Zentralbank gibt Rekord-Zinsen bekannt – Russlands Wirtschaft leidet unter Inflation
Hohe Kriegsausgaben haben Russlands Wirtschaft überhitzt. Die Zentralbank versucht, gegenzusteuern. Das klappt nur bedingt.
Moskau – Seitdem der Ukraine-Krieg tobt, versuchen westliche Demokratien, Russlands Wirtschaft mit immer neuen Sanktionspaketen zu schwächen. Jüngst hatten Zahlungsschwierigkeiten von russischer Seite beim Handel mit China und den VAE für Aufsehen gesorgt, mehrere internationale Banken hatten aus Angst vor Sekundärsanktionen Abstand von Russland genommen. Auf dem BRICS-Gipfel im russischen Kasan versuchte der russische Präsident Wladimir Putin, sich im Kreis von wirtschaftlichen Partnern stark zu zeigen. Allerdings gibt es Probleme bei der russischen Zentralbank.
Zentralbank führt brachialen Zinsschritt durch – historischer Höchststand
Die russische Zentralbank führt weiter einen harten Kampf gegen steigende Preise. In diesem Rahmen hatte sie nun den Leitzins angehoben – erneut. Am Freitag (25. Oktober) teilte die Notenbank mit, den Leitzins von 19 auf 21 Prozent anheben zu wollen. Laut der Nachrichtenagentur AFP ist dies der höchste Satz seit 2003 – so hohe Leitzinsen hatte Russland also seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gehabt. Es sei eine restriktivere Geldpolitik nötig, um die Inflation auf den Zielwert zurückzubringen und die Inflationserwartungen zu dämpfen.

Offiziellen Angaben zufolge waren die Verbraucherpreise erst im September um 8,6 Prozent gestiegen, verglichen mit dem September im Jahr 2023. Die Zentralbank strebt eine Inflationsrate von 4,0 Prozent an, also weniger als die Hälfte des aktuellen Werts. Die Bank machte vor allem die „Explosion“ bei den Militärausgaben für diese Entwicklung verantwortlich.
„Zusätzliche staatliche Ausgaben und die damit verbundene Ausweitung des Haushaltsdefizits im Jahr 2024 haben inflationsfördernde Wirkung“, zitierte die AFP die Zentralbank. Für den Fall, dass die Inflationsrate nicht wieder sinke, müsse sie den Leitzins weiter anheben.
Kriegsausgaben stützen Wirtschaft – Experten sahen Überhitzung bei Russlands Wirtschaft
Doch das wird so schnell nicht passieren, jedenfalls wenn es nach der Kriegslust des Kremls geht. Erst am Donnerstag hatte das russische Parlament für das Jahr 2025 eine Anhebung der Verteidigungsausgaben um beinahe 30 Prozent beschlossen. Dabei handelte es sich zwar lediglich um eine Vorentscheidung, aber die weiteren Lesungen des Parlaments seien eher Formsache.
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Die Kriegsausgaben sind das, was Russlands Wirtschaft seit Monaten künstlich aufbläst. Die Militärausgaben befinden sich auf dem höchsten Niveau seit dem Ende der Sowjetunion; das Land produziert massenhaft Raketen, Marschflugkörper und Drohnen. Außerdem steigt der Sold der Einheiten, die im Ukraine-Krieg kämpfen, über alle Maßen stark. Allein 2024, so berichtete die AFP weiter, hatte Russland seine Ausgaben um 70 Prozent erhöht (verglichen mit 2023).
Zu hohe Inflation in Russlands Wirtschaft – verpufft der Zinsschritt?
Experten hatten hier von einem Überhitzungseffekt gesprochen, da die so entstandene Wirtschaftskraft alles andere als nachhaltig sei. Viele der Erzeugnisse gehen buchstäblich in der Ukraine in Flammen auf – und auch in Russland selbst. Zwar hatte das alles für ein Wirtschaftswachstum gesorgt, sofern den von Russland veröffentlichen Zahlen zu trauen ist, andererseits sind steigende Löhne und somit steigende Preise die Kehrseite.
Ob die Maßnahmen der Zentralbank sich auszahlen, wird sich zeigen. Eine restriktive Geldpolitik will eigentlich erreichen, die Inflation zu bekämpfen, indem die Wirtschaft abkühlt und die Nachfrage sinkt. Allerdings sind in Russlands Fall die hohen Staatsausgaben ein Knackpunkt, und der Staat reagiert nicht im selben Maße auf höhere Kreditkosten wie die Privatwirtschaft. (Laernie mit Material von AFP)