Putins neue Methoden im Ukraine-Krieg: Schoigu-Nachfolger erläutert seine Pläne
Was plant Putins neuer Verteidigungsminister Beloussow im Ukraine-Krieg? In einer Sitzung stellte der Schoigu-Nachfolger neue Methoden der Kriegsführung vor.
Moskau – Es war ein Paukenschlag im Kreml – und für manche in Russland auch ein Schock: Präsident Wladimir Putin hat seinen langjährigen Verteidigungsminister Sergej Schoigu entlassen und stattdessen einen Wirtschaftspolitiker zu dessen Nachfolger ernannt: Andrei Beloussow.
Der 65-Jährige hat keinerlei militärischen Hintergrund, sondern gilt in Russland als angesehener Wirtschaftsexperte. Auf den ersten Blick wirkt der schmale Akademiker, der sich stets elegant im Anzug zeigt, wie ein Fremdkörper im russischen Militär.

Putin ernennt Beloussow und entlässt Schoigu: Was ist sein Kalkül im Ukraine-Krieg?
Seit der Ernennung wird spekuliert: Was sind Putins Beweggründe, seinen langjährigen Vertrauten Schoigu zu entlassen? Was sagt die überraschende Personal-Rochade im Kreml über Putins Kalkül im Ukraine-Krieg aus?
Experten analysieren, dass es Wladimir Putin bei der Wahl Beloussows wohl um mehr Effizienz in der Armee geht. Das riesige Heer Russlands steht bisher in Ruf, seine Soldaten regelrecht zu verschleißen und keine Rücksicht auf immense Verluste zu nehmen. Masse statt Klasse – so wirkt Russlands Vorgehen an der Front im Ukraine-Krieg teils auf Außenstehende. Erst kürzlich schickte Putin mehrere Zehntausende russische Soldaten über die ukrainische Grenze, um bei Charkiw eine neue Offensive zu starten.
Russlands neuer Verteidigungsminister stellt zentrale Punkte im Ukraine-Krieg vor
Andrei Beloussow selbst hat nun in einer Sitzung selbst Einblick gegeben, was er für Russlands Armee in der Ukraine plant. Die russische Nachrichtenagentur Ria berichtet über eine Plenarsitzung des russischen Föderationsrates, in der Beloussow sich vorstellte. Er nannte dabei mehrere konkrete Punkte, die er gleich nach seinem Amtsantritt als russischer Verteidigungsminister umsetzen will.
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- Bessere Waffenversorgung der Fronttruppen
- Entwicklung neuer Kriegstechnologien
- Entwicklung neuer Kampfmethoden
- Bessere Besetzung der Streitkräfte, was aber keine neue Mobilisierung bedeute, wie Beloussow betonte
- Pünktliche Bezahlung der Soldaten und Bereitstellung von Wohnraum
Sieg im Ukraine-Krieg als wichtigstes Ziel von Putins neuem Verteidigungsminister
Wichtigstes Ziel sei aber, im Ukraine-Krieg für Russland den Sieg zu erringen, stelle Beloussow klar. Er wolle „die vom Präsidenten festgelegten militärisch-politischen Ziele der speziellen Militäroperation“ erreichen, sagte er. Er schob aber auch nach: „In diesem Zusammenhang möchte ich besonders betonen: mit minimalen menschlichen Verlusten.“
Ich möchte besonders betonen: Mit minimalen menschlichen Verlusten.
Beloussow betonte darüber hinaus die Bedeutung der militärischen Ausbildung der Soldaten. Russlands Armee hat den zweifelhaften Ruf, bei der Rekrutierung von Soldaten für die Front in der Ukraine nicht wählerisch zu sein: Obdachlose, Alkoholiker und Kriminelle werden offenbar ohne großes Zögern an die Front geschickt. Beloussow sagte dazu in der Parlamentssitzung, es hätten sich „gewisse Probleme“ angesammelt.
Als Wirtschaftsexperte ging Beloussow auch auf die russische Kriegswirtschaft ein. Er betonte, Putin wolle die „vollständige Integration der Kriegswirtschaft in die Wirtschaft des Landes“. So würden Militärausgaben gesteigert und effizienter gemacht.
Das ist Russlands neuer Verteidigungsminister Andrei Beloussow
Laut der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti ist Wladimir Putins neuer Verteidigungsminister Andrei Beloussow seit 18 Jahren im Dienst des Kreml. Von 2006 bis 2008 war er stellvertretender russischer Wirtschaftsminister, danach vier Jahre lang Direktor der Abteilung für Wirtschaft und Finanzen im Kreml. Ab 2013 war Beloussow direkter Assistent von Putin. Seit Januar 2020 war er Russlands Vize-Ministerpräsident. Am 12. Mai 2024 gab Putin bekannt, dass der 65-jährige Ökonom der Nachfolger von Sergej Schoigu als Verteidigungsminister Russlands wird.
Schoigu-Nachfolger räumt Stärken der Ukraine ein: Der „Feind“ lerne schnell
In Bezug auf der Entwicklung neuer Kampfmethoden räumte Beloussow vor den Parlamentariern eine teilweise Überlegenheit der Ukraine ein: Der „Feind“ lerne schnell. Die Lage in Bezug auf den Einsatz moderner Technologien ändere sich „buchstäblich wöchentlich“.
Es sei zentral, dass sein Verteidigungsministerium möglichst offen für Innovationen sei, betonte der neue Minister laut Ria. Hier müsse man „dem Feind zuvorkommen“, sagte Beloussow. Russland müsse „neue Methoden der Kriegsführung“ entwickeln.
Auch der Kreml begründete den Zeitpunkt des Ministerwechsels damit, dass das Verteidigungsministerium „innovativ“ bleiben müsse. Auf dem Schlachtfeld gewinne derjenige, „der offener für Innovationen ist“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Grund dafür scheint es zu geben: Neuen Erkenntnissen zufolge könnten die Waffen, die Russland aus Nordkorea erhält, mehrere Jahrzehnte alt sein.