Neue Kampfjets im Ukraine-Krieg: Mirage haben Feuerprobe gegen Putin bestanden
Frankreich hat Wort gehalten und einige Mirage an die Front geschickt. Dort haben sie erste Angriffe Russlands bekämpft – als Vorboten eines Friedens?
Kiew – „Frankreich eilt zur Rettung!“, schreibt David Axe. Der Autor des Magazins Forbes sieht in den Mirage-Kampfjets die notwendigen Lückenfüller der vielleicht doch in geringerer Zahl als erwartet in die Ukraine zu verlegenden F-16, um Wladimir Putins Invasionstruppen zu stoppen. Erste Einsätze sollen sie erfolgreich geflogen sein, wie verschiedene Medien berichten.
Seit US-Präsident Donald Trump die Hilfe für die Ukraine eingestellt hat, habe Russland aktuell wieder einen massiven Raketen- und Drohnen-Angriff geführt – in dem sollen sich auf Seite der Verteidiger auch erstmals die französischen Mirage-Kampfjets behauptet haben, wie das Magazin Politico berichtet hat. Laut Politico-Autorin Veronika Melkozerova hätten die Angriffe vor allem der zivilen und der Energie-Infrastruktur gegolten – in den Regionen Odessa, Poltawa, Charkiw und Ternopil. Das Magazin Defense Express hat jetzt Fotos eines Facebook-Accounts veröffentlicht – die sollen zeigen, wie eine Mirage 2000-5 einen russischen Kh-101-Marschflugkörper abschießt.
Erwartungen an die Mirage-Kampfjets: Bodenziele und feindliche Flugzeuge anzugreifen sowie Raketen abzufangen
Von den neuen Kampfflugzeugen werde erwartet, dass sie die Fähigkeit der ukrainischen Streitkräfte verbessern, den Bodentruppen Luftunterstützung zu leisten, Bodenziele und feindliche Flugzeuge anzugreifen sowie Raketen abzufangen, wie der Sender CNN formuliert hat. Womöglich wird die Ukraine stärker als ihr lieb sein wird auf die Schützenhilfe aus Frankreich verlassen müssen. Auch mit den F-16 bleibt die Ukraine in Wartung, Bewaffnung und Ausbildung der Piloten immer noch am Tropf der USA hängen, und die Beziehungen zwischen den Verantwortlichen sind gerade auf einem historischen Tiefpunkt angelangt.
„Zudem könnten hochriskante F-16-Angriffe auf russisches Territorium in der Ukraine und auf militärische oder symbolträchtige Ziele den Zorn Moskaus auf sich ziehen, aber auch politischen Druck auf den Kreml ausüben und die Unterstützung der russischen Öffentlichkeit für den Krieg weiter schwächen“.
Weniger als ein Jahr nach Ankündigung der Übergabe sei nun der erste Deltaflügel-Jet französischer Produktion in der Ukraine eingetroffen, berichtete Anfang Februar das Magazin The War Zone (TWZ). Wladimir Putins Invasionstruppen sehen sich seitdem einem neuen, starken Gegner gegenüber. Am interessantesten seien vielleicht die neuen Luft-Boden-Fähigkeit der Mirage, vermutet TWZ-Autor Thomas Newdick.
Laut dem Magazin European Security & Defense (ESD) sei unbekannt, wie viele Mirage 2000-5F die ukrainischen Kräfte erhalten hätten oder noch erhalten sollten, aber die Ukraine habe angeblich zwölf Maschinen angefordert, wie ESD-Autor Peter Felstead geschrieben hat. Laut der französischen Zeitung Le Monde verfüge Frankreich noch über 26 Stück dieser Entwicklungsstufe, die ESD zufolge 1999 offiziell in den französischen Dienst gestellt wurde, nachdem sie aus den von 1983 an fliegenden Mirage 2000C weiterentwickelt worden waren, wie Felstead schreibt.
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Nachschub für Ukraine-Krieg: Auch Griechenland mistet seine Patchwork-Flotte aus
Die bereits gelieferten Maschinen sind wahrscheinlich zuvor in Luxeuil im Südosten Frankreichs stationiert gewesen, berichtet Le Monde. Vier Maschinen seien im Rahmen eines Verteidigungsabkommens dauerhaft in Dschibuti stationiert, und einige bildeten regelmäßig einen Teil der Nato-Mission „Enhanced Air Policing“, um russische Flugzeuge vom euro-atlantischen Luftraum fernzuhalten. Vier Flugzeuge seien im November in Litauen und zwei im Februar in Schweden eingesetzt worden, so Le Monde-Autor Jean-Philippe Lefief. Insofern müsste überlegt werden, wie die Ukraine mit diesen Maschinen noch umfassender ausgestattet werden könnte.
