Russlands Zentralbank massiv unter Druck – Putin will drastischen Schritt forcieren

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Russland leidet unter hoher Inflation und noch höheren Leitzinsen. Das könnte sich jetzt ändern. Der Kreml blickt dabei fest auf die Zentralbank.

Moskau – Noch in dieser Woche (am 6. Juni) steht die neue Leitzinsentscheidung der russischen Zentralbank bevor. Auf deren Chefin Elvira Nabiullina lastet ein zunehmender Druck. Sowohl von Unternehmerseite als auch vom Kreml aus besteht die wachsende Erwartung, dass die Leitzinsen wieder deutlich zurückgehen. Zuletzt hatte der russische Finanzminister Anton Siluanov erklärt, die Inflation sinke bereits in einem ausreichenden Maße für Zinssenkungen.

Rekord-Zinsen belasten Russlands Wirtschaft – Unternehmen fordern niedrigere Leitzinsen

Für den Kreml sind niedrigere Leitzinsen von enormer Bedeutung, denn aktuell zeigen sich die Auswirkungen der hohen Zinsen von 21 Prozent auf immer drastischere Art und Weise. Die Kosten für Kredite befinden sich auf einem Rekordhoch, zivile Industrien leiden ebenso wie das Staatsbudget. Das erklärten drei mit der Sache vertraute Quellen gegenüber dem Nachrichtenmagazin Bloomberg. Schon am kommenden Freitag werde ein Schnitt bei den Leitzinsen erwartet. Zuvor hatte die Zentralbank diese wiederholt angehoben.

Elvira Nabiullina im Central Clinical Hospital bei einer Trauerfeier.
Elvira Nabiullina (mittig) im Central Clinical Hospital bei einer Trauerfeier (Symbolfoto). Russland leidet unter hoher Inflation und noch höheren Leitzinsen. Das könnte sich jetzt ändern. Der Kreml blickt dabei fest auf die Zentralbank. © IMAGO / Russian Look

Die Kommentare zeigen einen deutlichen Stimmungswandel seit letztem November. Damals war Siluanov unter denen, die die Zinserhöhungen unter Nabiullina befürworteten. Er argumentierte damit– genau wie die Zentralbank – dass die hohe Inflation eine Priorität sei. Diese müsse unbedingt bekämpft werden; sie befindet sich seit Oktober 2024 bei über zehn Prozent. Die Zentralbank strebt eine Inflation von vier Prozent an.

Putins „Angriff“ auf Notenbank-Chefin – nach mehreren Zinsschritten nach oben

Zuletzt tauchten auch Berichte darüber auf, dass ihre Zinspolitik Nabiullina zur Zielscheibe für den Kreml gemacht hat. Das ist an sich bereits überraschend – öffentlich hatte Kreml-Chef Wladimir Putin die Zentralbankchefin eher gestützt. Allerdings hat auch er bereits Kommentare darüber fallen lassen, dass die Zentralbank die ihr zur Verfügung stehenden Werkzeuge zur Zinssenkung früher nutzen müsse.

Laut der US-Denkfabrik ISW (Institute for the Study of War) kommt es innerhalb Russlands gehäuft zu Versuchen vonseiten des Kremls, die Schuld für die Überhitzung der Wirtschaft auf Nabiullina abzuwälzen. Im März soll eine interne Prüfung der Zentralbank begonnen haben. Diese habe weiteren Druck auf die Notenbankchefin legen sollen.

Im Detail soll die Russian Federation Council Accounts Chamber offen legen, inwiefern die Geldpolitik der Zentralbank zwischen 2022 und 2024 die Inflation, Investment und Mehrausgaben beeinflusst habe. Medienberichte sprachen hier von einem „Angriff“ auf Nabiullina, und dass die Ergebnisse dieser Untersuchung die wirtschaftliche Strategie Russlands beeinflussen könnten.

Antwort auf Mega-Inflation – „toxische Schulden“ wegen Kreml-Strategie?

Für Russlands Wirtschaft sind die hohen Zinsen schon seit Monaten ein wachsendes Problem. Die Zentralbank kämpft dabei allerdings quasi gegen Windmühlen, denn die Inflation wird vorrangig durch den Krieg angetrieben. Für den wiederum ist der Kreml verantwortlich, und der tut alles, um den Ukraine-Krieg weiter laufen zu lassen. Darunter liegt ein komplexes Geflecht aus schnell gestiegenen Löhnen, einem höheren Bedarf, höheren Materialkosten und dem Wegbrechen des europäischen Marktes für Exporte aller Art.

Zwar ging die Inflation innerhalb Russlands zuletzt leicht zurück, aber die vom Finanzminister angepeilten sechs Prozent auf Jahressicht scheinen optimistisch – fünf Monate sind vorüber und die zehn Prozent sind noch nicht unterschritten.

Das noch größere Problem ist, dass die russische Regierung, um die Verteidigungsindustrie zusätzlich mit Finanzen zu versorgen, angeblich die Banken dazu gebracht haben soll, massenhaft Kredite zu Konditionen zu vergeben, die der Markt eigentlich nicht hergegeben hatte. Das wiederum soll diesen ganzen Komplex noch weiter aufheizen – und für einen „Grundstock an toxischen Schulden“ sorgen. Dieser brodele jetzt am Markt für Unternehmenskredite.

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