Meme-Krieg vor nächster US-Wahl: Newsom fordert Trump auf Instagram, TikTok und Co. heraus
Memes sind in den USA längst zur Tradition der politischen Kommunikation geworden. Jetzt schlägt ein Demokrat zurück – in Vorbereitung auf die nächste US-Wahl.
Washington, DC – Soziale Medien sind für Politiker ein immer wichtigeres Werkzeug geworden. Wohl das prominenteste Beispiel dafür ist der amtierende US-Präsident Donald Trump. Verfolgt man das Wirken des Republikaners, könnte man das Gefühl bekommen, dass seine öffentliche Kommunikation beinahe vollständig über die eigene Social-Media-Plattform Truth Social abläuft. Dort veröffentlicht er Ankündigungen, lädt wichtige Dokumente hoch, oder lobt sich für seine „großartige“ Präsidentschaft.
Auch seine Administration setzt in ihrer Kommunikation auf die sozialen Medien. Das Weiße Haus hat dazu einen eigenen Instagram-Account. Dort redet etwa die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, in der „MAGA-Minute“ über die Geschehnisse der vergangenen Woche. Doch immer wieder finden sich dort auch sogenannte „Memes“, also Bilder oder Videos mit meist humoristischem Inhalt, die sich schnell über soziale Medien verbreiten können.
Memes und die US-Politik: Wie die Trump-Regierung mithilfe von KI Stimmung macht
Ob man bei den Memes der Trump-Regierung von Humor sprechen kann, darf allerdings angezweifelt werden. Denn die Themen, die in den Bildern und Videos verarbeitet werden, haben oft mit der extrem strikten Migrationspolitik der Republikaner zu tun. So schlug etwa ein Bild einer Frau hohe Wellen, die von einem Einwanderungsbeamten Handschellen angelegt bekam. Allerdings wurde nicht nur das Original der offenbar weinenden Frau geteilt, sondern auch eine offensichtlich per KI erstellte Version, die wohl an den Stil der japanischen Ghibli-Filme erinnern soll. Das Bild wurde auch auf der Plattform X geteilt.
Die Meinungen über den Post gehen dabei extrem auseinander. „Der Twitter-Account des Weißen Haus ist offiziell ein Parodie-Account“, schreibt ein Nutzer unter dem Beitrag. Ein anderer kommentiert: „Ich hoffe, dass man euch zwingt, das zu erklären, wenn wir euch Freaks in Den Haag einsperren.“ Andere finden wohl Gefallen an der KI-Darstellung einer weinenden Frau in Handschellen. „Das habe ich gewählt!“, äußert sich ein Nutzer.
Es finden sich mittlerweile dutzende solcher KI-Inhalte oder Memes auf den offiziellen Social-Media-Kanälen der US-Regierung. Oft um die eigenen Erfolge hervorzuheben, oder die politische Konkurrenz zu diskreditieren. Ex-Präsident Joe Biden wird dabei immer wieder Ziel von Trumps Team. Doch die Gegenseite scheint nun zum Gegenangriff auszuholen.
US-Demokraten blasen zum Meme-Krieg – Trump gerät ins Visier von Lieblingsfeind Newsom
Die wohl berühmtesten Memes gegen die Trump-Regierung entstanden nach einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Washington. Dort eskalierte ein Gespräch zwischen ihm, Trump und dessen Vize-Präsident JD Vance, der Selenskyj immer wieder vorgeworfen hatte, sich nicht richtig bei den USA für die Unterstützung im Ukraine-Krieg bedankt zu haben. Anlass genug für die Gegner der US-Regierung, massenhaft manipulierte Bilder von Vance ins Netz zu laden – oft versehen mit dem Satz: „Hast du Danke gesagt?“
Bislang waren es aber vor allem Privatpersonen, die ihre Kritik an Trump und Co. mit solchen Memes zum Ausdruck gebracht haben. Doch wie Axios nun berichtete, scheint der von Trump viel kritisierte Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom, nun ebenfalls auf die Witz-Bilder und -Videos zu setzen. So postete etwa das Presseportal von Newsom ein Video auf X, in dem ein Beitrag von Trump mit der Stimme des Imperators aus Star Wars vorgelesen wurde.
Auf TikTok kommentierte das Team von Newsom die anhaltende Epstein-Affäre um den US-Präsidenten damit, dass sie ein Bild von Trump und dem verstorbenen Sexualstraftäter posteten – unterlegt mit dem Coldplay-Lied „Photograph“. Dieser neue Meme-Krieg des demokratischen Gouverneurs hat wohl System. Laut Axios könnte sich der Demokrat damit auf eine mögliche Präsidentschaftswahl 2028 in den USA vorbereiten. Er habe seine Kandidatur zwar noch nicht öffentlich verkündet, klinge und verhalte sich aber immer mehr wie ein Anwärter für das Weiße Haus.
