Wird Pistorius die Kamala Harris der SPD? Parteichef hat klare Meinung
Die SPD sucht nach Wegen aus der Krise. Ein möglicher Kanzlerkandidat Pistorius könnte neuen Schwung bringen, doch die Parteiführung will davon nichts wissen.
Berlin – Die Kanzlerpartei SPD schwächelt in Umfragen, die Ampel-Koalition wird bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen einmal mehr abgestraft. Und Olaf Scholz? Wird in Krisenzeiten regelmäßig dafür kritisiert, dass ihm Führungsstärke fehle.
Warum also macht Scholz nicht einfach den Biden? In den USA sorgte der Rückzug von Joe Biden für neuen Schwung vor der US-Wahl, die Demokraten wirken seit der Nominierung von Kamala Harris gerade zu euphorisiert. Doch ein anderer Kanzlerkandidat bei der anstehenden Bundeswahl kommt für SPD-Chef Lars Klingbeil nicht infrage – selbst nicht, wenn dieser Boris Pistorius heißt.
Pistorius bleibt beliebtester SPD-Politiker – Klingbeil sieht „alle in der Verantwortung“
Klingbeil erwartet nämlich nicht, dass die Krise seiner Partei durch einen Kanzlerkandidaten Boris Pistorius gelöst wäre. „Ich glaube nicht an so einfache Erklärungen wie: Wir tauschen eine Person aus, und dann wird alles gut“, sagte Klingbeil den Funke-Zeitungen. „Wir müssen uns Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern zurück erkämpfen. Da sind jetzt alle in der Verantwortung“, so der Partei-Co-Vorsitzende.
Verteidigungsminister Pistorius ist derzeit in Umfrage der mit Abstand beliebteste SPD-Politiker in Deutschland. Kanzler Olaf Scholz hingegen, der bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr erneut antreten will, befindet sich aktuell in einem Umfragetief. Klingbeil hatte sich bereits im Januar deutlich hinter Scholz gestellt.
Klingbeil wollte sich in dem Interview auf Nachfrage nicht dem Urteil von Gesundheitsminister Karl Lauterbach anschließen, wonach Scholz „der beste Bundeskanzler“ sei, „den wir je gehabt haben“. Er sei „froh, dass Olaf Scholz unser Bundeskanzler ist“, sagte Klingbeil auf eine entsprechende Frage. Er wolle sich „gar nicht entscheiden müssen“, welcher der vier SPD-Bundeskanzler der beste sei. Auf die Frage, ob er die Rolle des Kanzlers kritisch sehe, entgegnete Klingbeil: „Wir reden jeden Tag miteinander. Durchaus auch kritisch, aber vertraulich.“ Als Parteichef dränge er darauf, „dass sich Sachen ändern“.
Brandenburg-Wahl könnte die SPD weiter unter Druck setzen: Pistorius als Lösung?
Für die SPD und die Ampel-Partner steht in rund zwei Wochen mit der Brandenburg-Wahl der nächste Crashtest an. Die Landtagswahl dort ist vor allem für die SPD ziemlich wichtig, weil sie in Potsdam seit 1990 alle Ministerpräsidenten gestellt hat. Sollte der jetzige Regierungschef Dietmar Woidke nun nach elf Jahren an der Macht scheitern, könnte sich in der SPD die Diskussion Bahn brechen, ob nicht doch der viel beliebtere Verteidigungsminister Boris Pistorius Kanzlerkandidat werden sollte. (nak/dpa)