„Große Marke mit langer Tradition“: Weitere Filialen von bekanntem Shopping-Riesen endgültig dicht

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Ein traditionsreicher Shopping-Riese greift zu bitteren Maßnahmen nach der Insolvenz: Eine Filiale nach der anderen macht dieser Tage dicht.

Hamburg - Die bitteren Meldungen rund um den Schuh-Giganten Görtz reißen nicht ab. Nach mehreren Insolvenzen – zuletzt im Januar – machen immer mehr Filialen dicht. Ende Februar waren die in Kassel und Kempten dran, im April jene in Darmstadt und im Hamburger Alstertal Einkaufszentrum. Und sogar vor einem absoluten Filetstück machte die Schließungswelle nicht halt: Der sechsstöckige Flagshop Store von Görtz mitten in Hamburg musste auch daran glauben. Rund um Ostern folgten die beiden Pop-up-Stores in Leipzig.

Es fällt schwer, den Überblick zu behalten, welche Görtz-Filialen noch geöffnet sind. Die Unternehmens-Homepage jedenfalls scheint keine verlässliche Auskunft zu bieten: Dort wird noch das Hamburger Stammhaus in der Spitalerstraße gezeigt, das längst geschlossen hat.

Ein Schild am früheren Stammhaus von Görtz in Hamburg, aufgenommen am 13. Mai
Ein Schild am früheren Stammhaus von Görtz in Hamburg, aufgenommen am 13. Mai. © IMAGO/BODE

Görtz: Letzte Hamburger Filiale hat dicht gemacht

Jetzt erfolgte das Aus für weitere Filialen: Wie unter anderem der NDR schreibt und der Insolvenzverwalter dem Hamburger Abendblatt bestätigte, hat jetzt auch die letzte noch verbliebene Görtz-Filiale in Hamburg geschlossen – jene in der Europa Passage.

Am Freitag (30.5.) sollten die Räume an den Vermieter übergeben werden. „Der noch vorhandene Warenbestand wurde vorher geräumt“, so ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Gideon Böhm zu Textilwirtschaft. „Die Mitarbeitenden werden nun in den beiden anderen norddeutschen Görtz-Filialen in Lübeck und Oldenburg eingesetzt und die Warenbestände dorthin transportiert. Die Löhne und Gehälter werden aus den laufenden Verkaufserlösen der geöffneten Filialen gezahlt.“

Brigitte Nolte, Geschäftsführerin vom Handelsverband Nord in Hamburg, kommentierte die Schließung gegenüber dem Abendblatt ernüchtert. „Dass sich ein einst so erfolgreiches Hamburger Filialunternehmen dieser Größe nicht behaupten konnte, ist bitter zu sehen“, so Nolte. Sie betont aber auch: „Nicht alles ist sicherlich der zweifellos schwierige Marktlage geschuldet.“

Görtz-Filialen sind auch in Potsdam und in Wildau jetzt Gechichte

Auch im Stern-Center in Potsdam ist Görtz jetzt Geschichte. Görtz werde „voraussichtlich zum Ende der Woche schließen“ hatte der Tagesspiegel am 30. Mai den Centermanager Jens Mieke zitiert. „Wir bedauern dies sehr, da es sich bei Görtz um eine große Marke mit langer Tradition handelt.“

In Brandenburg gingen ebenfalls die Lichter aus bei Görtz – und zwar im A10-Center in Wildau, einem der bekanntesten Einkaufszentren des Bundeslandes. Dort war die Schließung zu Ende Mai laut Märkische Allgemeine bereits vorab bekanntgeworden, verbunden mit einem Räumungsverkauf.

„Görtz hat es verfehlt, ein neues Sortiment aufzubauen“

Eine höchst bittere Entwicklung bei einer der bekanntesten deutschen Schuh-Ketten überhaupt – die noch dazu auf eine sehr lange Tradition bis ins Jahr 1875 zurückblickt. Unternehmensberater Mike Schwanke von der Beratungsfirma Atreus hatte im Januar gegenüber IPPEN.MEDIA auf mögliche Gründe geblickt. „Görtz hat lange den Fokus auf Qualitätsschuhe gelegt, insbesondere auf Lederschuhe. Die Nachfrage nach Leder ist aber deutlich gesunken – mittlerweile dominieren Sneaker den Markt“, so Schwanke. „Görtz hat es verfehlt, ein neues Sortiment aufzubauen“. Auch bei einem Baumarkt-Riesen sind einige Standorte von einer Schließung betroffen. (lin)

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