Angriff auf Syrien-Hafen: Putins Flotte gerät in Israels Militärschlag
Der Sturz Assads stellt Russlands Marinepräsenz im Mittelmeer infrage. Satellitenbilder zeigen russische Schiffe in Tartus – kurz vor Israels Angriff.
Damaskus/Moskau – Bei israelischen Angriffen auf die syrische Flotte vor der Hafenstadt Tartus könnten auch russische Schiffe getroffen worden sein. Satellitenaufnahmen zeigen offenbar, dass diese dort vor Anker lagen. Während Israel seinen Einfluss in der Region geltend macht, schwindet der Russlands zusehends.
In der Nacht hat Israel nach Angaben von Verteidigungsminister Israel Katz syrische Marineschiffe massiv mit Raketen angegriffen. Ihm zufolge sind die Streitkräfte des Landes seit mehreren Tagen in Syrien im Einsatz, „um strategische Einrichtungen anzugreifen und zu zerstören, die den Staat Israel bedrohen“. Jetzt habe die israelische Marine „mit großem Erfolg die syrische Flotte zerstört“, so Katz laut der Nachrichtenagentur dpa beim Besuch auf einem Marinestützpunkt in der Stadt Haifa im Norden Israels.
Israelische Angriffe auf syrischen Hafen: Satellitenbilder zeigen russische Schiffe vor Ort
Bei diesem Angriff könnten laut dem ukrainischen Militärportal Defense Express auch russische Schiffe getroffen worden sein. Dem Bericht zufolge legen Satellitenaufnahmen vom Montagmorgen (9. Dezember) nahe, dass die russische Flotte ihren Stützpunkt im syrischen Hafen von Tartus zum Zeitpunkt des Angriffs noch nicht verlassen hatte.
Das von einem OSINT-Analysten veröffentlichte Bild zeigt demnach, dass sich die Fregatte Admiral Grigorovich (Projekt 11356), die Fregatte Admiral Gorshkov (Projekt 22350), ein U-Boot (Projekt 636.6) sowie der Öltanker Kaliningradneft am Morgen des 9. Dezember etwa acht Kilometer vor der Küste im Hafen von Tartus befanden.
Russlands Flotte könnte bei Israels Angriff in Syrien Schaden genommen haben
Andere Schiffe hatte Moskau aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Krieg in Syrien zuvor in Sicherheit gebracht. Wie das Newsportal Naval News schreibt, wurde das Hilfsschiff ‚Yelnya‘ am Morgen des 2. Dezember beim Auslaufen aus Tartus gesichtet. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass weitere Schifef den Hafen verlassen hätten. Insgesamt seien vor dem Sturz des Assad-Regimes fünf russische Marineschiffe und ein U-Boot in Tartus stationiert gewesen: zwei Fregatten der ‚Gorshov‘-Klasse, eine Fregatte der ‚Grigorovich‘-Klasse, zwei Hilfsschiffe und ein U-Boot der ‚Improved-Kilo‘-Klasse.
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Obwohl es derzeit noch unbestätigt sei, werde angenommen, dass diese Schiffsbewegung in direktem Zusammenhang mit der Situation vor Ort stehe. Treffe das zu, so heißt es dort weiter, sei es das erste sichtbare Zeichen dafür, dass die Politik in Russland wertvolle Vermögenswerte aus Syrien schafft. Der angesehene Marineanalyst Droxford Maritime bemerkte auf X ebenfalls, dass „die Abfahrt realistischerweise mit der sich verschlechternden Situation in Syrien zusammenhängt“.
Russlands Einfluss auf Damaskus schwindet: Putins Syrien-Strategie bröckelt nach Assads Fall
„Russland hat nicht vor, Syrien zu verlassen, ist aber zunehmend nicht bereit, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen, sei es militärisch oder finanziell“, heißt es in einem Bericht des US-Thinktanks ‚Carnegie Endowment for International Peace‘ vom Februar. Die Regierung von Wladimir Putin habe, auch aufgrund des Ukraine-Kriegs, die Zahl seiner Truppen in Syrien reduziert, die Kontrolle über Gebiete abgegeben und die humanitäre Hilfe verringert. Das heiße jedoch nicht, dass es das Land verlasse. Immerhin betrachte Russland seine Präsenz in Syrien nach wie vor als wertvolles Gut. Nach wie vor sehe Moskau sein Bündnis mit Damaskus als wichtiges Druckmittel gegen den Westen.
Die derzeitige Situation in Syrien könnte dem ein jähes Ende bereitet haben. Der Sturz des Assad-Regimes sei ein schwerer Schlag für die Außenpolitik und das Ansehen Russlands, so die US-Website The Conversation. Zu den Rückschlägen gehöre nicht zuletzt die Aussicht, möglicherweise den Verlust seines einzigen Marinestützpunkts im Ausland hinnehmen zu müssen. Noch sei das Schicksal des Stützpunkts in Tartus nicht besiegelt; es bestehe kein Zweifel daran, dass der Spitzendiplomaten des Kremls alles daran setzen werden, um sich ihre einzige Nachschub- und Reparaturstation im Mittelmeer zu sichern. Zum jetzigen Zeitpunkt sei jedoch wahrscheinlich, dass der langfristige Zugang Moskaus zu dieser Basis zumindest gefährdet ist. (tpn)