Schock für deutsche Wirtschaft: Chinas Plan ist ein Angriff auf unseren Wohlstand
Chinesische Produkte und Rohstoffe fluten die Weltmärkte und bedrohen westliche Volkswirtschaften. Experten sehen besonders die deutsche Industrie in der Klemme und fordern von der neuen Bundesregierung rasche Maßnahmen.
Peking – Chinas Exportstrategie entpuppt sich als ernsthafte Bedrohung für westliche Märkte. Im vergangenen Jahr erreichten die chinesischen Exporte mit 3,4 Billionen Euro einen Rekordwert. Wie eine Studie der britischen proeuropäischen Denkfabrik Centre for European Reform (CER) nun zeigt, könnte die industrielle Entwicklung der asiatischen Supermacht Deutschland Millionen Arbeitsplätze kosten – die Schocks für die deutsche Wirtschaft könnten zu weitreichenden, vielleicht sogar unwiderruflichen Erschütterungen führen.
„Wenn Deutschland eine rasche Deindustrialisierung mit erheblichen, geografisch konzentrierten Arbeitsplatz- und Produktivitätsverlusten vermeiden will, muss seine neue Regierung dringend ihre Handels-, Industrie- und Finanzpolitik überdenken“, schrieben die Autoren der CER-Studie.
Schock für deutsche Wirtschaft: China erobert Automobil- und Maschinenmarkt
Für Deutschland stehen die Zeichen in der Industrie eher schlecht: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie erlitt der Zweig des Verarbeitenden Gewerbes einen Einbruch, von dem sich der Sektor nur schwer erholen kann. Er bildet 20 Prozent der gesamten deutschen Wertschöpfung ab.
Mittlerweile beherrscht China laut CER-Studie die Bereiche Automobilbau, saubere Technologien sowie zivile Luftfahrt auf dem globalen Markt und bietet Waren zu einer ähnlichen Qualität wie in Deutschland an. Neben Unterhaltungselektronik, Möbel, Bekleidung und Haushaltsgeräte erhöhte China seine Exporte in den Bereichen Automobil- und Maschinenbauindustrie, die Deutschland über lange Zeit hinweg dominierte. Seit 2023 stieg China zum weltweit größten Nettoexporteur von Autos auf.
Und auch im grünen Bereich zeigt China Ambitionen: Das Wachstum der chinesischen grünen Industrie bedroht zunehmend die westlichen Volkswirtschaften. Das Land baut fast doppelt so viele Kapazitäten für Wind- und Solarkraft aus wie der Rest der Welt zusammengenommen. Laut Daten des Global Energy Monitors waren 2024 bereits 180 Gigawatt an Solar- und 159 Gigawatt an Windkraftanlagen im Bau. Die kommunistische Regierung kontrolliert Landrechte und kann somit Bauprojekte schneller umsetzen.

Chinas Exportstrategie: Niedrige Binnennachfrage, hohe Produktionskapazität
Besonders die chinesischen Überkapazitäten der letzten Jahre haben dem Weltmarkt schwer zugesetzt. Die Volksrepublik hat 2021 infolge der platzenden Immobilienblase massiv ins Verarbeitende Gewerbe investiert. Aus einem Bericht des Wall Street Journal geht hervor, dass Staatschef Xi Jinping mit Fokus auf das Verarbeitende Gewerbe und aggressive Exporte die langsame wirtschaftliche Entwicklung weiter voranbringen will.
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Die Produktion hat sich in diesem Sektor teilweise verdoppelt, mitunter bestehe für den Großteil keine Binnennachfrage, wie aus der CER-Studie hervorgeht. China exportierte infolgedessen den Überbestand auf den Weltmärkten – betroffen sind vor allem E-Autos. Betriebe in aller Welt konnten mit der aggressiven Exportstrategie Chinas nicht mehr mithalten: Canoo, Fisker Ocean, Sono Motors Sion, Uniti One, Think City oder Faraday Future – sie alle traf die Pleite infolge globaler Wettbewerbsbedingungen, hohen Energiekosten, Fachkräftemangel und digitale und grüne Transformation der Wirtschaft.
Billige Arbeitskraft, großzügige staatliche Hilfe und vorteilhafte Skaleneffekte – also Gewinnsteigerung durch Stückkostensenkung – haben in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, dass die chinesischen Nettoexporte von Industriegütern um das 25-fache gestiegen sind, wie das Center for Strategic and International Studies (CSIS) schrieb. Vor allem wegen Preisvorteilen durch Skaleneffekte habe China einen Vorsprung – Umweltkosten werden in andere Länder ausgelagert, Energiepreise subventioniert. Zudem werde relativ zur Wirtschaftsleistung in China im Vergleich zu Deutschland das Fünffache für Industriesubventionen ausgegeben.
Bessere Finanzierung: Forderung nach WTO-konformer Zollstrategie
Westliche Regierungen reagierten prompt: Im vergangenen Jahr fiel die umstrittene Entscheidung, Importzölle für chinesische E-Autos in die EU zu verhängen. Die Maßnahme wird von den Autoren der CER-Studie begrüßt: „Der weit verbreitete Einsatz von Subventionen durch China schafft reichlich Spielraum für WTO-konforme Zölle, wie sie die EU beispielsweise für Elektrofahrzeuge eingeführt hat“. Ähnlich der Zollstrategie des neuen US-Präsidenten Donald Trump solle auch die EU ihre Industriepolitik fördern, finanziert durch wachsende Zolleinnahmen.
Dennoch hat die deutsche Wirtschaft weiterhin Chancen, sich wieder auf die Beine zu stellen. Grund dafür sehen die CER-Autoren vor allem darin, dass etliche Länder versuchen, sich wirtschaftlich unabhängiger von China zu mache: „Ohne Maßnahmen zur Ankurbelung des inländischen Konsums und der Investitionen wird Deutschland nicht in der Lage sein, sowohl Chinas Überproduktion zu absorbieren als auch die Nachfrage für seine eigene Produktion zu decken“, lautet der Appell an die neue Bundesregierung.