Crowd Funding für Leichensäcke: Russische Stadt beklagt große Verluste im Ukraine-Krieg

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In die Heimat überführt: In diesem Sarg wird ein russischer Soldat von seinen Kameraden zu Grabe getragen. © Twitter/@ChrisO_wiki

Russland soll im Ukraine-Krieg Hunderttausende Tote zu betrauern haben. Die Rückführung der Leichen gestaltet sich offenbar schwierig und teuer für Angehörige.

Irkutsk – Wladimir Putin schickte schon unzählige Landsleute und andere Unterstützer in seinen Ukraine-Krieg. Manche von ihnen kommen nie mehr zurück. Nicht einmal ihre Leiche. Denn die Verluste Russlands im Zuge der Invasion sind offenbar einfach zu zahlreich.

Gerade in entlegenen Regionen, aus denen viele der Kämpfer stammen, scheinen sich Rückführungen schwierig zu gestalten. Darauf macht der Telegram-Kanal „Menschen vom Baikalsee“ aufmerksam, der nach eigenen Angaben unabhängig über die Geschehnisse in der tief in Sibirien gelegenen Region rund um den ältesten und tiefsten Süßwassersee der Erde berichtet.

Video: Russland dementiert Geheimverhandlungen um Waffenruhe im Ukraine-Krieg

Russlands Verluste im Ukraine-Krieg: Crowd Funding für Leichensäcke

Dort heißt es, in der Region Irkutsk würden Gelder gesammelt, um die Leichen von Militärangehörigen zurücktransportieren zu können. Dies wird demnach von einer Gruppe aus der Stadt Ust-Kut übernommen, die mit den Spenden eigentlich Trockenrationen, Ausrüstung und Waffen für die Soldaten an der Front ermöglichen will. Das Konto des örtlichen Fonds „Kontingent“ sei allerdings leer.

Zwar würde das russische Verteidigungsministerium die Leichen toter Soldaten kostenlos zu Flugplätzen transportieren, auf denen militärische Transportflugzeuge abgefertigt werden können. In diesem Fall handele es sich jedoch um den in Bratsk, der mehr als 300 Kilometer entfernt liege.

Vor ähnlichen Problemen stehe die Region Kirenskij. Denn auch dort finde sich keine geeignete Start- und Landebahn für Militärflugzeuge.

Gestecke mit russischen Farben vor ausgegrabenem Loch
Die letzte Ruhestätte: Russland muss im Ukraine-Krieg viele Tote begraben, manche gehen als unbekannte Soldaten unter die Erde. © IMAGO / ITAR-TASS

Crowd Funding für Leichensäcke in Russland: „Verteidigungsministerium leistet bei Bergung kaum Hilfe“

Nachdem die Rücksendungen getöteter Militärangehöriger zuvor von der Irkutsker Swesda-Stiftung bezahlt worden seien, müssten seit diesem Jahr die Kommunen einspringen. Mindestens 63 Tote seien in der Region Ost-Kut schon zu beklagen, davon alleine 41 in diesem Jahr. Somit sah sich der örtliche Fond dazu gezwungen, eine Crowd-Funding-Aktion für Leichensäcke zu starten.

Über das Thema berichtet auch der Twitter-Kanal ChrisO_wiki, hinter dem ein unabhängiger Militärhistoriker und -forscher steht. Der verweist auch auf die Frau eines Soldaten. Diese habe geschrieben, dass das Militär Geld für Leichensäcke verlange. Der Militärhistoriker schlussfolgert: „Es sieht danach aus, dass das russische Verteidigungsministerium bei der Bergung der Toten kaum Hilfe leistet.“

Russland und die Verluste im Ukraine-Krieg: Putins Truppe soll mehr als 600.000 Soldaten verloren haben

Bereits in der Vergangenheit hatte es Berichte gegeben, wonach Russland die Leichensäcke ausgehen würden. Auch war zu lesen, dass viele der Opfer des Krieges gar nicht erst in die Heimat rücküberführt, sondern in der Ukraine begraben werden würden.

Gerade zu Beginn der Invasion hoffte Putin wohl auch darauf, dass die eigene Bevölkerung kaum mitbekommen würde, welchen Blutzoll das Land für seine sogenannte militärische Spezialoperation zahlen muss. So soll der Kreml-Chef vor allem Menschen aus ärmeren Regionen an die Front befohlen haben. Wohl auch in der Annahme, dass die Klagen von deren Angehörigen über die Verluste in seinem großen Reich verhallen und somit kaum Gehör finden würden.

Gesicherte Zahlen über die Verluste Russlands im Ukraine-Krieg gibt es nicht. Tägliche Updates liefert lediglich das Verteidigungsministerium der Ukraine, dessen Angaben aber eben mit Vorsicht zu genießen sind. Demnach verliert Moskau jeden Tag eine vierstellige Anzahl an Militärangehörigen, insgesamt sollen es mittlerweile 605.330 sein. (mg)

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