Bosch den Ablauf des Kündigungsschutzes abwarten könne, um das Werk im Jahr 2028 stillzulegen. Der Betriebsrat ist mit den Befürchtungen allerdings nicht allein, da auch die IG Metall einem Bericht der HAZ zufolge ähnliche Sorgen äußerte. Bosch hatte in den vergangenen Jahren zwar immer wieder auch Werke in Deutschland geschlossen – beispielsweise 2021 einen Standort in München – im Rahmen der seit Ende 2023 kommunizierten Sparmaßnahmen in verschiedenen Geschäftsfeldern war von einer Werkschließung bislang aber keine Rede.