„Alarmierendes Signal“ für Russlands Wirtschaft – Putin sieht Probleme durch West-Sanktionen
Kreml-Chef Wladimir Putin ist alarmiert. Die westlichen Sanktionen sich auf Russlands Wirtschaft aus. Das fürht zu massiv steigenden Preisen.
Moskau – Die massive Inflation ist für Kreml-Chef Wladimir Putin ein „alarmierendes Signal“. Die Preise steigen wesentlich rasanter als im Westen. Im kommenden Jahr droht Russland eine Insolvenzwelle. Sowohl der Einzelhandel als auch die Luftfahrtbranche sind in Gefahr. Der Kern des Problems sind westliche Sanktionen.
Putin spricht von „alarmierendem Signal“ – West-Sanktionen treiben die Inflation hoch
Lange hatte der Kreml noch anderes behauptet, jetzt ist es amtlich: Die westlichen Sanktionen schaden Russlands Wirtschaft. Das hatte Russlands Präsident Wladimir Putin bei seiner jährlichen Pressekonferenz am 19. Dezember bekanntgegeben, wie die staatliche Nachrichtenagentur TASS berichtete. Laut dem Kreml-Chef treiben die westlichen Sanktionen die Preise in Russland hoch, allerdings hätten auch verschiedene (ausbleibende) Reaktionen russischer Offizieller für eine Verschlechterung der Gesamtlage gesorgt.

„Die Sanktionen zeigen eine Wirkung“, erklärte Putin, aber sie hätten keine Schlüsselbedeutung darin, was mit Russlands Wirtschaft geschehe – vor allem hinsichtlich der wachsenden Inflation und den hohen Preisen. Jahrelang hatten russische Offizielle die Wirkung westlicher Sanktionen heruntergespielt und auf die Resilienz von Russlands Wirtschaft verwiesen. Laut dem Nachrichtenportal Kyiv Independent machte Putin auch die verspätete Reaktion der russischen Zentralbank verantwortlich.
„Einige Experten glauben, dass die Zentralbank die ihr zur Verfügung stehenden Werkzeuge früher hätte nutzen können“, sagte Putin. Im Sommer hatte die russische Zentralbank damit begonnen, die Leitzinsen wiederholt hochzusetzen, um der Inflation zu begegnen.
Massive Inflation frisst Lohnsteigerungen auf – Hat sich die Kreml-Meinung geändert?
Noch zu Beginn des Ukraine-Kriegs hatte der Kreml angegeben, mehr als genügend Ressourcen zu haben, um mit den westlichen Sanktionen entsprechend umzugehen. Die BBC hatte schon früh davon berichtet, dass Russen Schwierigkeiten mit Immobilienkrediten hätten, oder gar mit einfachen Zahlungen in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen.
Auf Jahressicht, so hatte Putin angegeben, liegt die Inflation in Russland bei 9,2 bis 9,3 Prozent. Die Preise steigen doppelt so stark wie die Notenbank es vorgesehen hatte. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Teuerungsrate im Dezember 2024 bei 2,2 Prozent, hatte das Statistische Bundesamt angegeben. Das ist vor allem wegen der vergleichsweise niedrigen Gehälter in Russland gravierend. Während das Durchschnittseinkommen in Russland bei 82.218 Rubel liegt (umgerechnet 791,80 Euro), bekommt der durchschnittliche Arbeitnehmer in Deutschland 43.750 Euro im Jahr. Zwar stiegen die russischen Gehälter zuletzt ebenfalls deutlich, aber längst nicht im selben Maß wie die Inflationsrate.
Resilienz in Russlands Wirtschaft – Wenn der Kollaps kommt, dann sanfter als gedacht?
Der Thinktank Carnegie Politica hatte im Frühjahr 2024 bilanziert, dass die Sanktionen Russlands Wirtschaft zunehmend limitieren. Zwar sei es Russland gelungen, die Wirtschaft vor „bestimmten externen Schocks“ zu bewahren; außerdem profitiere das Wirtschaftswachstum von den höheren Regierungsausgaben (die sich vorrangig aus dem Krieg ergeben) und der Bereitschaft Chinas und Indiens, große Mengen russischer Waren abzunehmen, die der Westen nicht mehr einkauft. Allerdings kämpfe das Land zunehmend damit, dass die politischen Ziele des Kremls eine höhere Priorität eingeräumt bekommen als das Wirtschaftswachstum.
Der Wirtschaftsexpertin Alexandra Prokopenko zufolge ist das vorrangig darum ein Problem, weil die wirtschaftlichen Entscheidungen innerhalb Russlands immer mehr von den Bedarfen rund um den Krieg beeinflusst werden. Je länger dies so bleibe, prognostizierte die Expertin, umso schlimmer würde der Kollaps am Ende. Allerdings sei das Land im Vergleich zu früher diversifizierter aufgestellt und Bürger hätten keine leeren Regale zu erwarten, wenn der Crash dann kommt.
China als Russland-Handelspartner – Banken ziehen sich zurück
Neue US-Sanktionen vom Sommer 2024 hätten weiter dafür gesorgt, dass der Rubel-Wechselkurs volatiler wird. Sie hätten dafür gesorgt, dass der chinesische Yuan die wichtigste Währung im Devisenhandels und bei Abwicklungen in Russland geworden ist. Gleichzeitig steigen die Preise für importierte Güter – was auch daran liegt, dass sich der Kreml immer teurere Maßnahmen einfallen lassen muss, um westliche Sanktionen zu umgehen. Für die Zentralbank ist das eine weitere Hürde auf ihrem Weg, die Inflation zu bekämpfen.
Der wichtigste Handelspartner bleibt derzeit China. Das Land hatte sich seit 2022 wiederholt als Rettungsleine für Russlands Wirtschaft erwiesen. Allerdings hatten viele chinesische Großbanken aus Angst vor westlichen Sekundärsanktionen die Geschäftskontakte mit Russland abgebrochen. Carnegie Politica sieht hier einen Schwenk in Richtung Regionalbanken. Diese sollen verstärkt einspringen und die Russland-Geschäfte fortführen. Außerdem wird der Tauschhandel immer beliebter: Russische Produkte werden zunehmend gegen chinesische getauscht, was die Notwendigkeit von Bank-Transaktionen gänzlich obsolet macht. Allerdings ist dabei ein höheres Maß an Vertrauen zwischen den Handelspartnern notwendig.