Weniger als der Durchschnitt: So viel Rente bekommen Senioren in Bayern

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Bayern bekommen weniger Rente als Saarländer oder Nordrhein-Westfalen. Das zeigt der neue Rentenatlas. Rund sieben Prozent der Renten gehen demnach ins Ausland.

Rund 2,6 Millionen Rentner gibt es in Bayern – die zweitmeisten im Bund hinter Nordrhein-Westfalen mit etwa 3,6 Millionen Rentnern. Während das den meisten Bayern egal sein dürfte, trifft sie etwas anderes schon empfindlicher: Die Rentenhöhe im Freistaat liegt mit 1617 Euro unter dem deutschen Durchschnitt und im Vergleich mit anderen Bundesländern nur im Mittelfeld.

Frauen im Osten mit höheren Renten: In diesen Bundesländern geht es Rentnern besser

Doch weshalb sind die Renten in anderen Bundesländern höher? Das erklärt die Rentenversicherung am Beispiel der Spitzenbezieher in Nordrhein-Westfalen und im Saarland, wo Männer etwa 100 Euro mehr bekommen als in Bayern. „In beiden Bundesländern arbeiteten die Männer in gut bezahlten Jobs im Bergbau“, so die Berliner Behörde. „Die guten Löhne von damals machen sich heute bei der Rente bemerkbar.“ Schließlich basieren die heutigen Auszahlungen auf den damaligen Einzahlungen.

Während die angestellten Männer in Nordrhein-Westfalen und im Saarland mit ihren hohen Einkommen die größten Rentenansprüche anhäuften, kommen die Frauen in beiden Bundesländern mit 1377 Euro und 1390 Euro dagegen nur auf unterdurchschnittliche Renten – und das ist überall im Bund so. Schuld ist das klassische Familienmodell, in dem der Mann die Hauptarbeitslast trägt und Frauen eher für Herd und Kind zuständig sind. Besonders deutlich wird das wiederum in Bayern, wo Frauen mit 1346 Euro fast 500 Euro weniger kassieren als Männer.

Auffällig: Im Osten sind die Rentenzahlungen an Frauen deutlich höher als im Westen. Am sichtbarsten wird das im einst geteilten Berlin, wo Frauen im Osten der Stadt im Schnitt 1608 Euro Rente beziehen, im Westen dagegen nur 1426 Euro. Insgesamt zahlte die deutsche Rentenversicherung 2023 fast 26 Millionen Renten aus.

1,7 Millionen Renten gehen ins Ausland – die meisten in andere EU-Länder

Etwa 1,7 Millionen davon gingen ins Ausland, rund drei Viertel davon in die Europäische Union. Hunderttausende Deutsche sind irgendwann während oder nach ihrer Berufslaufbahn in Länder wie Österreich, die Schweiz oder nach Spanien gezogen und lassen sich ihre Zahlungen nun dorthin überweisen. Das Klischee vom Mallorca-Rentner ist also nicht ganz falsch. Der Löwenanteil der Renten, die ins Ausland fließen, landet jedoch bei ausländischen Versicherten, die in Deutschland gearbeitet haben.

17.10.2022, Herbst am Hopfensee im Allgäu (Bayern) bei Füssen. Bei sommerlichen Temperaturen geniessen viele Ausflügler
Genau 1617 Euro Rente erhalten die Bayern im Schnitt, gemeint ist der Bruttobetrag nach mindestens 35 Versicherungsjahren. Im Bund sind es 1623 Euro, nach Abzügen werden vor Steuer 1441 Euro ausgezahlt. © IMAGO

Ganz vorne unter den ausländischen Rentenbeziehern sind die Italiener, viele von ihnen haben lange in der Gastronomie in Deutschland gearbeitet. Dahinter folgen weitere klassische Gastarbeiter-Länder wie Spanien, Griechenland und die Türkei sowie Nachbarländer wie Österreich und die Schweiz.

Während die Zahl der Rentner allein in den letzten fünf Jahren um etwa eine Million auf über 22 Millionen gestiegen ist und die Rentenzahlungen sich von insgesamt 328 auf 381 Milliarden Euro massiv erhöht haben, sind die Beiträge überraschend stabil geblieben und seit 1997 sogar um 1,7 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent gesunken. Trotz Wiedervereinigung und Rentenwelle sind die Beiträge damit niedriger als vor der Jahrtausendwende. „Hierzu hat vor allem die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt beigetragen, die im Wesentlichen auf einen Anstieg der Erwerbstätigkeit von Frauen und Älteren und auf Zuwanderung beruht“, schreibt die Rentenversicherung. Geholfen dürfte auch die rund 100 Milliarden Zuschuss aus Steuermitteln haben, die der Bund Jahr für Jahr zuschießt.

Beiträge in die Rente tendenziell eher gesunken

Bleibt die Frage nach den individuellen Lebensbedingungen hinter den Zahlen. Und die sind sehr unterschiedlich und nur durch die Statistik kaum zu greifen. Schon 1623 Durchschnittsrente klingen nicht nach viel. Nach Abzügen wie Kranken- und Pflegeversicherung zahlte die Rentenversicherung im Schnitt aber nur 1441 Euro aus, an Frauen sogar nur 1237 Euro. Und das ist nur der Durchschnitt vor Steuern, viele Rentner müssen also mit weniger auskommen.

Doch auch das ist nur die halbe Wahrheit. Ebenfalls viele Rentner haben Vermögen, beziehen nebenher Betriebsrenten, Riester, Auszahlungen aus Pensionswerken oder haben Miet- oder Kapitaleinkünfte. Manche arbeiten sogar noch. Zudem fallen die 1,4 Millionen Pensionäre sowie Selbstständige, die nie in die Rentenkasse eingezahlt haben, komplett aus der Statistik.

Auch interessant

Kommentare