Die Wahrheit über das Bayern-Aus von Müller – und wie es zum versöhnlichen Ende kam
Thomas Müller spielt seine letzte Saison für den FC Bayern. Eine Schlammschlacht nach dem überraschenden Aus wurde aber verhindert. Die Hintergründe:
München – Diese Entscheidung hat sich die vergangenen Wochen angebahnt: Der FC Bayern hat am Samstag das Vertragsende mit Thomas Müller nach der FIFA Klub-WM im Sommer bekannt gegeben.
„Der FC Bayern und Thomas Müller haben sich entschieden, die einzigartige Laufbahn des Offensivspielers im Trikot des deutschen Rekordmeisters nach 25 Jahren und bisher insgesamt 33 Titeln zum Sommer gemeinsam zu beschließen“, heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung des Vereins.
Dreesen: Drei Titel sind noch möglich für Müller
Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen betonte: „Das Wichtigste ist, dass wir eine gemeinsame Lösung gefunden haben. Thomas Müller ist eine der größten Spielerpersönlichkeiten dieses Clubs, und dementsprechend war es uns ein Anliegen, fair und einvernehmlich eine Einigung zu finden. Jetzt wollen wir miteinander dafür sorgen, dass diese unvorstellbare Karriere mit hoffentlich drei weiteren Titeln gekrönt wird. Es gibt wenige Spieler, von denen die Fans noch Jahrzehnte nach ihrer Karriere schwärmen. Thomas Müller wird einer von ihnen sein.“
Müller schreibt Brief an Fans
Thomas Müller, der schon dreimal den FC Bayern beinahe verlassen hätte, wandte sich wiederum in einem öffentlichen Brief an die Fans.
Darin sendet er einige Botschaften aus, unter anderem, dass er gerne noch eine komplette Saison beim FC Bayern gespielt hätte: „Auch nach all den Jahren habe ich, ungeachtet meiner Spielminuten, immer noch sehr viel Spaß, mit den Jungs zusammen auf dem Platz zu stehen und gemeinsam für unsere Farben um Titel zu kämpfen. Diese Rolle hätte ich mir auch im nächsten Jahr gut vorstellen können.“

Müller betonte allerdings, es sei wichtig, dass „der Verein seinen Überzeugungen folgt. Ich respektiere diesen Schritt, den sich Vorstand und Aufsichtsrat bestimmt nicht leicht gemacht haben.“
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Und: „Ich spüre von allen Beteiligten die Wertschätzung für meine lange Zeit beim FC Bayern und empfinde tiefe Freude, 25 unglaublich intensive Jahre für meinen Herzensverein aufgelaufen zu sein. Durch so viele großartige, gemeinsame Momente werde ich ewig mit dem FC Bayern und mit euch verbunden sein.“
Was Müller am Bayern-Ende stört
Der 35-Jährige ließ aber auch wissen: „Das Hin und Her in der Öffentlichkeit während der vergangenen Wochen und Monate hat mir verständlicherweise nicht gefallen.“
Dabei spricht Müller ein Thema an, dass den kompletten FC-Bayern-Kosmos in den vergangenen Wochen und Monaten gestört und traurig gemacht hat.
Müller dürfte in einem All-Time-Ranking unter den FC-Bayern-Spielern mindestens einen Platz in den Top-Zehn einnehmen. Warum hat diese Legende nicht von Anfang an gesagt bekommen, wie der Klub mit ihm plant?
Oder was ist geschehen, warum der Verein ihm lange Zeit Hoffnung machte auf einen neuen Vertrag, dann aber in den letzten Tagen ihn vor vollendete Tatsachen stellte?
Absolut Fußball, das Fußballportal von Home of Sports, kennt Vorgänge, die die Causa Müller im neuen Licht erscheinen lassen.

