Pistorius geht mit Rüstungsfirmen ins Gericht: „Liefern“, nicht beschweren

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) fordert von der europäischen Waffenindustrie, die Produktion zu verstärken, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Im Interview mit der britischen Traditionszeitung „Financial Times“ betonte er, dass die deutsche Regierung bereits Maßnahmen ergriffen habe, um die langjährigen Bedenken der Branche durch die Bereitstellung enormer Investitionssummen auszuräumen. 

Pistorius wörtlich: „Es gibt keinen Grund mehr, sich zu beschweren.“ Die Verteidigungsausgaben Deutschlands sollen bis 2029 signifikant auf 152,83 Milliarden Euro steigen. „Die Industrie weiß ganz genau, dass sie jetzt in der Verantwortung steht, zu liefern“, sagte der 65-Jährige. 

Bundesverteidigungsminister Pistorius nimmt Rüstungsindustrie in die Pflicht

Deutschlands strategische Neuausrichtung soll dazu beitragen, die Bedrohung durch Russland effektiv abzuschrecken, insbesondere angesichts des abnehmenden US-Interesses an der Sicherheit Europas. Pistorius, der zu Wochenbeginn seinen US-amerikanischen Amtskollegen Pete Hegseth in Washington trifft, kritisierte Verzögerungen bei der Industrie und machte deutlich, dass eine Steigerung der Produktionskapazitäten notwendig sei.

Er erklärte: „Leider erleben wir immer noch Verzögerungen bei einzelnen Projekten, bei denen alles geregelt scheint, und dann kommt es zu Verzögerungen auf Seiten der Industrie, die ich dann zu verantworten habe.“

Die Industrie müsse ihre Kapazitäten hochfahren. „Das gilt für Munition, für Drohnen, für Panzer – eigentlich für fast alle Bereiche.“

Pistorius will die Bundeswehr mit modernster Technik ausstatten: Panzer, U-Boote, Kampfjets

Neben der kurzfristigen Produktionssteigerung ist eine langfristige Planung erforderlich, um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr sicherzustellen. Pistorius, der erst kürzlich im TV zeigte, warum er so beliebt ist, arbeitet an einem umfassenden Beschaffungsplan für die kommenden Jahrzehnte, der Panzer, U-Boote, Drohnen und Kampfjets einschließt. 

Ziel ist es, die Bundeswehr mit modernsten Technologien auszustatten und den Bedrohungen gerecht zu werden. „Wir brauchen ein System, das sich über viele Jahre durch kontinuierliche Lieferungen erneuert, sodass die Anzahl der einsatzbereiten Panzer immer gleich bleibt“, erklärte er im Gespräch mit der „Financial Times“.

Neues Werk für Unterwasserdrohnen in England geplant

Unterdessen will das deutsche Start-up Helsing noch in diesem Jahr in der südenglischen Hafenstadt Plymouth eine Fabrik zur Produktion von Unterwasserdrohnen eröffnen. Die Anlage, die rund 350 Millionen Pfund (circa 408 Millionen Euro) kosten soll, wird durch das Trinity House-Abkommen mit Berlin finanziert. Britische Beamte bestätigen, dass die Drohnen russische U-Boote und andere Unterwasseraktivitäten überwachen sollen. 

Die SG-1 Fathom, ursprünglich für die Wal-Forschung entwickelt, nutzt die KI-Technologie Lura von Helsing zur Erkennung von akustischen Signaturen. Diese Drohnen können autonom bis zu drei Monate patrouillieren und große Seegebiete überwachen. Dank ihrer kosteneffizienten Herstellung sind sie ideal zum Schutz kritischer Unterwasserinfrastruktur, was angesichts Bedrohungen durch russische und chinesische Marine zunehmend wichtig wird.