„Russland zum Frieden zwingen“ - Selenskyj verteidigt Kursk-Offensive und setzt auf Luftattacken
Wolodymyr Selenskyj verdammt in einer Ansprache die russischen Attacken auf zivile Ziele. Er selbst will über Luftangriffe auf russisches Gebiet zum Frieden finden.
Kiew – Die Offensive in der Kursk-Region hat offenbar nicht nur Russland auf dem falschen Fuß erwischt. Auch Kiews Unterstützer im Ukraine-Krieg scheinen die Situation erst einmal verdauen zu müssen. Immerhin bedeutete der Vormarsch auf russischem Territorium auch einen Einschnitt in das Leben vieler Zivilisten vor Ort. Hunderttausende Russen wurden evakuiert. Dieses Schicksal teilen sie mit zahllosen Menschen in der Ukraine, die infolge der von Kreml-Chef Wladimir Putin befohlenen Invasion ihre Heimat verlassen mussten.
Das Vorrücken der Ukrainer in der Kursk-Region löste trotz allem auch Kritik aus. Womöglich auch deshalb nutzte Wolodymyr Selenskyj eine Ansprache an das Volk, um dieses Vorgehen zu erklären. Zunächst spricht der ukrainische Präsident in dem Clip, der in sozialen Medien verbreitet wird, über den russischen Luftangriff auf Charkiw am Sonntagmittag (1. September). 50 Menschen seien bei der Attacke verletzt worden, manche sollen unter Trümmern eingeschlossen sein. Demnach wurden zivile Gebäude getroffen, der 46-Jährige nennt ein Shoppingcenter, einen Sportpalast und Wohngebäude.
Video: Moskau kämpft mit Personalnot - Kursk unter Druck
Ukraine und die Kursk-Offensive: Selenskyj will „Krieg zu seinem Ursprung zurückdrängen“
„Jeder dieser Angriffe auf Charkiw oder andere unserer Städte oder Orte beweist, dass unsere Taktik richtig ist, insbesondere in der Region Kursk – wir müssen den Krieg dahin zurückdrängen, wo er seinen Ursprung hat, nach Russland. Und nicht nur in die Grenzregionen“, schlägt Selenskyj den Bogen zur eigenen Offensive im Land des Aggressors. Für ihn ist klar: „Der Terror-Staat muss spüren, wie Krieg ist.“
Vor allem gehe es für die Ukraine darum, so viele „Militäreinrichtungen, Logistikzentren und kritische Infrastruktur der russischen Kriegswirtschaft“ wie möglich zu zerstören, die sich in der Reichweite der eigenen Waffen befinden. Drohnen und Raketen seien dafür unerlässlich. So könne der Weg zu einem „wahren Frieden“ beschritten werden.
Selenskyj unterstreicht: „Um Russland zum Frieden zu zwingen – um es von betrügerischer Rhetorik über Verhandlungen zu tatsächlichen Schritten zur Beendigung des Krieges und zur Befreiung unseres Landes von Besatzung und Besatzern zu bewegen –, sind wirksame Instrumente erforderlich.“
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Selenskyj über den Ukraine-Krieg: „Raketen und Granaten für Langstreckenangriffe erlauben“
Ihm ist wichtig: „Ich weiß, dass in diesen Tagen und Wochen unsere Freunde auf der ganzen Welt, Journalisten, die die Wahrheit über diesen Krieg verbreiten, und viele Staats- und Regierungschefs, Führungspersönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft und Politiker betonen, wie wichtig es ist, den Frieden näher zu bringen und Leben zu retten, indem man Langstreckenangriffe erlaubt und die entsprechenden Raketen und Granaten bereitstellt.“
Entscheidend dafür sind ihm zufolge die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Unterstützer der Ukraine. Selenskyj listet US-Präsident Joe Biden, Großbritanniens Premierminister Keir Starmer, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz auf. Das ukrainische Staatsoberhaupt warnt Moskau: „Keine russische Rakete, kein russischer Angriff sollte ohne gerechte Reaktion erfolgen – mit Waffen, Sanktionen, der richtigen Politik, wirtschaftlicher Unterstützung für die Ukraine und Gerechtigkeit für Russland.“

Ukraine greift Russland aus Luft an: Moskau will 158 Flugobjekte in einer Nacht abgeschossen haben
Derweil verdeutlicht ein Telegram-Post des russischen Verteidigungsministeriums, dass Kiew aktuell vermehrt auf Luftangriffe auf Putins Reich zu setzen scheint. Demnach sollen in der Nacht von Samstag auf Sonntag 158 unbemannte Flugobjekte auf russischem Territorium abgefangen worden sein, darunter auch einige rund um Moskau.
Auf anderen Kanälen sind jedoch auch Aufnahmen von einem Einschlag zu sehen. Es soll sich um die Moskauer Ölraffinerie Kapotnja handeln. Offenbar wurden Hubschrauber hinzugezogen, um den entstandenen Brand zu löschen. Allerdings dementierte der Telegram-Kanal „Baza“ den Vorfall, vielmehr sei die Drohne rechtzeitig abgefangen worden, das abgebildete Feuer sei im normalen Betrieb der Anlage entstanden.
Das Haus von Verteidigungsminister Andrei Beloussow vermeldete derweil für die Nacht darauf lediglich zwei erwischte Flugobjekte. Gegen 10.55 Uhr sei ein weiteres über der Stadt Belgorod abgeschossen worden. (mg)