Weitere Säuberungen in Putins Umfeld: „Für langen Krieg in der Ukraine“

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Wladimir Putin (r.) hat im Mai seinen Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l.) entlassen (Archivbild). © Alexander Kazakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Ein Jahr nach dem Putschversuch von Prigoschin baut Russlands Präsident Wladimir Putin sein Verteidigungsministerium weiter um. Weichen müssen nun vier stellvertretende Minister.

Moskau - Russlands Präsident Wladimir Putin setzt den Umbau der Spitze des Verteidigungsministeriums weiter fort. Das Staatsoberhaupt entließ am Montag vier stellvertretende Verteidigungsminister, eine der vakant gewordenen Stellen besetzte er mit einem Verwandten. Die Entlassungen sind Teil einer größeren Umstrukturierung, die Putin im Frühjahr begonnen hatte. Der wohl prominenteste Wechsel in der Führungsriege erfolgte im Mai, als er seinen langjährigen Verteidigungsminister Sergei Schoigu von seinen Aufgaben entbunden hatte.

Putin will damit signalisieren, dass er Verschwendung und Korruption im Verteidigungsministerium nicht weiter tolerieren will, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Russlands Kriegswirtschaft solle außerdem effektiver auf die Bedürfnisse der russischen Soldaten ausgerichtet werden.

Säuberungen im russischen Verteidigungsministerium: Putin entlässt vier stellvertretende Minister

Zu Vertretung des neuen Verteidigungsministers Andrej Beloussow machte Putin die Tochter seines verstorbenen Cousins, Anna Tsivilewa. Tsivilewa soll sich unter anderem um die soziale Versorgung von Militärangehörigen kümmern. Ihr Ehemann Sergej Tsivilew ist Energieminister des Landes.

Die aktuellen Umstrukturierungen erfolgen fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem Putschversuch mit seinen Söldnern auf Moskau marschiert war. Kurz darauf kam Prigoschin bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben. Begonnen hatten die Personalwechsel am 23. April dieses Jahres mit der Verhaftung des damaligen stellvertretenden Verteidigungsministers Timur Iwanow wegen des Vorwurfs der Bestechung. Mehrere Verhaftungen folgten.

Video: Putin versetzt Verteidigungsminister Sergei Schoigu

Unmittelbar nach dem Putschversuch im Juni 2023 wurde lediglich Armeegeneral Sergej Surowikin entlassen, bis dahin militärischer Befehlshaber des Krieges gegen die Ukraine. Im Mai dieses Jahres war dann Verteidigungsminister Schoigu auf den Posten des Sekretärs des Sicherheitsrats versetzt worden. Der Russland-Analyst für den European Council on Foreign Relations, Michail Komin, sagte dem Tagesspiegel: „Putin ist dabei, die Fähigkeit der Armee für einen langen Krieg gegen die Ukraine zu erhöhen und für eine lange militärische Konfrontation mit dem Westen.“

Besonders ärgern dürfte Putin dabei, dass sein Widersacher Prigoschin vor allem in einem Punkt Recht bekommen hat. Prigoschin hatte immer wieder die Korruption unter Schoigu bemängelt. Putin habe mittlerweile verstanden, „dass das von Schoigu geschaffene Netzwerk der Korruption im Verteidigungsministerium schädlich für die Kriegsführung ist“. Die Versetzung Schoigus auf den Posten des Sekretärs des Sicherheitsrates hat Putin persönlich getroffen, ist sich Komin sicher. Immerhin galten beide als enge Vertraute. (fmü)

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