Keine sichere Bank mehr für Putin – China-Banken kehren Russlands Wirtschaft den Rücken

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Eigentlich ist China derzeit der wichtigste Partner für Russlands Wirtschaft. Wichtige Akteure gehen jetzt auf Abstand. Der Grund: West-Sanktionen.

Moskau – West-Sanktionen üben einen immer höheren Druck auf Russlands Wirtschaft aus. Seitdem der Ukraine-Krieg tobt, sollen sie dafür sorgen, dass Russlands finanzielle Mittel und damit seine Kriegsfähigkeit schrumpfen. In letzter Zeit hatte es wiederholt Berichte darüber gegeben, dass wichtige Handelspartner auf Abstand gehen, darunter etwa ein wichtiger chinesischer Versicherer. Außerdem steht ein wichtiges LNG-Projekt auf dem Spiel und zum Jahresende verliert Russland den Zugang zu ukrainischen Gas-Pipelines. Ein weiteres Problem sind chinesische Handelspartner.

Druck auf Russlands Wirtschaft – China-Banken verweigern Zusammenarbeit

Russlands Präsident Wladimir Putin steht aktuell vor einer neuen Herausforderung aus China. Chinesische Banken weigern sich angeblich, mit sanktionierten Finanzinstituten in Russland zu arbeiten. Mittlerweile sollen „die meisten“ chinesischen Banken ihre Beziehungen zu russischen Kreditinstituten gekappt haben. Das hatte Alexey Poroschin von der Beratungsgesellschaft First Group gegenüber der russischen Zeitung Izvestia berichtet.

Bildmontage aus dem Hafen Qingdao in China und Wladimir Putin (Symbolfoto). Eigentlich ist China derzeit der wichtigste Partner für Russlands Wirtschaft. Wichtige Akteure gehen jetzt auf Abstand. Der Grund: West-Sanktionen. © IMAGO / ZUMA Press Wire & IMAGO / NurPhoto

Über die letzten Wochen und Monate seien chinesische Händler zunehmend nervös geworden, was mögliche Sekundärsanktionen des Westens angeht. Immer häufiger war davon die Rede, Regierungen und Unternehmen zu sanktionieren, die mit russischen Akteuren – die derzeit primär von westlichen Sanktionen betroffen sind – Handel treiben. Zwar ist Russland das hauptsächliche Ziel, aber weil Staaten wie Indien oder China die West-Sanktionen nicht mittragen, war es Putin gelungen, einen Teil der Sanktionen entweder abzuschwächen oder ganz zu umgehen.

Am 21. November hatten die USA rund 50 weitere russische Kreditinstitute sanktioniert, darunter Gazprombank. Laut Newsweek war das ein besonders schwerer Schlag für Russland, denn die Gazprombank verwaltet einen Großteil der Zahlungen für Russlands Gas-Exporte. Die neue Sanktionsrunde hatte dafür gesorgt, dass der Rubel auf einen Tiefstand gefallen war.

China als wichtigster Partner für Russlands Wirtschaft – Sorge vor Geldverlust

Das betrifft sowohl den Stand des Rubels gegen den US-Dollar als auch gegen den chinesischen Yuan. Chinesische Exporteure sollen deshalb schon Sorge darüber zeigen, beim Verkauf von Gütern über russische E-Kommerz-Plattformen Geld zu verlieren. Die Abkehr von chinesischen Akteuren vom russischen Markt ist vor allem darum bemerkenswert, weil China seit 2022 zum mit Abstand wichtigsten Handelspartner Russlands geworden ist. Laut dem Thinktank Carnegie Politika hatte der bilaterale Handel zwischen den Moskau und Peking ein Volumen von 240 Milliarden US-Dollar erreicht haben. Chinesische Exporte nach Russland hatten sich, verglichen mit 2021, um 67 Prozent auf ein Volumen von 111 Milliarden US-Dollar gesteigert.

Noch im Frühjahr hatte die Expertin Alexandra Prokopenko kommentiert, dass die rund 4.500 regionalen Banken durchaus noch mit Russland arbeiten sollen. Allerdings finde die Partnerschaft keineswegs auf Augenhöhe statt. China sitze klar am längeren Hebel: Chinesische Güter sollen 38 Prozent von Russlands Importen ausmachen, 31 Prozent von Russlands Exporten gehen nach China. Andersherum sind die Importe Chinas aus Russland mit 5,1 Prozent eher gering, außerdem gingen zwischen Januar und Oktober 2023 lediglich 3,3 Prozent der chinesischen Exporte nach Russland.

Anders ausgedrückt: Russland braucht China in erheblichem Maße dringender als andersherum, und China scheint nicht gewillt, den europäischen Markt aufzugeben, nur um weiter Zugriff auf den russischen zu behalten.

Russlands Wirtschaft unter Sanktionsdruck – China als Profiteur?

Für China könnte die verfahrene Situation Russlands jede Menge Profit bedeuten. „Die zunehmende wirtschaftliche Isolation Russlands verschiebt die Beziehung zwischen Russland und China zugunsten Chinas“, hatte das Nachrichtenportal SCMP Finley Grimble, den Gründer des britischen Thinktanks Knightsbridge Strategic, zitiert. Wladimir Putin kann sich aus dieser Zwickmühle nur schwerlich befreien – zwar gibt es jede Menge Länder, die die West-Sanktionen nicht mittragen, aber ob diese die Güter verkaufen können, die Russland braucht, steht auf einem anderen Blatt.

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