Neue Strategie im Ukraine-Krieg: Drohnen-Offensive soll Russland in die Schranken weisen

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Vergangene Woche kursierten Gerüchte um eine Entlassung des ukrainischen Armeechefs. Nun fordert er, die Kriegsführung zu überdenken.

Kiew – Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj hat seine Vision einer neuen Militärstrategie der im Ukraine-Krieg gegen Russland vorgestellt. In seiner Kolumne räumt er ein, die Ukraine sei bei Waffen und Personal im Nachteil gegenüber den Aggressoren. Er fordert, die Kriegsführung entgegen dem russischen Angriffskrieg zu überdenken und empfiehlt, die Produktion und den Einsatz von Drohnen zu steigern. 

Strategiewechsel im Ukraine-Krieg: Armeechef betont Vorteil von Drohnen

In seiner Kriegstaktik, über die vor Kurzem beim US-Fernsehsender CNN berichtet wurde, solle sich die Ukraine auf die Verbesserung unbemannter und hoch entwickelter Technologien konzentrieren. Drohnen könnten Saluschnyj zufolge nicht nur dazu beitragen, die Effektivität des Kampfes erhöhen, sondern auch einen Krieg mit weniger Kontakten fördern. Das könnte letztlich auch die Opferzahlen senken. „Die Fernsteuerung dieser Mittel bedeutet, dass sich weniger Soldaten in Gefahr begeben und somit die Zahl der menschlichen Verluste verringert wird“, schrieb der ukrainische Armeechef.

Auch könnte die ukrainische Kriegsführung auf See Saluschnyj zufolge enorm von Drohnen profitieren, da sie beinahe das gesamte Einsatzgebiet auf See „mit hoher Effizienz und minimalem Risiko für das Personal“ abdecken. Zudem sei es mit Drohnen möglich, nicht nur effektiv Oberflächen- und Seeziele, sondern ganze Küsteninfrastrukturen wirksam auszuschalten.

Weniger Waffenlieferungen im Ukraine-Krieg: Kiew muss Kriegsführung anpassen

Du dem Einsatz von Drohnen im Ukraine-Krieg sagte der Oberbefehlshaber: „Sie liefern Informationen in Echtzeit, die eine Anpassung des Feuers rund um die Uhr und ohne Unterbrechung ermöglichen.“ Dadurch seien die ukrainischen Truppen in der Lage, feindliche Ziele in vorderen Stellungen und in der Tiefe mit hoher Präzision anzugreifen. Außerdem könne man die Infrastruktur des Gegners so besser überraschen.

Dem Armeechef zufolge wird die Ukraine ihre militärische Strategie möglicherweise auch weiteren Kürzungen von Hilfen internationaler Bündnispartner anpassen müssen. So müsse damit gerechnet werden, dass diese ihre Unterstützung an die Ukraine im Krieg gegen Russland zurückfahren. In den USA ringt etwa Joe Biden seit Monaten um die Finanzierung weiterer Militärhilfen an die Ukraine, nachdem das eigentliche Budget hierfür bereits aufgebraucht wurde – die Republikaner im US-Senat blockieren neue Hilfspakete jedoch. 

„Die Bestände unserer Partner an Raketen, Abfangjägern für die Luftverteidigung und Munition für die Artillerie gehen zur Neige, was auf die Intensität der Feindseligkeiten in der Ukraine, aber auch auf einen weltweiten Mangel an Treibladungen zurückzuführen ist“, schrieb Saluschnyj in seiner Kolumne.

Kiew im personellen Nachteil gegenüber Russland: Ukraine-Krieg stellt Selenskyj vor Herausforderung

Neben den Waffen- und Munitionsressourcen hadert man auf ukrainischer Seite aktuell auch einmal mehr mit der Personalstärke der eigenen Armee. So betonte Saluschnyj in seiner Kolumne auch, die Ukraine sei nicht in der Lage, die Zahl verfügbarer Streitkräfte im Krieg gegen Russland zu erhöhen. Zumindest so lange Präsident Selenskyj dabei nicht zu „ungeliebten Maßnahmen“ greife, um mehr Soldaten für die Armee zu rekrutieren.

In der Ukraine gilt das Thema als sehr umstritten. Im Dezember erwog Präsident Selenskyj, ins Ausland geflüchtete Wehrdienstverweigerer einzuziehen, entschloss sich letztlich aber doch dagegen. Für das neue Jahr sollen elektronische Musterungsbescheide, Freiheitsstrafen und Geldbußen für mehr Rekrutierungen sorgen.

Neue Forderungen im Ukraine-Krieg zu ungünstiger Zeit: Saluschnyj im Konflikts mit Präsident Selenskyj

Saluschnyjs Kolumne tritt inmitten von Gerüchten über seinen möglichen Amtsrücktritt zutage. In der Nacht auf Montag (29.01) verbreiteten anonyme Telegram-Kanäle Nachrichten, Saluschnyj werde offenbar zeitnah von seinem Posten als Armeechef entlassen werden. Es wird angenommen, dass die Kanäle Verbindungen zum Präsidialamt und zu ukrainischen Gesetzgebern haben, berichtet die ukrainische Zeitung Kyiv Post.

Der Oberbefehlshaber des ukrainischen Militärs, Walerij Saluschnyj (July 28, 2022) Kiew, Ukraine
Walerij Saluschnyj, Befehlshaber der ukrainischen Armee, stellt eine neue Strategie im Ukraine-Krieg in Aussicht. Diese könnte deutlich weniger Verluste mit sich bringen. (Archivbild) © IMAGO/Ukrainian Presidential Press Off

Gerüchte um ein Zerwürfnis zwischen dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und Oberbefehlshaber Saluschnyj kursieren schon seit Ende 2023. Genährt wurden sie, als am 1. November eine Kolumne und ein Interview der britischen Zeitung The Economist veröffentlicht wurden. Dort erklärte Saluschnyj, dass beide Kriegsparteien inzwischen „ein technisches Niveau erreicht haben“, das sie „in eine Pattsituation bringt“.

Neue Waffen im Ukraine-Krieg: Kiew setzt auf Roboter im Kampf gegen Russland

Wie die Informationsplattform Defense Express des ukrainischen Verteidigungsministeriums berichtet, setzt die Armee des Landes aktuell zunehmend verschiedene Bodenroboterplattformen auf dem Schlachtfeld im Ukraine-Krieg ein. Dabei werden sowohl kleine Roboter zur Verminung von Gebieten eingesetzt, als auch größere Systeme wie THeMIS-Roboterplattformen. Mit diesen können Ausrüstung und Munition transportiert werden, außerdem eignen sie sich zur Evakuierung verwundeter Soldaten.

Dem Bericht zufolge ist auch bekannt, dass die ukrainischen Soldaten den Kampfroboter „Ironclad“ zusammen mit der ferngesteuerten Waffenstation „ShaBlya“ der Firma Roboneers einsetzen. „Generell sind diese Systeme interessant, weil wir unser Personal nicht so stark gefährden“, sagte Oberst Wolodymyr Silenko, Befehlshaber der 30. Fürst Konstanty Ostrogski Brigade, in einem Interview mit dem Sender Army TV. Silenko zufolge müsse die Anzahl solcher Systeme in der Truppe erhöht und verbessert werden. Insbesondere deutet er dabei auch auf das Potenzial, die Reichweite solcher Waffen zu erhöhen. (Fabian Hartmann)

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