News zum Ukraine-Krieg - Nächste Stadt in der Ostukraine wird überrannt

In der Ostukraine steht die nächste Stadt vor russischem Ansturm

Donnerstag, 31. Oktober, 07:43 Uhr: Für den russischen Vormarsch in der Ostukraine ist die Industriestadt Pokrowsk das nächste wichtige Ziel. Der Feind stehe nur noch knapp sieben Kilometer vor der Stadt im Gebiet Donezk, die vor dem Krieg etwa 50.000 Einwohner hatte, sagte der Leiter der Stadtverwaltung, Serhij Dobrjak. Zurzeit harrten noch etwa 12.000 Menschen in Pokrowsk aus, darunter Kinder, auch wenn die Infrastruktur schon zu etwa 80 Prozent zerstört sei. 

Am Frontabschnitt Pokrowsk seien am Mittwoch 28 russische Sturmangriffe gezählt worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew mit. An der gesamten langen Front im Osten und Süden habe es 134 Gefechte gegeben.

In Washington, New York und Brüssel wird unterdessen darüber beraten, wie mit der Unterstützung der russischen Streitkräfte durch geschätzt 10.000 Soldaten aus Nordkorea umzugehen ist. Das US-Verteidigungsministerium zeigte sich „zunehmend besorgt“ wegen eines möglichen Einsatzes dieser Soldaten im Krieg gegen die Ukraine. Einige der nach Russland entsandten Nordkoreaner seien bereits näher an die Ukraine verlegt worden. Im UN-Sicherheitsrat rechtfertigte der russische Botschafter Wassili Nebensja die militärische Kooperation mit Nordkorea. Diese richte sich nicht gegen Dritte.

Ukrainische Verteidigung im Donbass bröckelt

Die Ukraine wehrt seit mehr als zweieinhalb Jahren eine großangelegte russische Invasion ab, die das Land wieder unter Moskauer Kontrolle bringen soll. Im Süden des Gebietes Donezk haben die ukrainischen Verteidiger in den vergangenen Tagen und Wochen mehrere Städte räumen müssen. Generalmajor Dmytro Martschenko sprach von einem Zusammenbruch der Front.

Pokrowsk wird seit langem beschossen. Die Zufahrt zur bedrohten Stadt sei zwar noch nicht komplett gesperrt, sagte Stadtchef Dobrjak. Doch einzelne Straßen würden abgeriegelt, um Verteidigungsanlagen zu bauen. Nahe Pokrowsk ging den Ukrainern zuletzt die Stadt Selydowe verloren. Damit können Angriffe auf Pokrowsk auch von Süden erfolgen.

Ebenso viel Druck üben die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben am Frontabschnitt der Stadt Kurachowe aus. Auch dort habe es 28 Sturmangriffe gegeben, teilte das Militär mit. Es berichtete immer noch von Kämpfen um den vorgelagerten Ort Kurachiwka. Ukrainische Militärblogs sehen den Ort aber bereits unter russischer Kontrolle.

EU-Kommission: Konkrete Gespräche über Ukraine-Beitritt 2025

17.28 Uhr: Die Verhandlungen für einen EU-Beitritt der Ukraine sollen nach Einschätzung der Europäischen Kommission im kommenden Jahr konkreter werden. Trotz des russischen Angriffskriegs habe das Land sein starkes Engagement für Reformen in vielen Bereichen weiter vorangetrieben, heißt es in einem Bericht der Brüsseler Behörde. Unter der Voraussetzung, dass die Ukraine alle Bedingungen erfülle, hoffe man daher, die Verhandlungen über Grundlagen „so bald wie möglich im Jahr 2025“ aufnehmen zu können. Dazu gehören etwa die Themen Grundrechte, Justiz, Freiheit und Sicherheit sowie die Finanzkontrolle. 

Ende Juni hatte die EU Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldau eröffnet. Wie lange diese dauern werden und ob sie überhaupt zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden können, ist offen. Die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei wurden beispielsweise bereits 2005 gestartet - sie liegen allerdings nach fortdauernden Rückschritten des Landes in den Bereichen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte auf Eis. 

Im Fall der Ukraine gilt es als ausgeschlossen, dass sie vor dem Ende des russischen Angriffskriegs EU-Mitglied wird. Denn dann könnte Kiew nach Artikel 42, Absatz 7 des EU-Vertrags militärischen Beistand einfordern - und die EU wäre Kriegspartei.

USA reagieren gelassen auf russisches Atommanöver

05.55 Uhr: Das US-Verteidigungsministerium hat gelassen auf ein russisches Übungsmanöver mit strategischen Atomwaffen vor dem Hintergrund des Moskauer Angriffskriegs gegen die Ukraine reagiert. Nach dem Verständnis des Pentagon handele es sich um eine planmäßige Übung, sagte ein Ministeriumssprecher. „Es ist also keine Überraschung.“ Man sehe aktuell keine Veränderung in der russischen Haltung zum Einsatz von Atomwaffen, die eine Veränderung der eigenen Position erfordern würde.

