Putins Wodka-Problem – Inflation drückt auf Russlands Wirtschaft

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Russlands Wirtschaft leidet unter der Inflation. Die Zentralbank reagiert mit Rekord-Leitzinsen. Jetzt wird ausgerechnet der Wodka teurer.

Moskau – Wladimir Putin sieht die hohe Inflation in Russland als ein „alarmierendes Signal“. So drückte der Kreml-Chef es während seiner Jahrespressekonferenz in Moskau aus, und gab damit zu, dass die Inflation kein zu ignorierendes Problem mehr war. „Es gibt hier einige Probleme“, sagte Putin und sprach von einer „gewissen Überhitzung“ der Wirtschaft. Und nun trifft die Inflation eines der wichtigsten russischen Verbrauchsgüter.

In Russland wird der Wodka deutlich teurer – Finanzministerium erhöht Preise

Im Detail geht es um die Wodkapreise. Seit dem 1. Januar 2025 kostet der halbe Liter in Russland 17 Prozent mehr. Wie das US-amerikanische Nachrichtenportal MirrorUS berichtete, stieg der Mindestpreis von 299 Rubel schlagartig auf 349 Rubel (also umgerechnet 2,66 Euro auf 3,10 Euro). Bei einem Durchschnittsgehalt von rund 800 Euro würden viele Russen diese Preissteigerung schmerzhaft deutlich erleben. Angeblich haben die Wodkakäufe zwischen Januar und Oktober 2024 ein Rekordniveau erreicht: Rund 625 Millionen Liter gingen über die Ladentheken, ein Stieg um mehr als 15 Prozent seit dem Jahr 2017. Das habe der russische Staatssender RBC mitgeteilt.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Russlands Wirtschaft leidet unter der Inflation. Die Zentralbank reagiert mit Rekord-Leitzinsen. Jetzt wird ausgerechnet der Wodka teurer. © IMAGO / ITAR-TASS/Alexander Kazakov

Doch woran liegt der plötzliche Preissprung? Offenbar steckt eine künstliche Verteuerung des Wodkapreises vonseiten des russischen Finanzministeriums dahinter. Überraschend kommt das allerdings keineswegs. Schon im Jahr 2023 hatte das Ministerium vorgeschlagen, die Mindestpreise für Wodka, Brandy und Cognac zu erhöhen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sahen die ersten Vorschläge eine Steigerung des Wodkapreises auf 299 Rubel pro halbem Liter vor – diese sollte ab 2024 gelten.

Damals galten die hohen Importpreise, Logistikkosten und der allgemein schwächere Rubel als treibende Kraft für die Erhöhung. Im letzten Quartal 2024 war die russische Währung noch stärker eingebrochen. Vom Mirror heißt es allerdings, dass ebenso Theorien kursieren, nach denen der Kreml-Herrscher mit den höheren Preisen mehr Steuern für die Finanzierung vom Ukraine-Krieg einnehmen will.

Inflation drückt auf Russlands Wirtschaft – Lebensmittel werden teurer

Wiederum dahinter steht die enorme Inflation innerhalb Russlands. 2023, als der höhere Wodkapreis lediglich in der Planungsphase war, hatte sie bereits auf die sieben Prozent zugesteuert. Aktuell liegt sie bei 9,5 Prozent. Die Zentralbank hatte die Leitzinsen daher erst kürzlich auf einen Rekordwert von 21 Prozent angehoben. Unter anderem spüren russische Bürger die Inflation bei den Lebensmitteln. Zwischen Januar und November 2024 soll der Butterpreis zum Beispiel um rund 25 Prozent gestiegen sein. Das hatte das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtet.

Bei der Butter sei es so weit gegangen, dass eine Diebstahlserie im Land erfolgt sei. Bei einzelnen Marken seien Preissteigerungen um bis zu 34 Prozent beobachtet worden. Damit aber nicht genug: Bei den Lebensmitteln gab es fast durch die Bank Preissteigerungen. Wie die Statistikbehörde Rosstat mitteilte, verteuerten sich Kartoffeln in Russland um fast 95 Prozent und Olivenöl um etwa 31 Prozent.

Kein Wunder also, dass die Weihnachtssaison für viele Russen mit Budget-Einschnitten daherkam. „Die Preise sind merklich gestiegen“, zitierte Reuters eine Russin, die unter anderem Preissteigerungen bei Mehl, Brot, Schokolade, Früchten und Gemüse bemängelte. Zwar sind die Einkommen „ausreichend“, aber sie habe gemerkt, dass sie im Laden weniger einkaufen könne als früher.

Überhitzung von Russlands Wirtschaft – Eiserne Reserve leert sich

Im Rahmen der erstaunlichen Resilienz der russischen Wirtschaft hatten Ökonomen schon seit Monaten vor einer Überhitzung gewarnt. Der großflächige Umstieg auf Kriegswirtschaft hatte für eine enorme Produktivität im Rüstungssektor gesorgt, aber dieses Wachstum sei keineswegs nachhaltig gewesen. Im Herbst 2024 hatte die russische Zentralbank dann prognostiziert, dass eine Abkühlung bevorstehe.

Die Ökonomin Alexandra Prokopenko vom Thinktank Carnegie Politika beschrieb in dem Zusammenhang einen „wachsenden Druck“, der auf russischen Unternehmen liege. Der Kohlesektor stecke bereits in der Krise, außerdem bräuchten die Autohersteller, der Immobilienbau und der Nicht-Lebensmitteleinzelhandel staatliche Hilfe. Im Flugsektor geht derzeit die Sorge um, dass es zu massenhaften Insolvenzen kommen könnte. Gleichzeitig aber ist der liquide Anteil des Nationalen Wohlstandsfonds so geschrumpft wie nie zuvor, und beläuft sich nurmehr auf dem niedrigsten Stand seit seiner Auflage im Jahr 2008.

Westliche Sanktionen erschweren Russland derzeit den Import und Export vieler verschiedener Güter. Um den Sanktionen auszuweichen, hatte Russland jede Menge Tricks angewandt, zum Beispiel den Einsatz einer Schattenflotte beim Ölverkauf, allerdings sorgen diese Tricks für Mehrkosten.

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