Syrische Geflüchtete in der Türkei feiern Assad-Sturz: Ankara ruft sie zur Rückkehr auf

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Syrische Geflüchtete in der Türkei feiern Assads Sturz, doch der Druck zur Rückführung wächst. Die Zukunft Syriens bleibt jedoch ungewiss.

Istanbul – Geflüchtete aus Syrien feiern auch in dem Nachbarland der Türkei den Sturz des Machthabers Baschar al-Assad. Vor der Fatih-Moschee in der Hauptstadt Istanbul und in der Grenzstadt Ganziantep versammelten sich laut Medienberichten zahlreiche Menschen auf der Straße. Doch die Feierlichkeiten könnten von kurzer Dauer sein, denn der Druck zur Rückführung der syrischen Geflüchteten wächst, obwohl die Situation in Syrien noch ungewiss ist.

Es sind rund drei Millionen Syrer, die laut UN-Angaben in der Türkei leben. Die meisten kommen laut offiziellen Angaben aus der zweitgrößten syrischen Stadt Aleppo. Der türkische Außenminister Hakan Fidan sagte am Sonntag (8. Dezember) beim Doha-Forum in Katar, dass die Geflüchteten „in ihre Heimat zurückkehren“ könnten. Es sei Zeit für die Syrer, „sich zu vereinen und das Land wiederaufzubauen“, so Fidan.

Junge Syrer, die in Frankreich leben, lächeln während einer Kundgebung auf dem Place de la République nach dem Sturz des Assad-Regimes
Weltweit feiern geflüchtete Syrer und ihre Kinder auf den Straßen. © picture alliance/dpa/AP | Aurelien Morissard

Wenig Akzeptanz für syrische Geflüchtete in der Türkei – genauer Rückführungsplan unklar

Fidan rief zu einer „reibungslosen Machtübergabe“ in Syrien auf. Es müsse „mit dem syrischen Volk“ und internationalen Akteuren zusammengearbeitet werden, um „eine gute und reibungslose Übergangsperiode“ sicherzustellen. Es sei dafür zu sorgen, dass Zivilisten „kein weiterer Schaden“ zugefügt werde.

Von einer solchen Machtübergabe hat der türkische Außenminister wohl eine ganz besondere Vorstellung. Fidan gab an, die Türkei stehe mit Milizen in Syrien in Kontakt, um zu verhindern, dass die islamistische Gruppe Islamischer Staat (IS), aber auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei (PKK) von dem Sturz des Assad-Regimes profitierten. Schon zuvor unterstützte die Türkei immer wieder Angriffe gegen kurdische militante Organisationen. „Wir müssen während dieser Übergangsperiode sehr wachsam sein“, so Fidan.

Sturz von Assad in Syrien: Zahlreiche Feiern in der Türkei

Wann genau es zu Rückführungen kommen solle und welche der Geflüchteten betroffen wären, wurde nicht genauer benannt. Je nach Ausgang der Übergangsperiode könnte sich die Situation in Syrien verbessern oder sich der Bürgerkrieg verstetigen – besonders dann, wenn es sich um eine Machtübernahme handelt, bei der bestimmte Interessensgruppen unbeachtet bleiben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte in der Vergangenheit, zumindest einen Teil der Syrer in ihr Herkunftsland zurückführen zu wollen. Dafür näherte er sich in den letzten Monaten auch an das Assad-Regime an.

Türkische Sender und Nachrichtenagenturen haben sich nach dem Sturz von Assad auf die Straße begeben, um demonstrierende Syrer zu interviewen. Von einem Großteil hieß es, sie seien der Türkei dankbar, doch ihr eigenes Land sei nun frei und sie würden nach Syrien zurückkehren.

Die Akzeptanz für syrische Geflüchtete ist in den letzten Jahren gesunken – so weit, dass es auch zu Gewaltausschreitungen kam. Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 wurden allerdings auch zahlreiche Kinder mit syrischen Eltern in der Türkei geboren. Etwa 240.000 Syrer hätten zudem laut Angaben des türkischen Innenministeriums die türkische Staatsbürgerschaft angenommen. (lismah/AFP/dpa)

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