UN-Expertin prangert systematische Folter in Russland an

Mittwoch, 30. Oktober, 00.36 Uhr: Eine UN-Expertin wirft Russland in einem neuen Bericht systematische Folter von Kritikern im Inland und feindlichen Soldaten vor. Das Papier dokumentiere, „wie Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung als staatlich sanktionierte Instrumente zur systemischen Unterdrückung in der Russischen Föderation verwendet werden“, hieß es in einem in New York vorgestellten Bericht.

Ausgearbeitet wurde er von der Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in Russland, Mariana Katzarova. Sonderberichterstatter werden zwar vom UN-Generalsekretär eingesetzt, arbeiten aber unabhängig von den Organen der Vereinten Nationen. Russland hatte Katzarova für ihre Recherchen keinen Zugang gewährt, die Informationen hätten sie und ihr Team aber durch Kontakte zu Menschenrechtsgruppen und anderen Quellen erhalten. 

Ukraine plant Aufstockung ihrer Armee um 160.000 Soldaten

17.13 Uhr: Die Ukraine plant nach Angaben eines Regierungsvertreters eine Aufstockung ihrer Armee um weitere rund 160.000 Soldaten. Diese Zahl von Männern solle zusätzlich zum Wehrdienst herangezogen werden, kündigte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Oleksandr Lytwynenko, am Dienstag im Parlament in Kiew an. Aus Sicherheitskreisen verlautete ergänzend, dass diese Mobilisierung innerhalb von drei Monaten stattfinden solle.

Russland hält Manöver seiner Atomstreitkräfte ab

Dienstag, 29. Oktober, 17.00 Uhr: Inmitten des gespannten Verhältnisses zum Westen hat Russland nach Worten von Präsident Wladimir Putin ein weiteres Manöver seiner strategischen Atomwaffen begonnen. Der mögliche Einsatz von Nuklearwaffen sei das äußerste Mittel, die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, sagte Putin nach Angaben des Kreml. Demnach verfolgte Putin die Übung per Videoschalte. Er kündigte den testweisen Start von Raketen während des Manövers an. Dazu gab es aber bislang keine Angaben.

Russland werde sich nicht auf ein nukleares Wettrüsten einlassen, sagte Putin in Moskau. Aber es werde seine strategischen Streitkräfte weiter vervollkommnen. Die Mittel dafür seien vorhanden. Russische Interkontinentalraketen würden so ausgerüstet, dass sie eine gegnerische Flugabwehr überwinden könnten. 

„Kanonenfutter-Söldner“: Jetzt gibt es erste Details zu Nordkorea-Soldaten in Russland

18.22 Uhr: Die US-Regierung schätzt die Zahl der von Nordkorea nach Russland geschickten Soldaten auf 10.000. „Wir glauben, dass Nordkorea rund 10.000 Soldaten geschickt hat, damit sie im Osten Russlands trainieren“, sagte die stellvertretende Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh, am Montag in Washington. Diese würden „wahrscheinlich in den kommenden Wochen die russischen Streitkräfte in der Nähe der Ukraine verstärken“. US-Präsident Joe Biden nannte die Entwicklung „sehr gefährlich“.

Das US-amerikanische „Wall Street Journal“ deckt nun erste Details über die bislang in Russland eingetroffenen nordkoreanischen Soldaten auf. Demnach sind diese besonders jung, klein und schmächtig. Militärexperten sehen dies als Zeichen für die weit verbreitete Unterernährung in dem verarmten Land. Die Ausbildung dieser Soldaten scheint weniger auf konventionelle Kriegführung ausgerichtet zu sein. Stattdessen liegt der Fokus auf Attentaten und der Sabotage von Infrastrukturen in den Bergen Südkoreas. Viele der Soldaten haben Nordkorea offenbar noch nie verlassen, da das Land seit dem Koreakrieg 1953 in keinen größeren Konflikt verwickelt war.

Der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Yong-hyun nannte die entsendeten Truppen im Parlament „bloße Kanonenfutter-Söldner“. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf den Geheimdienst Südkoreas, Nordkorea wolle insgesamt „vier Brigaden mit 12.000 Soldaten, unter ihnen auch Spezialkräfte“ zur Unterstützung der russischen Streitkräfte an die ukrainische Front schicken.

Tote und Verletzte nach russischem Beschuss in Cherson

Montag, 28. Oktober, 10.10 Uhr: In der südukrainischen Stadt Cherson sind durch russischen Beschuss mindestens zwei Menschen getötet worden. Drei weitere wurden verletzt, wie Gouverneur Olexander Prokudin bei Telegram mitteilte.

Bilder zeigten ausgebrannte Wohnungen in einem mehrstöckigen Wohnhaus. Seit dem Rückzug der russischen Truppen aus der Großstadt auf das gegenüberliegende Ufer des Dnipro im November 2022 bildet der Fluss die Frontlinie. 

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