Immer weniger Einsatzminuten für Müller
Zunächst hätte Müller natürlich einen neuen Vertrag bekommen, wäre er Stammspieler beim FC Bayern. Doch in den vergangenen Jahren haben zahlreiche Trainer ihm immer weniger Spielminuten gegeben. In der aktuellen Saison kommt Müller auf 1296 Pflichtspielminuten, das ist Platz 16 im Bayern-internen Ranking.
Und die Minuten wären noch weniger, hätte der FC Bayern nicht so viele verletzte und angeschlagene Spieler. Dem Vernehmen nach hat Trainer Vincent Kompany auch angedeutet, dass Müller bei einer Vertragsverlängerung für die kommende Saison womöglich noch weniger Spielzeit erhalten würde.
Als Topstar und Aushängeschild des FC Bayern besitzt Müller derzeit einen Vertrag mit einem Jahresgehalt von rund 17 Millionen Euro. Gleichzeitig muss der FC Bayern Gehälter senken und auf eine gesunde Kaderstruktur achten.
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Sportvorstand Max Eberl war bei Müller gefordert
Aufgabe von Sportvorstand Max Eberl war es demnach, alle Interessen zu bündeln und nach Lösungen zu suchen. Keine einfache Aufgabe! Eberl erweckte die Saison über jedoch intern wie öffentlich den Eindruck, Müller könne quasi seine Zukunft beim FC Bayern selbst bestimmen.
Im Januar sagte Eberl auf einer Pressekonferenz: „Mit Thomas … das wird wahrscheinlich das kürzeste Gespräch werden. Wir haben mit ihm schon gesprochen und uns dann eben im Grunde auf die Zukunft vertagt. Da wird es einfach ein In-die-Augen-Schauen sein und sagen: ‚Hey, hast du noch Bock. Willst du? Komm‘, welche Rolle haben wir‘ und dann geht es weiter.“
Und: „Thomas braucht ja auch nicht großartig zu verhandeln. Wenn er sagt, er hat Lust weiterzumachen, dann werden wir uns tief in die Augen schauen, uns den Kader anschauen, und dann wird’s weitergehen.“
Chronisches Problem beim FC Bayern
Bekanntlich ist es nun anders gekommen. Das Kernproblem dabei, das sich schon länger bei Spielerverträgen und Transfers durch den Klub zieht: Bei einem Verein wie dem FC Bayern müssen die Anliegen vieler Persönlichkeiten und Gremien gebündelt werden. Eberl verstand es auch in der Causa Müller nicht, zuerst mit dem Aufsichtsrat eine Einigung zu erzielen.
So passierte dann eine weitere unschöne Note, auf die Absolut Fußball umgehend aufmerksam gemacht hatte. Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß war zu der Premiere einer Amazon-Dokumentation über Thomas Müller eingeladen und er machte in einem Statement auf dem roten Teppich deutlich: Wenn Müller nicht spielt, braucht er keinen neuen Vertrag.
Es zählt zu den Angewohnheiten von Hoeneß, das Karriereende von Bayern-Legenden mitzubestimmen, man denke an Mehmet Scholl.

Warnschuss von Hoeneß wurde ignoriert
Die Aussage von Hoeneß damals war ein Warnschuss an alle Beteiligten, dennoch gelang es Eberl nicht, für Klarheit zu sorgen. Und Müller blieb im Glauben, bald einen neuen Vertrag zu erhalten. Bis vergangene Woche zunächst Sport Bild und dann der kicker vom Vertrags-Aus von Thomas Müller berichteten.
Für Müller soll es eine Überraschung gewesen sein. Besser gesagt: ein Schock! Vorstandschef Jan-Christian Dreesen erklärte dann die Causa Müller zur obersten Priorität und Chefsache.
Bayern-Boss Dreesen führte mit Müller Gespräche
In ausführlichen Gesprächen am vergangenen Mittwoch und Donnerstag soll dadurch mit Müller wieder Harmonie hergestellt und sollen alle Argumente und Sachverhalte ausgetauscht worden sein. Letztendlich überwogen von Vereinsseite die Argumente, warum Müller keinen neuen Vertrag mehr bekommt.
Allerdings wurde ein Kompromiss ausgehandelt, der Müller den Abschied versüßt. Ohnehin kann Müller mit dem FC Bayern in dieser Saison noch deutscher Meister werden und das „Finale dahoam“ in der Champions League gewinnen.
Der Abschied wird Müller versüßt
Dann bekommt der 2014er-Weltmeister noch einen Zusatzvertrag, um bei der Klub-WM mitzuspielen. Für dieses Engagement soll er nochmal einen wertschätzenden Geldbetrag erhalten.
Auch ist für ihn ein Abschiedsspiel vereinbart. Zudem wird er in weitere Marketingaktionen des Klubs eingebunden. Und im Raum steht immer noch, dass er zeitnah eine Funktionärskarriere beim FC Bayern einschlagen kann.
Durch das Durchstecken vom Vertrags-Aus für Müller in den Medien hätte ein Flächenbrand entstehen können. Das Eingreifen der Klubführung um Jan-Christian Dreesen und die Kompromissbereitschaft von Thomas Müller dürften aber nun zu einem versöhnlichen Ende führen, auch wenn die Ikone ähnlich wie zahlreiche Fans des FC Bayern mit dem Vertrags-Aus emotional noch zu kämpfen haben.