Putin unter Druck: Inflation in Russland weiter hoch

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Putin unter Druck: Ernsthafte Bedrohung für Russlands Wirtschaft – Inflation weiter hoch

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Die Kriegswirtschaft Putins steht vor einer Wende. Russische Verbraucher belasten noch immer hohe Preise. Wird jetzt der fallende Ölpreis Putin einen Strich durch die Rechnung machen?

Moskau – Die russische Teuerungsrate hält sich weiterhin hartnäckig auf hohem Niveau. Wie die Statistikbehörde Russland (Rosstat) mitteilt, ist die Inflationsrate im März 2025 gegenüber dem Vormonat leicht um 0,65 Prozent auf 10,3 Prozent gestiegen und befindet sich damit weiter im zweistelligen Bereich. Ökonomen sprechen von einer instabilen wirtschaftlichen Situation. Fallende Ölpreise unter dem Zollkrieg von US-Präsident Donald Trump stellen nun eine ernsthafte Bedrohung für die russische Volkswirtschaft dar.

Trotz des robusten Wachstums der russischen Wirtschaft in den vergangene Jahren prognostizieren Experten für dieses Jahr eine deutliche Abkühlung. Einige rechnen sogar mit einer Rezession. Die Staatsausgaben für den Militärbereich haben die Wirtschaft des Kreml weitestgehend stabilisiert. Auch konnten fehlende Güter infolge westliche Sanktionen durch Importe aus China oder Waren aus dem Inland ersetzt werden. Jedoch bezeichnen Ökonomen den kurzzeitigen Aufschwung als Sondereffekt, der kein nachhaltiges Wachstum fördert.

Schwache private Nachfrage: Sinkende Kaufkraft russischer Verbraucher

Die russische Zentralbank (Bank of Russia) entscheid in der vergangene Sitzung im März zuwider Aufforderungen von Regierung, den Leitzins bei 21 Prozent zu belassen – der höchste Stand seit 20 Jahren. Seit Oktober letzten Jahres befindet sich der Zinssatz auf Rekordniveau zur Eindämmung der Inflation. Diese erreichte im April 2022 ihren Spitzenwert von 17,1 Prozent, im Jahr 2023 fiel sie dann auf 2,5 Prozent. Geschuldet war der Anstieg der Inflation zunächst besonders der Verknappung an Importgütern infolge der Sanktionen und steigenden Lebenshaltungskosten.

Seitdem klettert die Teuerungsrate aber wieder Monat für Monat und belastet russische Verbraucher. Vor diesem Hintergrund wird die private Nachfrage zunehmend gedämpft, die Kaufkraft der Verbraucher wird geschmälert. Im Zuge der Teuerungen haben diese laut Welt-Berichten ihre Spareinlagen erhöht, welche dem Land für Investitionen fehlen. Analysten gehen davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr weit über der Jahresprognose der Notenbank von 4,5 bis 5,0 Prozent liegen wird.

Wladimir Putins Botschafter in Großbritannien bestreitet, dass eine Bedrohung von Russland ausgeht – trotz der jüngsten Enthüllungen.
Wladimir Putins Kriegswirtschaft steht vor einer Wende - US-Präsident Trumps Handelskrieg könnte dem Kreml-Boss den Hahn abdrehen. © IMAGO/Vyacheslav Prokofyev

Unternehmen unter Druck: Putin beklagt Politik der Bank of Russia

Auch Entscheidungsträger in der Russischen Föderation macht das Zinsumfeld zunehmend nervös. Unternehmen in Russland beklagen hohe Löhne, Materialkosten und erhöhte Steuern. Im vergangenen Jahr stiegen die Löhne laut offiziellen Angaben durchschnittlich um 9,1 Prozent. Der russische Arbeitsmarkt ist wegen fehlender Arbeitskraft stark angespannt. Der hohe Bedarf an Militärpersonal hat die Verdienste in diesem Bereich stark in die Höhe getrieben, was nicht nur die Einkommensungleichheit innerhalb des Landes verstärkt, sondern auch Verbraucherpreise beeinflusst.

Verschiedenen Berichten zufolge sei Präsident Wladimir Putin unzufrieden mit der Zinspolitik der Zentralbank-Chefin, Elvira Nabiullina. Die Bank of Russia soll demnach einer Prüfung unterzogen werden, um den Druck auf die Leiterin zu erhöhen, hieß es. Diese soll offenlegen, inwiefern die Geldpolitik der Zentralbank zwischen 2022 und 2024 die Inflation, Investmententwicklungen und Mehrausgaben beeinflusst hat.

Trumps Zollkrieg beeinflussen Ölpreis: Immense Verluste für russische Staatskasse

Nun kommen erschwert auch, die Zölle von US-Präsident Donald Trump und die sinkenden Ölpreise hinzu. Ölexporte sind für Russlands Staatskasse essentiell – die Hälfte seiner Exporteinnahmen verdient das Land über Ölausfuhren. Die Zölle betreffen Russland zwar nicht direkt, jedoch haben sie Einfluss auf den Ölpreis. Seit Einfügung der Zölle am 2. April sind Ölpreise um zehn US-Dollar pro Barrel gefallen, und werden wahrscheinlich auch so bleiben, wie Experten annehmen. 

„Obwohl Präsident Trump mit der Einführung von Zöllen wahrscheinlich nicht das Ziel verfolgte, die Ölpreise zum Absturz zu bringen, werden sich die niedrigen Ölpreise langfristig negativ auf die russische Wirtschaft auswirken“, sagte Kari Liuhto, Professor für internationale Wirtschaft an der finnischen Universität Turku gegenüber Newsweek. Der Ölpreis ist im Vergleich zum letzten Jahr durchschnittlich um 25 Prozent gefallen, was für Russland ein Einnahmeverlust von 50 Milliarden Dollar bedeutet. Infolge der Zölle wird für Russland wird mit einem erheblichen Nettoverlust gerechnet.

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