Rückkehr nach Syrien: Russland nutzt Trumps Desinteresse

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Mit dem Sturz Assads verlor Russland seine Militärbasen am Mittelmeer. Jetzt könnten Putins Truppen nach Syrien zurückkehren.

Damaskus – Russland versucht scheinbar das Desinteresse der Regierung von US-Präsident Donald Trump an den neuen Machthabern in Syrien zu nutzen, um seine Position im Nahen Osten zurückzubekommen. Das berichtete die Tageszeitung Wall Street Journal. Die unklare Linie der Trump-Administration treibe die neue syrische Führung immer weiter in die Hände von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der hofft, die Militärbasen am Mittelmeer wieder besetzen zu können. Syrien bleibt weit von Stabilität entfernt.

Syrien nach Assads Sturz: Putin will Marinestützpunkt im Mittelmeer zurück

Bis zum Sturz des syrischen Diktators Baschar al-Assad durch eine von Dschihadisten geführte Rebellen-Allianz betrieb Russland zwei strategisch wichtige Militärstützpunkte in Syrien. Den Marinestützpunkt Latakia, Russlands einzigen Marinehafen am Mittelmeer, und den Luftwaffenstützpunkt Khmeimim von dem aus es immer wieder Angriffe auf Assads Gegner im Bürgerkrieg und Zivilisten flog. Beide Stützpunkte wurden Ende letzten Jahres geräumt. Jetzt scheint sich eine Möglichkeit für Putin aufzutun.

Die Einflussmöglichkeit für Russland erwuchs demnach auch daraus, dass arabische Staaten wegen der unklaren US-Linie Hilfsgelder zurückhielten. So wurde Russland, aus Sicht der neuen syrischen Führung um Ahmed al-Scharaa, von der Dschihadisten-Miliz HTS, wieder zu einem möglichen Partner. Neben der Türkei fehlt es der HTS nämlich an verlässlichen Verbündeten.

EU hat keinen Syrien-Plan – Russland macht neuen Machthabern Angebote

Hinzukommt, dass Israels Regierung zuletzt versucht haben soll, die Trump-Administration davon zu überzeugen, die russischen Basen in Syrien zu tolerieren, um den Islamisten in Damaskus etwas entgegenzusetzen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Diplomatenkreise. In Jerusalem befürchtet man einen weiteren islamistischen Gottesstaat, der – wie der Iran – eliminatorischen Antisemitismus zur Staatsideologie erhebt. Al-Scharaas Beteuerungen, dass er keinen Krieg mit Israel wolle, scheint man in Jerusalem nicht zu glauben.

Die EU-Staaten konnten sich zwar Ende Februar darauf einigen, die Sanktionen im Energie-, Transport- und Bankensektor zurückzufahren, einen kohärenten Plan zum Wiederaufbau des Bürgerkriegslandes hat der Staatenbund jedoch nicht. Russland hingegen war, so schrieb das Wall Street Journal, eines der wenigen Länder gewesen, das bereit gewesen sein, aus Sicht des neuen Regimes unkomplizierte Unterstützung anzubieten. So lieferte Russland etwa Banknoten, da wegen der Sanktionen kein anderes Land bereit gewesen sei. Die arabischen Nachbarstaaten wollten abwarten, bis die US-Sanktionen gegen die HTS aufgehoben seien.

Bald könnte sie wieder in Syrien wehen, die russische Flagge. © IMAGO / ITAR-TASS

Syrien nach Assads Sturz: Russland gewinnt wieder an Einfluss – Erdogan führt Krieg gegen Kurden

Seitdem verhandele Russland intensiv mit der Führung in Damaskus, so berichteten es europäische und syrische Diplomaten der Zeitung. Russland habe abgelehnt, den gestürzten Diktator Assad auszuliefern. Allerdings soll Putins Regierung bereit sein, Milliarden in Häfen und Gasfelder zu investieren. Sogar eine Entschuldigung für Russlands Kriegsverbrechen im Bürgerkrieg stehe im Raum. Russlands Ziel sei klar: Die Militärbasen an der Mittelmeerküste erhalten.

Während Putin wieder an Einfluss in Syrien gewinnt, setzt ein anderer Autokrat seinen Willen dort unentwegt brutal durch. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lässt sein Militär gemeinsam mit Dschihadisten seit Jahren einen erbitterten Krieg gegen die kurdische Bevölkerung im Nordosten Syriens führen. (kb)

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