Putin verliert Verbündeten: So reagiert Russland auf den Sturz von Baschar al-Assad
Seit 2015 sicherte Russland mit militärischer Unterstützung die Macht von Syriens Machthaber Assad und erhielt dafür Militärbasen im Land. Jetzt wurde er gestürzt. Erste Reaktionen aus Moskau:
Moskau – Islamistische Kämpfer haben Damaskus in einer schnellen Offensive eingenommen und Präsident Bashar al-Assad zur Flucht aus dem Land gezwungen. Damit ist die fünf Jahrzehnte währende Herrschaft der Baath-Partei beendet. Am Sonntagmorgen äußerte sich der Kreml nur verhalten zu den Entwicklungen in Syrien. Präsident Wladimir Putin selbst hat sich bislang nicht zu den Ereignissen geäußert.
Aus den ersten Reaktionen in Moskau klingt nun Enttäuschung. Der frühere syrische Machthaber Baschar al-Assad hat nach Angaben des russischen Außenministeriums seinen Posten und auch das Land verlassen. Das Ministerium in Moskau machte aber keine Angaben zu Assads Aufenthaltsort.

Russland bestätigt Assads Rücktritt und Flucht aus Syrien
Das russische Außenministerium erklärte, man verfolge „die dramatischen Ereignisse in Syrien aufmerksam“ und rief dazu auf, „auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten und alle Probleme mit politischen Mitteln zu lösen“. Zudem gab das Ministerium an, Assad habe sich nach Verhandlungen mit verschiedenen Konfliktparteien in Syrien zum Rücktritt und zur Flucht entschlossen.
„Als Ergebnis der jüngsten Verhandlungen zwischen Baschar al-Assad und mehreren Teilnehmern des bewaffneten Konflikts in der Arabischen Republik Syrien hat er die Entscheidung getroffen, von seinem Präsidentenamt zurückzutreten und das Land zu verlassen, wobei er eine friedliche Machtübergabe angeordnet hat.“ Moskau sei an diesen Verhandlungen jedoch nicht beteiligt gewesen, berichtete The Moscow Times.
Weiterhin betonte Russland, dass es „mit allen Fraktionen der syrischen Opposition in Kontakt steht“. Die russische Botschaft in Syrien teilte mit, dass alle Mitarbeiter nach der Offensive in Sicherheit seien. Ein Botschaftsmitarbeiter sagte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Tass: „Uns geht es gut“ – ohne weitere Details zu nennen.
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Moskaus Reaktion auf Sturz Assads: „Syrer müssen nun alleine klarkommen“
Unter den derzeitigen Bedingungen des voll aufgeflammten Bürgerkrieges könne Russland Syrien nicht mehr unterstützen, schrieb der prominente Außenpolitiker und stellvertretende Vorsitzende des russischen Föderationsrates, Konstantin Kossatschow, bei Telegram. „Damit müssen die Syrer nun alleine klarkommen.“
Moskau werde nur noch helfen, wenn das syrische Volk das wünsche, sagte Kossatschow. Der Krieg sei nicht vorbei, weil es dort viele gegnerische Gruppierungen gebe, darunter Terroristen. Wichtig sei jetzt vor allem, die Sicherheit der russischen Soldaten in Syrien sowie die Souveränität und die territoriale Unversehrtheit des Landes zu gewährleisten, sagte er.
Russische Medien kritisieren Assads Versagen und Moskaus Fehler in Syrien
Kommentatoren in russischen Medien sprachen von Fehlern, die Russland in Syrien gemacht habe. Moskau habe Assad die Bedingungen geschaffen, das Land wieder aufzubauen und aus der Isolation zu bringen. Er habe aber nichts daraus gemacht, hieß es. Der Propagandist Andrej Medwedew vom staatlichen Rundfunk sprach ebenfalls von Fehlern Russlands, die sich seine Gegner zunutze gemacht hätten und aus denen Moskau lernen müsse. Russland hatte nach Berichten russischer Medien auch wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine zuletzt kaum noch Ressourcen, um den Assad-Gegnern etwas entgegenzusetzen.
Syrien: Islamistische Rebellenallianz zwingt Assad zur Flucht aus Damaskus
Eine von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Rebellenallianz hat den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zur Flucht gezwungen. Haiat Tahrir al-Scham bedeutet in etwa Organisation für die Befreiung (Groß-)Syriens. Diese Islamisten haben teilweise Kontakte zum türkischen Militär und zu Türkei-nahen Milizen.
In der Nacht rückten Rebelleneinheiten unter Führung der HTS in die Hauptstadt Damaskus ein. Seit 2011 dauert der Bürgerkrieg in dem Land. Nun ändern sich die Machtverhältnisse. Unklar ist, wo sich Assad befindet. Das russische Außenministerium machte keine Angaben dazu. Über seine Flucht gibt es Spekulationen: Er soll sich nach Moskau, nach Teheran oder in ein arabisches Land abgesetzt haben. Ein Flugzeug mit Assad an Bord soll nach dem Start in Damaskus abgeschossen worden sein. Es gibt Berichte, Assads Familie sei schon nach Moskau geflohen. (jal/dpa)