Mehr als 800 Euro können bei Strom und Gas gespart werden: Das ist der Trick

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Trotz sinkender Energiepreise zahlen Verbraucher deutlich mehr Geld für Strom und Gas, als sie müssten. Eine aktuelle Auswertung zeigt: Haushalte können mit Einsparungen von bis zu 821 Euro rechnen.

Düsseldorf – Die Strom- und Gaspreise für deutsche Haushalte sind im Januar zurückgegangen. Doch Kunden der Grundversorgung zahlen trotzdem mehr, als sie mit alternativen Tarifen eigentlich müssten. Wie Verbraucher im neuen Jahr Hunderte von Euros jährlich sparen können, zeigt eine Datenanalyse des Verbraucherportals Verivox, die dem Handelsblatt vorliegt.

Wechsel beim Gastarif: Bis zu 800 Euro für Strom und Gas im Jahr sparen

Im Jahresverlauf 2024 haben sich die Gaspreise um neun Prozent erhöht. Der Großhandelspreis erreichte im Dezember sein 13-monatiges Hoch, was niedrigen Temperaturen und geringer Stromerzeugung aus Windkraft geschuldet war. Die Preissteigerungen führt die Bundesnetzagentur allerdings auch auf gesunkene Nachfrage zurück. Für 2025 warnte Verivox bereits, dass wegen steigender Netzgebühren und Großhandelspreisen Gaspreise wieder anziehen werden.

Die Netzentgelte werden besonders in den neuen Bundesländern steigen. Dort müssen Verbraucher mit einer Erhöhung von bis zu 43 Prozent rechnen. Sie machen etwa zehn Prozent des Gesamtgaspreises aus. Basierend auf den aktuellen Berechnungen müssen Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Durchschnitt 106 Euro mehr zahlen. Zudem wächst der CO₂-Preis von 45 Euro auf 55 Euro je Tonne bei Neukunden, 2026 soll dieser dann auf 65 Euro steigen.

Wer mit Gas heizt, muss 2025 mit deutlich höheren Kosten rechnen. Aus mehreren Gründen müssen sich Verbraucher auf steigende Heizkosten einstellen.
Verbraucher sollten aus dem Grundtarif raus, den dieser kostet sie im Schnitt mehr. © Sina Schuldt/dpa

Im Grundversorgungstarif betragen Gaspreise für Kunden 14 Cent pro Kilowattstunde, für Neukunden werden zehn Prozent pro Kilowattstunde berechnet. Infolge des Ukraine-Krieges und dem dadurch sprunghaften Anstieg der Gaspreise reagierte die Bundesregierung mit einer Senkung der Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf sieben Prozent, die seit April 2024 wieder voll berechnet wird. 

Das Potenzial für Einsparungen im Falle eines Wechsels ist für Verbraucher laut der aktuellen Verivox-Analyse jedoch groß. So sollen Haushalte, die vom Grundtarif zu einem günstigeren Anbieter übergehen, 821 Euro einsparen, bei einem Wechsel zu einem Anbieter mit durchschnittlichen Preisen ergeben sich demnach Ersparnisse von 475 Euro jährlich.

Grünstiger Stromanbieter: Einsparungen bis zu 600 Euro jährlich

Beim Strom sind fallende Preise bei Betrachtung der vergangenen zwei Jahre zu beobachten. 2024 sank der Strompreis sogar um vier Prozent auf 35,8 Euro pro Kilowattstunde. Ende des Jahres zahlten Kunden in der Grundversorgung 44 Cent pro Kilowattstunde, Neukunden zahlten einen Preis von 29 Cent.

Die Stromnetzentgelte bleiben im Gegensatz zum Gas auf einem niedrigen Niveau. In den neuen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg sind die Stromnetzgebühren um 24 Prozent gefallen. Gleichzeitig war in Hamburg, Berlin und Baden-Württemberg ein Anstieg um bis zu acht Prozent zu verzeichnen. Im Durchschnitt sanken die Stromnetzentgelte in der gesamten Bundesrepublik um drei Prozent. 

Hohe Strompreise in der Grundversorgung – neue Tarife lohnen sich manchmal auch

Haushalte, die von Grundversorgern beliefert werden, müssen mit einem anhaltend hohem Preisniveau rechnen, da Grundversorger ihren Strom Jahre zuvor einkaufen, um langfristige Preisstabilität zu garantieren. Kunden der Grundversorgung können nach aktueller Auswertung des Verbraucherportals beim Umstieg zu einem günstigeren Anbieter 600 Euro im Jahr sparen. Bei Stromanbietern mit durchschnittlichen Preisen können 325 Euro eingespart werden. 

Sollten sich Verbraucher für dynamische Stromtarife entscheiden, ist laut Verbraucherschützern Vorsicht geboten. Verbraucher tragen das Risiko stark schwankender Strompreise. Für normale Haushaltsstromkunden sind die Tarife in der Regel nicht empfehlenswert, heißt es in der Meldung der Verbraucherzentrale. Preisschwankungen können extrem ausfallen, da diese an die volatilen Preise der Börse gebunden sind. Studien haben jedoch gezeigt, dass Haushalte mit einem hohen Stromverbrauch davon profitieren können. „Mit einer verbraucherfreundlichen Ausgestaltung dieser neuen Tarifangebote und klaren Informationen über deren Chancen und Risiken könnte man mehr Verbraucher:innen davon überzeugen“, so der Bundesverband der Verbaucherzentrale. 

Strom und Gas von Grundversorgern kosten Bundesbürger 6,8 Milliarden Euro mehr

Wegen des Energiebezugs bundesdeutscher Haushalte durch hauptsächlich Grundversorger kommen insgesamt höhere Preise zustande – auf rund ein Viertel der Strom- und ein Fünftel der Gaskunden trifft dies in Deutschland zu. Grundversorger kaufen langfristig Energiereserven ein und versorgen Haushalte mit Energie, unabhängig von den Börsenpreisen. Menschen, die keinen besonderen Strom- oder Gastarif vereinbart haben, was beispielsweise beim Einzug in eine neue Wohnung der Fall ist, fallen in die Grundversorgung. Laut aktueller Verivox-Analyse sind dadurch 6,8 Milliarden Euro mehr bezahlt worden, davon für Strom fünf Milliarden Euro und für Gas 1,8 Milliarden Euro.

Verbraucherzentralen raten daher zu einem Wechsel in den überregionalen Tarif. Die Grundversorgung kann mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Doch auch mit Grundversorgern können Sonderverträge ausgemacht werden, durch die dann geringere, an den Bedarf angepasste Preise zustande kommen. Diese Verträge können Kunden aber bis zu 24 Monate binden, wozu Verbraucherzentralen allerdings raten. So können Bundesbürger kurzfristigen Preiserhöhungen vermeiden.

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