Nach Wuhledar: Ukraine droht gegen Putins Armee Verlust von nächster Bastion
Wladimir Putins russische Truppen haben Wuhledar im Donbass erobert. Weiter nördlich in der Ukraine könnte Kiew bald eine weitere Festung verlieren.
Kupjansk – Die Invasionsarmee aus Russland ist im Ukraine-Krieg militärisch wieder am Drücker. Nach der Einnahme der Donbass-Bastion Wuhledar haben Wladimir Putins Truppen schon die nächsten Kleinstädte der Ukraine im Visier.
Ukraine-Krieg: Nach Wuhledar könnte auch Kupjansk an die Russen fallen
„Russland setzt sich bei Kupjansk, Pokrowsk und Wuhledar langsam und verlustreich durch. Der Ukraine drohen damit Verluste strategischer Wegmarken“, schreibt der Experte für Sicherheitspolitik Nico Lange bei X zu den aktuellen Gefechten zwischen den Regionen Charkiw und Donezk.
Während Wowtschansk an der russischen Grenze schweren Bombardements ausgesetzt ist, zieht sich die Schlinge um die ukrainischen Einheiten in Pokrowsk weiter zu. Bei Kupjansk hält die ukrainische Armee den Russen seit ihrer erfolgreichen Gegenoffensive im Herbst 2022 am Fluss Oskil stand. Es ist die Hauptverteidigungslinie vor der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern.
Kupjansk-Front im Krieg mit Russland: Ukrainische Armee steht schwer unter Druck
Kiew schweigt beharrlich zu den Kämpfen an der Kupjansk-Front. Laut russischen Militärbloggern nahmen die Luftstreitkräfte des Moskau-Regimes die dortigen ukrainischen Verbände Ende September mit Gleitbomben FAB-500 und Aerosolbomben ODAB-1500 heftig ins Visier. Der in den Aerosolbomben enthaltene Brennstoff kann in Bunkeranlagen eindringen, was diese Waffen gegen befestigte Ziele verheerend macht. Ferner entzieht die Vakuumwirkung bei der Detonation der Luft Sauerstoff, was zum Tod durch Ersticken führen kann.
Wie Wuhledar ist auch Kupjansk im Ukraine-Krieg von strategischer und logistischer Bedeutung. Hier verläuft zum Beispiel die Bahnstrecke Charkiw–Horliwka, die wegen der Kampfhandlungen weitgehend außer Betrieb ist. Die aber bei einer Frontverschiebung in Richtung Westen wieder in Betrieb genommen werden könnte. Gleiches gilt für die Fernstraße M03. Und: Von hier aus verläuft die gut ausgebaute Nationalstraße P07 bis kurz vor die Tore Charkiws.

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Kupjansk-Front bei Charkiw: Symbolische Bedeutung für Putins Moskau-Regime
Das Institute for the Study of War (ISW) berichtet seit Wochen von punktuellen Vorstößen der Russen bei Kupjansk, wo der Fluss Oskil den Verteidigern als natürliche Barriere und als landschaftliches Hindernis hilft. Fraglich ist, inwieweit die ukrainischen Streitkräfte das Hinterland von Kupjansk mit weiteren Verteidigungslinien befestigt haben. Die Kleinstadt mit vormals rund 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist mittlerweile weitgehend zerstört.
Kupjansk liegt rund 80 Kilometer südöstlich von Charkiw. Rund um Charkiw hatten die ukrainischen Verbände Putins russischen Invasionstruppen bei der „Schlacht um Charkiw“ zwischen Februar und April 2022 eine empfindliche Niederlage beigebracht. Wie The Washington Post und Forbes berichteten, soll die 20. russische Gardearmee dort damals trotz 560 Schützenpanzern BMP-1 und 300 T-72-Kampfpanzern gescheitert sein.

Ukraine-Krieg: Russlands Armee steht in der Region Charkiw vor Kupjansk
Eine Einnahme von Kupjansk hätte somit auch eine symbolische Bedeutung, weil zuerst die Ukrainer die Russen in der Oblast Charkiw zurückgeschlagen haben, die nun aber wieder vorrücken. Militärbloggern zufolge macht die russische Armee vor allem aus nördlicher Richtung Druck auf Kupjansk. Hier sollen Putins Soldaten und Panzer nur noch wenige Kilometer entfernt vom Stadtzentrum stehen. Droht der Ukraine der Verlust der nächsten „strategischen Wegmarke“? (pm)