Die Frühstart-Rente kommt: Was Eltern über das Merz-Depot für Kinder wissen müssen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die neue Regierung unter Friedrich Merz bereitet ein Rentenpaket vor. Darin soll auch die Frühstart-Rente ihren Platz finden. Experten warnen vor den Fallstricken.

Berlin – In der vergangenen Woche hat der Koalitionsausschuss der neuen Bundesregierung getagt. CDU, CSU und SPD haben dabei ein „Sofortprogramm“ beschlossen, das ein Bündel an Maßnahmen enthält. Mit dabei ist die Frühstart-Rente, die auch im Koalitionsvertrag schon vereinbart ist. Diese soll Teil eines Rentenpakets sein, das auch die Steuerfreigrenze von 2000 Euro für Rentner beinhalten soll sowie die Ausweitung der Mütterrente.

Frühstart-Rente kommt 2026: Viele Fragen sind noch offen

Wie genau die Frühstart-Rente funktionieren soll, ist noch in vielen Teilen unklar. Fest steht bisher nur, dass der 1. Januar 2026 als Starttermin gelten soll. Und es steht fest, wie viel Geld es geben soll: Zehn Euro jeden Monat will der Staat für Kinder zwischen sechs und 18 Jahren in ein Altersvorsorgedepot stecken. Die Kinder sollen aber erst mit dem Eintritt in den Ruhestand auf das Kapital dort zugreifen können. Ab dem 18. Lebensjahr soll das Depot weiter selbst bespart werden. In der Ansparphase fallen keine Steuern auf das Geld an, erst ab der Auszahlung.

Soviel ist zu den Rahmenbedingungen bekannt. Doch der Teufel steckt im Detail, finden zumindest Experten und Expertinnen. Die Verbraucherzentrale nannte die Reform der privaten Altersvorsorge zwar „richtig und dringend notwendig“. Doch es gibt Risiken, die bei der Ausgestaltung dann genau beachtet werden müssen. Hier einige Punkte, bei denen noch Klärungsbedarf besteht und vor denen Experten warnen:

Depot oder Konto für die Frühstart-Rente: System muss einfach und ohne versteckte Kosten laufen

Wie bekommen Kinder das Konto oder das Depot, auf dem das Geld eingezahlt wird? Müssen die Eltern einen Antrag stellen, oder wird automatisch etwas ausgewählt? Gibt es die Möglichkeit, das Konto oder das Depot zu wechseln? Ab wann bekommen die Kinder das Konto: mit dem sechsten Geburtstag oder immer zum 1. Januar des Jahres, indem sie sechs Jahre alt werden. Bekommen auch ältere Kinder das Geld – oder nur alle, die künftig sechs Jahre alt werden? Was passiert mit der Auszahlung: Wie hoch wird das Geld besteuert? Wird alles auf einmal ausgezahlt, oder in monatlichen Beträgen?

Diese Fragen sind aktuell alle unbeantwortet. Es gibt aber Handlungsempfehlungen. In einer Analyse der Zeitschrift für Wirtschaftspolitik schreiben die Professorin für Sozialwirtschaft, Marlene Haupt, und Doktorand Martin Kerkhoff, dass es fahrlässig wäre, das komplette System der Privatwirtschaft zu überlassen. „Ohne eine klare Struktur und Regulierung droht die Gefahr, dass Verbraucher auf die Beratung durch Finanzvertriebe angewiesen sind. Dies könnte dazu führen, dass sie in ungeeignete oder überteuerte Produkte investieren, anstatt von kosteneffizienten und renditestarken Lösungen zu profitieren.“

Die Privatwirtschaft hingegen bereitet sich schon auf das neue Gesetz vor. So bereiten mehrere Neobroker wie Scalable Capital, Smartbroker oder Traders Place aktuell Kinderdepots vor, die für die Frühstart-Rente dann genutzt werden können. Wie Biallo berichtet, soll das Kinderdepot von Scalable Capital von den Eltern oder Erziehungsberechtigten dann verwaltet werden können, das Konto an sich würde aber auf den Namen des Kindes laufen. Die neuen Angebote sollen demnach im Sommer 2025 auf den Markt kommen – pünktlich also für die Frühstart-Rente.

Geld vom Staat für die Rente: Verbindung mit der digitalen Rentenübersicht denkbar

Sozialwirtschaftsprofessorin Haupt und Martin Kerkhoff empfehlen der Bundesregierung, die Förderung zu verlängern: Das Geld sollte schon mit der Geburt eingezahlt werden und sogar bis zum 25. Lebensjahr gezahlt werden. „Im Gegensatz zur bisherigen Grenze von 18 Jahren hätten junge Erwachsene so mehr Zeit, ein finanzielles Fundament aufzubauen. Mit 25 Jahren verfügen die meisten Menschen bereits über ein eigenes Einkommen, das ihnen ermöglicht, ihre Altersvorsorge eigenverantwortlich und kontinuierlich fortzuführen“, so deren Begründung.

Die beiden Experten halten es auch für sinnvoll, das Depot mit der digitalen Rentenübersicht zu verknüpfen. Das ist ein Portal der Deutschen Rentenversicherung, über das sich alle Bürgerinnen und Bürger anmelden können und sehen können, welche Rentenansprüche sie im Laufe ihres Lebens angesammelt haben. Darin enthalten sind auch sämtliche betriebliche Altersvorsorgen. Damit können Versicherte auf einen Blick erkennen, wo sie möglicherweise im Alter eine Lücke haben werden und gezielt für den Ruhestand vorsorgen müssen.

Wie viel Geld gibt es durch die Frühstart-Rente? Im besten Fall sind über 350.000 Euro möglich

Besonders betonen Haupt und Kerkhoff in ihrer Analyse, dass die Produkte, die die Frühstart-Rente fördern sollte, kostengünstig und ohne Garantien sein sollten. Denn hinter dem gut klingenden Wort „Garantie“ steckt eine hohe Gebühr: Damit verspricht der Versicherer oder die Bank, dass das eingezahlte Geld auf jeden Fall wieder ausgezahlt wird – auf Kosten der Rendite. Bei einem Altersvorsorgedepot ist die Rendite aber die entscheidende Größe. Damit Verbraucher durch solche Marketingmaschen nicht über den Tisch gezogen werden, sollte es nach Ansicht der Experten daher klare Rahmenbedingungen geben.

Klar ist jedoch: Die Idee der Bundesregierung birgt viel Potenzial. Nach den Berechnungen in der Zeitschrift für Wirtschaftspolitik können Eltern mit folgendem Kapital für ihre Kinder ungefähr rechnen:

  • Ohne selbst einzuzahlen: Kind hat mit 67 Jahren 36.320 Euro bei sechs Prozent Rendite
  • Nach dem 18. Lebensjahr zahlt das Kind 100 Euro im Monat ein: Mit 67 sind es 374.520 Euro bei sechs Prozent Rendite

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Rendite je nach Produkt stark variieren kann, was den Ertrag am Ende beeinflusst. Gleiches gilt für die Produktkosten und Gebühren, die die jeweilige Bank oder der Broker verlangt. Dabei kann das bei einem Sparplan, der jahrzehntelang vorliegt, hunderttausende Euro Unterschied machen.

Auch interessant

Kommentare