Meme-Krieg in den USA – Newsom bereitet sich auf US-Wahl 2028 gegen Trumps MAGA-Lager vor
Gegenüber Axios erklärte die Sprecherin von Newsom: „In der heutigen zersplitterten Medienlandschaft war es noch nie so wichtig, sofort und effektiv zu kommunizieren. Gouverneur Newsom hat das verstanden.“ Und tatsächlich können Internet-Memes eine erstaunliche Reichweite in den sozialen Medien erzielen. Das liegt vor allem in der möglichen Viralität der Bilder und Videos. In einer Studie des Leibnitz-Institus für Sozialwissenschaften schrieben die Autoren Michael Johann und Lars Bülow, dass sich Memes aufgrund der Möglichkeit, diese in Online-Diensten ohne große Mühe und zeitunabhängig zu verbreiten, schnell vervielfachen können – also „viral“ gehen. Hinzu komme die Dynamik, dass private Nutzer die Bilder verändern und so weitere Versionen des Bildes oder Videos entstehen.
Memes
Memes sind humorvolle oder kreative Inhalte, meist in Form von Bildern, Videos oder Texten, die sich schnell und weit über das Internet verbreiten. Sie greifen oft aktuelle Trends, gesellschaftliche Themen oder popkulturelle Referenzen auf und werden von Nutzern häufig verändert oder weiterentwickelt. Memes dienen vor allem der Unterhaltung, können aber auch Meinungen oder Kritik ausdrücken.
Newsom, der während der verheerenden Waldbrände und kürzlich in Kalifornien stattgefundenen Proteste gegen die Abschiebe-Politik von Trump ins Visier der Republikaner geriet, setze die Memes allerdings anders ein als Trump, sagte seine Sprecherin gegenüber Axios. „Während die Trump-Regierung diese Taktiken einsetzt, um die Machtlosen herabzusetzen und zu erniedrigen, nutzt Gavin Newsom sie, um den Mächtigen Paroli zu bieten und die autoritären Methoden des derzeitigen Bewohners des Weißen Hauses anzuprangern.“
Es ist nicht der erste Meme-Krieg in den USA – Sogar Trump und Biden lieferten sich eine Bild-Schlacht
Newsom ist bei weitem nicht der erste Demokrat, der sich mit Trump einen Schlagabtausch über Internet-Memes liefert. Das australische Nachrichtenmagazin The Conversation schrieb bereits im Jahr 2016 über die Auswirkungen des politischen Wahlkampfs im Internet. „Hätten Nachrichtenexperten Memes genauer verfolgt, wären sie vom Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl 2016 möglicherweise weniger schockiert gewesen“, schrieben die Autoren Rodney Taveira und Emma Balfour nach der Niederlagen von Hillary Clinton bei der damaligen Präsidentschaftswahl.
Trump habe mit seinen Memes eine Verbindung zu ihren Anhängern aufbauen können. Hörige Befürworter des Republikaners – vor allem aus der „Alternativen Rechten“ – hätten mit der Anfertigung weiterer Memes noch zur Popularität Trumps beigetragen. „Trump und sein Wahlkampfteam retweeteten viele Memes der Alt-Right und nutzten Trumps riesige Social-Media-Plattform, um ihrer Stimme mehr Gehör zu verschaffen“, so die Conversation-Autoren.

Dass sich Memes als fester Teil der politischen Kommunikation in den USA etabliert haben, zeigte auch der US-Wahlkampf 2020. Sowohl das Wahlkampf-Team von Trump, als auch das von Joe Biden, verbreiteten massenhaft Bilder und Videos im Netz. Wie Associated Press (AP) schrieb, wurden dabei auch „peinliche“ Auftritte der jeweiligen Kandidaten schnell von den Kandidaten ins Netz gestellt. Da die Inhalte sich so in den sozialen Medien verbreitet hätten, habe man damit auch die Berichterstattung der etablierten Medien bestimmen können.
Memes als Wahlkampf – Studie zeigt immer weniger Interesse für klassische Nachrichten
Das Verwenden von Memes in der US-Politik könnte auch auf das veränderte Nutzerverhalten der Bevölkerung zurückzuführen sein. Eine Studie des Reuters Instituts von 2023 ergab, dass nur 48 Prozent der Befragten angaben, „sehr“ oder „extrem“ interessiert in Nachrichten zu sein. Auch der neuste „Digital News Report“ zeigte, dass das Interesse an traditionellen Medien, wie Fernsehen, Printmedien oder Onlinemedien, immer weiter abnehme.
Dagegen sind Social-Media-Plattformen als Nachrichtenquellen immer weiter auf dem Vormarsch. Der New Yorker schließt daraus, dass sich immer mehr Menschen ihre Meinung über Inhalte auf Plattformen wie X, Instagram oder TikTok bilden. Und eben dort spielen Memes eine große Rolle. So ist es wenig verwunderlich, dass Politikerinnen und Politiker versuchen, ihre Wählergruppen genau dort zu erreichen. Seien es Trumps Republikaner oder die Demokraten. Es ist also zu erwarten, dass auch in Zukunft politische Wahlen im Meme-Krieg ausgetragen werden. (nhi)