Russlands Wirtschaft: Inflation auf Rekordhoch – wegen Putin-Maßnahmen?
Russlands Wirtschaft steht weiter unter Druck. Die Inflation knackt eine wichtige Marke. Ökonomen warnen vor einer Stagnation durch den Krieg.
Moskau – Für Russland besteht Grund zur Hoffnung: Nicht nur hatte US-Präsident Donald Trump eine Lockerung von Sanktionen angekündigt, es ist sogar die Neuansiedlung von US-Unternehmen in Russland im Gespräch. Gleichzeitig soll die Wirtschaft deutlich wachsen. Allerdings bestehen noch ein grundlegendes Problem. Die Inflation steigt weiter.
Russlands Wirtschaft wächst – Inflation steigt auf Rekordhoch
Die Inflation in Russland hat die Zehn-Prozent-Marke geknackt. Im Februar stieg sie auf den höchsten Wert der letzten zwei Jahre – und das trotz einer aggressiven Leitzinserhöhung vonseiten der Zentralbank. Innerhalb von Russlands Wirtschaft waren die Preise drastisch gewachsen, angetrieben vor allem durch die hohen Ausgaben der russischen Regierung für die Kriegswirtschaft. Das berichtete die Moscow Times. Auch das Handelsportal Trading Economics hatte entsprechende Zahlen vorgelegt.

Konkret soll die Inflationsrate nun sogar 10,1 Prozent betragen. Im Januar hatte sie noch bei 9,9 Prozent gelegen – wenn man den Daten des russischen Statistikamts Rosstat Glauben schenkt. So hoch war die Inflation seit Februar 2023 nicht mehr gewesen. Um dagegen anzukämpfen, hatte die Zentralbank den Leitzins auf den historischen Rekord von 21 Prozent angehoben, was es den Verbrauchern erschwert, sich Kredite zu leisten.
Ökonomen hatten in dem Rahmen bereits davor gewarnt, dass solche Schritte nur bedingt helfen, wenn die Inflation vom Staat aus angetrieben wird. Seitdem Russland die Kriegsanstrengungen in der Ukraine aufrechterhält, fließen Milliarden in die russische Rüstungsindustrie. Mittlerweile ist davon auszugehen, dass Russlands Wirtschaft stagnieren wird, sobald der Krieg endet – Experten hatten schon bei vielen Sektoren außerhalb der Rüstung eine Stagnation gesehen.
Russen wissen nicht über Inflations-Gründe Bescheid – Ökonomin warnt
Problematisch daran: In Russland ist offenbar nicht ausreichend bekannt, welch enorme Wirkung der Ukraine-Krieg auf die Inflation innerhalb des Landes hat. Laut der Ökonomin Natalja Subarewitsch muss vielen Russen dieser Zusammenhang noch klar werden. Gegenüber der Welt äußerte sie außerdem Zweifel an der Richtigkeit der russischen Wirtschaftsdaten. Sie könne das berichtete Wachstum von 4,1 Prozent für 2024 nicht prüfen; gerade die Zahlen für den Dezember gäben ihr Rätsel auf.
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Gleichzeitig sieht sie ein hohes Risiko in der zunehmenden Verstaatlichung russischer Konzerne. Offenbar verleibt sich Kreml-Chef Wladimir Putin jede Menge mit der Verteidigungsindustrie verbundene Unternehmen ein. Gut laufende andere Unternehmen mit nicht ausreichend loyalen Besitzern erhalten des Öfteren „einen neuen privaten Besitzer“, der dann loyaler ist. Das sorgt mittel- bis langfristig dafür, dass weniger Unternehmen den Wunsch haben, in ihr eigenes Geschäft zu investieren. „Das ist ein extrem gefährlicher Trend“, findet Subarewitsch.
Inflation wegen Kreml-Strategie – Kommt die Krise im Bankensektor?
Und zuletzt hat Russland wegen einer lange vom Westen unbeachteten Strategie des Kremls. Diese betrifft vor allem Russlands Banken, und funktioniert wie folgt: Neben der Kriegsfinanzierung durch den russischen Staatshaushalt ist innerhalb der russischen Banken ein System entstanden, das sie dazu bringt, günstige Kredite an Unternehmen in der Kriegswirtschaft zu vergeben. „Dieses Konzept führt dazu, dass der offizielle Staatshaushalt auf einem soliden Niveau bleibt“, hatte das Finanzmagazin Capital dazu den ehemaligen US-Banker Craig Kennedy zitiert. „Damit entsteht der falsche Eindruck, dass Russlands Kapazitäten zur Kriegsfinanzierung auf Dauer belastbar sind.“
Das sind sie demnach aber nicht. Laut Kennedy sorgt diese Strategie in maßgeblichen Umfang dazu, dass die Inflation weiter steigt, und damit auch für die extremen Anstiege bei den Leitzinsen. Außerdem soll der Kreml damit die Voraussetzungen für eine „systemische Kreditkrise“ erschaffen. Es sei ein „Grundstock an toxischen Schulden“ vorhanden, der sich „im Markt für Unternehmenskredite ausbreitet“.