„Kampf zwischen Hunde-Rudeln“: Bitterer Rückschlag für Ukraine an wichtiger Kriegsfront

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Schlachtfeld Donbass: Die ukrainischen Streitkräfte müssen an der östlichen Front die nächste Niederlage gegen die Invasionsarmee aus Russland hinnehmen.

Urozhaine – Es ist ein blutiger Hochsommer zwischen Charkiw, Donezk und Saporischschja. Die Ukraine ist auf eigenem Territorium gegen die Invasionsarmee des Moskau-Regimes aus Russland quasi überall in der Defensive.

Frontverlauf im Ukraine-Krieg: Russland nimmt Urozhaine und Staromajorske ein

Während die Verteidiger im Ukraine-Krieg sehnlichst auf weitere Lieferungen an Leopard-2-Panzern aus den Reihen der Nato warten, haben die Truppen von Kreml-Autokrat Wladimir Putin zuletzt auch zwei schwer umkämpfte Dörfer im Südosten des geschundenen Landes eingenommen. Es handelt sich dabei um Urozhaine und das benachbarte Staromajorske.

Beide Dörfer liegen in der Region Donezk nur ein paar Kilometer von der Grenze zur Oblast Saporischschja entfernt. Besonders bitter: Die ukrainischen Streitkräfte hatten beide Siedlungen vor ziemlich genau einem Jahr in ihrer letztlich gescheiterten Gegenoffensive eingenommen. Jetzt musste Kiew die dortigen Soldaten jedoch nach heftigen russischen Angriffen in defensivere Stellungen zurückbeordern. Das schreibt die amerikanische New York Times (NYT).

Verluste gegen Russland: Ukraine gibt im Donbass Front-Positionen auf

Die 58. motorisierte Infanteriebrigade habe wiederholt Attacken abgewehrt, heißt es in dem Bericht. Die Russen hätten mehrmals vergeblich angegriffen, zum Beispiel auch mit einer Elite-Marinebrigade. Wie vielerorts sollen auch hier die Verluste unter den russischen Soldaten und an Panzern hoch und verheerend gewesen sein. Putins Armee habe Urozhaine und Staromajorske bereits im März ins Visier genommen. Erst im Juni sei es gelungen, Staromajorske zu erobern.

Am 14. Juli sei aus ukrainischer Perspektive schließlich auch Urozhaine gefallen, berichtet die NYT. Der Bericht deckt sich mit Einschätzungen der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW), wonach die Russen genau an diesem Frontabschnitt zuletzt Gebietsgewinne erzielten (siehe Karte unten). Und zwar nicht nur hier. „Russische Streitkräfte machten kürzlich bestätigte Vorstöße nordöstlich der Stadt Charkiw in Wowtschansk, in der Nähe von Awdijiwka, und südwestlich der Stadt Donezk“, schrieb das ISW in seiner täglichen Analyse vom 30. Juli.

Die südöstliche Donbass-Front in der Ukraine. Das ISW bemerkte unter anderem russische Gebietsgewinne bei Uozhaine. Siehe den grünen Kreis links unten mittig.
Die südöstliche Donbass-Front in der Ukraine. Das ISW bemerkte unter anderem russische Gebietsgewinne bei Uozhaine. Siehe den grünen Kreis links unten mittig. © Screenshot X@TheStudyofWar

Dorf Urozhaine in der Region Donezk: Schwere Verluste für die Ukraine

Mit letzterer Beobachtung war die Gegend um Urozhaine gemeint, während die Ukrainer derzeit ihre verbliebenen Bradley-Schützenpanzer gegen die russische Drohnen-Gefahr nachrüsten. Bezeichnend: Ein anonymer ukrainischer Soldat hatte laut Bild jüngst die unzureichende Anzahl von Panzern für die Gegenwehr beklagt. „Wir haben 400 westliche Schützenpanzer für 1000 Kilometer Front. Echte Gegenstöße sind da unmöglich“, sagte er demnach.

„Es war wie ein Kampf zwischen zwei Hunde-Rudeln“, beschrieb dagegen ein Offizier laut NYT die Kämpfe um Urozhaine. „Es kam der Moment, in dem es nicht mehr sinnvoll war, die Leute dort zu behalten“, wird er von der amerikanischen Tageszeitung weiter zitiert. Bis zu 100 ukrainische Soldaten wurden den Informationen zufolge seit Oktober 2023 in den Gefechten einzig um Urozhaine getötet oder gelten als vermisst. Nach den Kämpfen um ein einziges Dorf, von dem laut den sich auf dem Rückzug befindlichen Soldaten der 58. Brigade nichts mehr übrig ist.

Ein ukrainischer Soldat hält an der Front in der Region Donezk Ausschau nach möglichen russischen Drohnen. (Symbolfoto)
Ein ukrainischer Soldat hält an der Front in der Region Donezk Ausschau nach möglichen russischen Drohnen. (Symbolfoto) © IMAGO / ZUMA Press Wire

Gegen Putins Armee: Ukraine steht bei Krasnogorowka und Pokrowsk unter Druck

Die ukrainische Armee ist nicht nur dort auf dem kontrollierten Rückzug. Berichten zufolge haben die Russen zwischen Mitte und Ende Juli die Kontrolle über die Donbass-Dörfer Prohres, Voschod, Jewhenivka, Losuwatske, Iwano-Dariwka und Pischchane erlangt. Die russische Armee scheint ferner die Kontrolle über große Teile der Kleinstadt Krasnogorowka (in der ehemals 16.000 Menschen lebten) zu haben, die etwa zwölf Kilometer westlich der Großstadt Donezk (Bevölkerungszahl: rund 900.000) liegt.

Damit nicht genug: Die russischen Streitkräfte konnten zuletzt ebenfalls im Donbass in kurzer Zeit sechs Kilometer auf die zur Festung ausgebaute Kleinstadt Pokrowsk vorrücken, weil ukrainische Drohneneinheiten angeblich eigene Drohnen mit Störsendern ausschalteten oder behinderten. (pm)

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