Da ein Geschwader aus etwa 20 Flugzeugen besteht, würde die Entnahme einiger aus dem Bestand des Luxeuil-Geschwaders dessen Ende bedeuten, schreibt Lefief. Ihm zufolge müssten zusätzliche Maschinen wohl aus dem Ausland beschafft werden. 60 Stück seien bereits nach Taiwan geliefert worden – und da Taiwan keine der gewünschten F-35-Kampfjets aus den USA geliefert bekommen wird, müsste der US-Verbündete als Luftverteidigung gegen China auf die betagte Mirage zurückgreifen müssen. Die etwa zwölf Maschinen in Katar erscheinen Lefief entbehrlich, da das Emirat seit mehreren Jahren vergeblich versuche, sie an Indonesien zu verkaufen, so Lefief.
Auch Griechenland mistet seine Fighter-Flotte aus, wie der griechische Verteidigungsminister Nikos Dendias bereits Anfang vergangenen Jahres angekündigt hatte. „Die Phantom F-4 müssen außer Dienst gestellt, und, wenn möglich, verkauft werden. Die Mirage 2000-5 ist ein besonders leistungsfähiges Flugzeug, und kann verkauft werden. Die F-16 Block 30 müssen verkauft werden.“ Gerade für die beiden letztgenannten Typen sieht er gute Chancen zur Veräußerung. Wahrscheinlich in die Ukraine; nach Auffassung des griechischen Magazins Breaking News gilt die Überführung von 32 F-16C/-D Block 30 in die Ukraine als nahezu sicher.
Kampfjet mit Tücken: Mirage sehr weit entfernt davon, der Ukraine lediglich Freude zu bereiten
Was TWZ als erste Option der Bewaffnung an den französischen Maschinen vermutet, sei der Marschflugkörper SCALP-EG, der in andere Mirage 2000-Versionen integriert wurde und bereits von ukrainischen Su-24 Fencer-Kampfflugzeugen eingesetzt würde, wie Newdick schreibt. Als Alternative oder Ergänzung sieht er die raketengestützte Präzisionsbombe Hammer. Zwar sei die noch nie an einer Mirage gesichtet worden, allerdings würde sie bereits in der Ukraine eingesetzt.
Fraglich ist, ob die Hammer zuvor bereits an der Mirage 2000 getestet wurde. Frankreich hat versprochen, erhebliche Mengen davon zu liefern. Anfang vergangenen Jahres hatte Frankreich angekündigt, pro Monat 50 Stück liefern zu wollen, insgesamt 600 bis zum Jahresende 2024. AASM HAMMER ist die französisch-englische Abkürzung für („Armement Air-Sol Modulaire“ – Englisch: „Highly Agile Modular Munition Extended Range“). Wie das Magazin futurezone erklärt, steckt hinter Hammer ein Tuning-Kit, um normal frei fallende Bomben in Vortrieb zu versetzen: „Bei Hammer wird die Bombe aber nicht nur mit einem Zielsuchkopf und Leitwerk ausgestattet, sondern auch mit einem Raketenantrieb. Die Bombe wird somit zu einem Marschflugkörper.“
Dennoch ist auch die Mirage sehr weit entfernt davon, der Ukraine lediglich Freude zu bereiten, wie bereits zum Zeitpunkt der Ankündigung der Lieferung Justin Bronk bemerkt hat: „Die Diversifizierung der Modelle führt zu einer Vervielfachung der Logistikketten und bindet Personal, das für etwas anderes nützlich sein könnte. Im Fall der Mirage 2000-5 sprechen wir von einer sehr kleinen Flotte, von der wir wissen, dass sie ausgesprochen schwer zu verwalten und zu warten ist und die Arbeitskräfte monopolisiert“, erklärte der Analyst des britischen Thinktanks Royal United Services Institute (RUSI) gegenüber Le Monde.
Schläge gegen Putin: Westliche Maschinen werden auch Wirkungstreffer auf der politischen Ebene erzielen
Laut der Zeitung habe Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron die Maschine in der deutschen Übersetzung als „Himmelsreiniger“ bezeichnet. Demnach scheint erst einmal ausgeschlossen, dass sich die Maschinen primär in einen Luftkampf mit russischen Maschinen begeben sollen – ebenso wenig wie die europäischen F-16, die die Ukraine bereits erhalten hat. Andererseits rechnet Peter Brookes damit, dass die westlichen Maschinen mittel- bis langfristig auch Wirkungstreffer auf der politischen Ebene erzielen werden, wie der Analyst des Thinktanks Geopolitical Intelligence Services schreibt – ihm zufolge „könnten hochriskante F-16-Angriffe auf russisches Territorium in der Ukraine und auf militärische oder symbolträchtige Ziele den Zorn Moskaus auf sich ziehen, aber auch politischen Druck auf den Kreml ausüben und die Unterstützung der russischen Öffentlichkeit für den Krieg weiter schwächen“.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht mit den F-16 und den Mirage-Kampfjets wahre Friedenstauben über den Himmel ziehen, wie ihn das Magazin Politico aktuell zitiert: „Die Ukraine ist bereit, den Weg des Friedens zu beschreiten, und es ist die Ukraine, die seit der ersten Sekunde dieses Krieges nach Frieden strebt. Die Aufgabe besteht darin, Russland zu zwingen, den Krieg zu beenden. Ruhe am Himmel – Verbot des Einsatzes von Raketen, Langstreckendrohnen und Fliegerbomben.“