Putins militärische Präsenz schwindet: Russland zieht wohl letztes U-Boot aus Syrien ab
Nach dem Umbruch in Syrien bangt Russland um seinen Marinestützpunkt. Jetzt gibt es Indizien dafür, dass Moskau seine Präsenz im Mittelmeer vollständig aufgibt.
Moskau/Tartus – Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien wird die russische Marine im Mittelmeer immer schwächer. Jetzt könnte Russland sogar den Marinestützpunkt in Tartus und damit den einzigen militärischen Außenposten außerhalb der ehemaligen Sowjetunion aufgegeben haben. Wie die portugiesische Marine berichtet, soll am 4. Januar das dieselelektrische U-Boot B-261 Novorossiysk, das Teil der russischen Schwarzmeerflotte ist, seinen Posten im Mittelmeer verlassen haben.
Das U-Boot war in der Marinebasis Tartus an der syrischen Küste stationiert. Russische Schiffe nutzen sie als Tank- und Reparaturstützpunkt, was ihnen den Weg über die türkische Meerenge zu den Schwarzmeerhäfen Russlands erspart. Es handelt sich um einen Tiefwasserhafen, der auch für Atom-U-Boote geeignet ist. Die Beobachtung der portugiesischen Behörden bedeutet nun, dass Russland derzeit keine U-Boote im Mittelmeer stationiert hat.
Pläne für Ersatz-U-Boot bisher unbestätigt: Russland könnte sich auch von Marinebasis zurückzuziehen
Laut Defense Express gibt es aber bereits Pläne für einen Ersatz, vermutlich die B-608 Mozhaisk. Dieses U-Boot, das Teil der Pazifikflotte ist und Ende 2023 in Dienst gestellt wurde, wurde am 31. Dezember 2024 beim Verlassen der Ostsee gesichtet. Die Durchfahrt durch den Ärmelkanal wurde jedoch noch nicht bestätigt.
Wenn kein Ersatz nach Tartus geschickt wird, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass Russland beabsichtigt, sich von der Marinebasis zurückzuziehen. Der Grund dafür ist: Russische U-Boote verbringen aufgrund technischer Mängel immer mehr Zeit in den Stützpunkten als auf See. Da kein U-Boot in Tartus stationiert ist, rechnen die Russen offensichtlich nicht damit, lange dort zu bleiben.

In einer Mitteilung von Defense Express heißt es, dass nach dem Beginn des umfassenden Krieges gegen die Ukraine mehrere russische Kriegsschiffe technisch gesehen in der Nähe Syriens feststeckten. Die Sperrung der Bosporus-Meerenge für Kriegsschiffe durch die Türkei als Reaktion auf den Konflikt verhinderte ihre Rückkehr in die von Russland besetzte Krim.
Meine news
Marinebasis Tartus: Bedeutende Rolle für Putins Aktivitäten in Afrika und im Nahen Osten
Eigentlich spielt die Marinebasis für die Aktivitäten des Kreml in Afrika und im Nahen Osten eine Schlüsselrolle. Die Sowjetunion pachtete die Basis 1971 von Syrien, als die UdSSR während des Kalten Krieges ihre Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten intensivierte. Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurden viele sowjetische Militäreinrichtungen auf der ganzen Welt geschlossen, den Ankerpunkt in Tartus betrieb Moskau jedoch weiter, wenn auch stark verkleinert.

Als Russland ab 2015 militärisch in den Bürgerkrieg in Syrien eingriff, um Assad an der Macht zu halten, verstärkte es auch die Besatzung der Marinebasis. Von „mehreren Personen“ stieg ihre Zahl auf über 1700, wie die russische Zeitung Kommersant berichtete. Ob die Armee wegen Russlands Ukraine-Krieg Personal aus Tartus abzog, ist nicht bekannt.
Zum Dank für die Unterstützung aus Moskau erließ Assad Russland die Pacht für 49 Jahre. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete daraufhin 2017 den Ausbau der Basis an.
Nach Sturz des Assad-Regimes: Zukunft der Schwarzmeerflotte Russlands ungewiss
Seit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien ist aber die Zukunft der Basis ungewiss. Russland könnte versuchen, Tartus durch einen anderen Stützpunkt zu ersetzen. Es gab Gerüchte, dass Russland mit der neuen syrischen Regierung über einen Deal verhandelt, um den Stützpunkt beizubehalten, aber vor Ort gibt es dafür keine Anzeichen, berichtet Naval News.
Auch über andere Standorte wurde spekuliert. Darunter Bengasi, Tobruk oder Al Burdi. Diese Städte im Osten Libyens werden von Khalifa Haftar kontrolliert, der von Russland unterstützt wird. Ein solcher Deal wurde jedoch nicht bestätigt und es gibt bisher keine Anzeichen für einen Neubau. (bg/dpa)